Verkehrsunfallbilanz im Städtedreieck Tod im Verkehr – beim Sonnenbaden

Solingen / Bergisches Land · In Wuppertal, Solingen und Remscheid starb im vergangenen Jahr – rein rechnerisch gesehen – alle 28 Tage ein Verkehrsteilnehmer.

 Dieser Zusammenstoß eines Linienbus mit einem Fahrzeug beim Wenden im Mai vorigen Jahres gehörte zu schweren Unfällen 2019 in Solingen. Ein Autofahrer wurde schwer, drei Businsassen erlitten leichte Verletzungen.

Dieser Zusammenstoß eines Linienbus mit einem Fahrzeug beim Wenden im Mai vorigen Jahres gehörte zu schweren Unfällen 2019 in Solingen. Ein Autofahrer wurde schwer, drei Businsassen erlitten leichte Verletzungen.

Foto: Gianni Gattus

Drei Verkehrstote gab es 2019 in Solingen, einen mehr als im Jahr zuvor. Aber zwei Fälle aus Ohligs und Burg waren so ungewöhnlich, dass sie eigentlich die am Dienstag vorgestellte Unfallstatistik der Polizei sprengen.

Am 29. März wurde ein 27-Jähriger auf einem Firmengelände an der Prinzenstraße überfahren, als er auf der Fahrbahn lag und sich sonnte. Der Mitarbeiter des Unternehmens starb gut zwei Wochen später im Klinikum. Am 31. Oktober zog sich ein 87-Jähriger schwere Kopfverletzungen in der Nähe der Jugendherberge zu. Er hatte sich an einen Lastwagen gelehnt, der dann anrollte. Von dem Unfall erfuhr die Polizei erst, als der Gestürzte rund eine Woche später im Krankenhaus starb.

2019 kamen im Bereich des Polizeipräsidiums Wuppertal 13 Menschen im Straßenverkehr um, sechs mehr als 2018. Die Zahl der Verkehrsunfälle blieb dagegen mit 25.110 fast gleich (minus 42). Die Zahl der Verunglückten sank um 82 auf 2070. „Dabei wird es von Jahr zu Jahr voller auf den Straßen“, kommentierte Polizeipräsident Markus Röhrl, als er in Wuppertal den Jahresverkehrsbericht vorlegte. „Die Verkehrsunfallzahlen sind nach wie vor hoch, die Situation im Straßenverkehr ist häufig unglaublich komplex.“

„Individuelles Fehlverhalten“, so Wöhrl, stehe auch hinter dem Tod von sieben Fußgängern. Fünf von ihnen waren Senioren. Außerdem kamen neben anderen ein Motorrad-, ein Motorroller- und ein Fahrradfahrer ums Leben. Nicht alle Fälle werden aufgeklärt: Die Zahl der Unfallfluchten stieg auf 6123, die mit Personenschaden blieb mit 203 fast gleich. „Das ist absolut asozial“, kritisiert der Polizeipräsident. Das werfe, wie auch das Gaffen am Unfallort, „kein gutes Licht auf unsere Gesellschaft“. Bei etwa zwei von drei Unfallfluchten mit Personenschaden konnte die Polizei den Verursacher ermitteln.

„Manchmal hängen an einem Verkehrstoten rund 100 andere, die mitleiden“, sagt Tanja Veljovic, Leiterin der Direktion Verkehr. In diesem Jahr will sie einen der Schwerpunkte bei den Kindern setzen. 2019 verunglückten 216 im Straßenverkehr, davon 25 auf dem Schulweg. Im Vorjahr waren es 194 (29). Schwer verletzt wurden 38 Jungen und Mädchen (2018: 25). Bei 84 der 216 Unfälle waren die Kinder Beifahrer, 101-mal gingen sie zu Fuß, 27-mal fuhren sie mit dem Rad. „Die Kinder lernen Straßenverkehr nicht, wenn sie auf der Rückbank sitzen“, ermahnt die Polizeioberrätin die Eltern. „Die Schulwege sind nicht so gefährlich.“

Vorschläge, wie man den Verkehr im Bergischen sicherer machen kann, werden in der Polizeidirektion aufmerksam verfolgt. „Auch wir betrachten die roten Verkehrsflächen als problematisch“, kritisiert Veljovic die Linien am Busbahnhof in der Solinger Innenstadt, die so etwas wie einen Zebrastreifen symbolisieren – aber keinerlei Bedeutung haben. Wie der Verkehr besser rollen kann, ist ebenfalls ein Thema. Zu möglichen Kreisverkehren in der Klingenstadt am Werwolf und an der Bonner Straße / Langhans­straße sei man aber „noch gar nicht gefragt worden“. Veljovic: „Wir ­können nicht sagen, dass Kreisverkehre generell gut oder schlecht sind.“

Zur Prävention gehört 2020 auch wieder eine Aktion für Motorradfahrer. Sie findet am 29. März am Café Hubraum statt. Ob die Polizei allem und jedem vorbeugen kann, bezweifelt Markus Röhrl aber. „Doppelte Maßnahmen bedeutet nicht gehälftelte Unfallzahlen“. Prävention sei sehr personalaufwendig. „Wir sind dünn besetzt. Die Direktion Verkehr ist für die Größe der Behörde aber gut aufgestellt.“

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