Solingen Unfallszenen erschüttern Fahranfänger

Solingen · NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann und Landesinnenminister Ralf Jäger waren am DOnnerstag zu Gast in der Friedrich-Albert-Lange-Schule. Dort nahmen sie mit Schülern am Unfallpräventionsprogramm "Crash Kurs NRW" teil.

Viele Schüler schluckten beklommen beim Anblick des 18-jährigen Mädchens, das an Schläuche angeschlossen im Krankenbett lag, mit einem Kuschelelch an ihrer Seite. Ihr Vater erzählte, wie er sich von seiner Tochter vor deren Kurztrip mit Freunden in die Niederlande verabschiedete und wenige Stunden später die Nachricht vom schweren Autounfall und den lebensbedrohlichen Verletzungen der Jugendlichen erhielt. Über das weitere Schicksal des Mädchens erfuhren die Zuhörer in der Aula der Friedrich-Albert-Lange-Schule nichts mehr, aber die Schilderungen des Mannes wühlten alle Gäste sichtlich auf.

Mit dem landesweiten Programm "Crash Kurs NRW — Realität erfahren. Echt hart" will die Polizei das Verantwortungsbewusstsein junger Autofahrer verstärken. Seit 2011 besuchen Polizisten, Rettungssanitäter, Ärzte, Notfallseelsorger und Angehörige von Unfallopfern Schulen im Bergischen Städtedreieck und berichten Schülern der Jahrgangsstufen 11 und 12 von ihren Erlebnissen.

Auf der Leinwand gezeigte Bilder von zerstörten Autos, Blut auf der Windschutzscheibe und herumliegenden Helmen und Handschuhen lassen das Gesagte noch erschütternder wirken. "Das hat sich bei mir im Kopf eingebrannt", sagte Schüler Felix Baumgart (18).

Der abschreckende Effekt von Fotos und Vorträgen ist durchaus erwünscht. "Wir wollen einen ungeschminkten Blick auf die Realität werfen", erklärte Polizei-Verkehrserzieher Ulrich Schmidt. Gerade die Altersgruppe der 18 bis 24-Jährigen sei besonders unfallgefährdet. "Jedes Jahr verunglücken im Bergischen Städtedreieck rund 350 junge Menschen", sagte er.

Überhöhte Geschwindigkeit im Übermut, Ablenkung durch das Handy sowie Alkohol und Drogen seien dabei häufige Unfallursachen. Das wurde auch in den Beiträgen der Gastredner deutlich. Eine Polizistin und ein Feuerwehrmann berichteten von einem Pkw, der im Jahr 2010 in der Innenstadt mit über 100 Stundenkilometern ungebremst gegen eine Mauer fuhr. Das Opfer, ein 20-jähriger Mann, erlitt einen lebensgefährlichen Lungenkollaps, überlebte aber dank der schnellen Hilfe der Einsatzkräfte. Den Beifahrer eines Motorrades konnten die Helfer nach einem Unfall an der Konrad-Adenauer-Straße im Jahr 2006 nicht mehr retten: Er starb schließlich nach Monaten im Koma.

Unter Einfluss von Marihuana und Kokain war der Fahrer des Motorrades auf der Goerdelerstraße in einen Kleinwagen gerast und hatte dabei selbst zahlreiche Knochenbrüche erlitten. "Gerade dadurch, dass man die Orte kennt, rückt das alles noch näher an einen heran", sagte Schülerin Annika Francke (17) in der abschließenden Podiumsdiskussion, an der auch Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) und Innenminister Ralf Jäger (SPD) teilnahmen. Ihr Schulkollege Felix Baumgart fasste schließlich zusammen: "Viele fahren gerne schnell, aber so eine Veranstaltung verdeutlicht, wie rasch etwas passieren kann."

(ied)
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