Solingen Unbeschwerte Zeit

Solingen · 44 Kinder aus Belynitschi entdecken zurzeit das Bergische Land. Auch in diesem Sommer hat der Verein "Kinder von Tschernobyl/Solinger Hilfe für Minsk" sie eingeladen, vier erholsame Wochen in Solingen zu verbringen.

Die Reaktor-Katastrophe in Tschernobyl geschah vor 26 Jahren, hat aber dramatische Auswirkungen bis heute. Immer noch werden in der Region überdurchschnittlich viele behinderte Kinder geboren, Erwachsene erkranken auch heute noch an den Folgen des verseuchten Regens. Die Region Belynitschi ist etwa 170 Kilometer vom zerstörten Reaktor entfernt, die radioaktive Wolke hatte damals auch dort die fruchtbaren Böden verseucht, trotzdem wurde die Ernte eingefahren, denn "die Menschen mussten doch essen", erzählt Friedhelm Butz.

Unter dem Eindruck der Katastrophe hatte er mit seiner Frau Renate Hilfe ins Leben gerufen, ihnen wurde der Bereich der Stadt Belynitschi mit 30 000 Einwohnern zugewiesen. Seitdem sammelt das Ehepaar Butz Spenden, seit 1990 gehen regelmäßig Lastwagen mit Hilfsgütern für Menschen, Kindergärten und Schulen nach Weißrussland (Belarus).

Zugleich kommen in jedem Jahr Kinder aus der Region zu erholsamen Ferien nach Solingen. "Diesmal mussten wir lange auf den Bus warten", sagte Renate Butz, erst spät in der Nacht trafen die Kinder auf dem Platz am Weyersberg ein. Dort warteten schon geduldig die Gasteltern auf ihre jungen Gäste.

Es kamen diesmal 44 Kinder mit sechs Betreuern nach Solingen. Vorgestern Nachmittag trafen sich alle 29 Gasteltern mit ihren Kindern auf Zeit auf dem Spielplatz am Engelsberger Hof zu einem gemeinsamen Eröffnungsfest.

Marina Arachovskaya kommt bereits zum zehnten Mal nach Solingen, die 19-Jährige spricht ein gutes Deutsch und wohnt bei der Wuppertaler Familie Idel. "Marina ist handwerklich sehr begabt", erzählt Mandy Idel, "sie wird uns sogar beim Renovieren helfen", scherzt die Gastmutter.

Aber natürlich steht Erholung an erster Stelle, und die Spenden reichen auch noch, um den Kindern ein interessantes Ausflugsprogramm zu bieten. "Wir gehen mit ihnen in den Zoo, besuchen einen Freizeitpark und zeigen ihnen natürlich auch die Attraktionen in unserer Region", sagt Renate Butz. Wenn sie mal nicht unterwegs sind, dann können die Kinder aus Belarus alle Angebote im Sportpark Ittertal nutzen, "besonders der Schwimmclub Solingen kümmert sich in seinem Vereinsheim rührend um die Kinder", ergänzt Friedhelm Butz.

Spenden nehmen die Organisatoren um das Ehepaar Butz gerne an. "Besonders Fruchtsäfte sind immer alle, davon können die Kinder nicht genug bekommen". Aktuell werden auch noch einige Gasteltern gesucht.

Infos Telefon 812572 oder www.belynitschi-aktuell.de

(wgu)
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