Umweltalarm in Solingen Tote Fische in der Itter nach Klärwerk-Unfall
Solingen/Hilden · Im Klärwerk Ohligs sind am Dienstagabend rund 3000 Kubikmeter Klärschlamm ausgetreten. Teile gelangten in die Itter. In Hilden wurden tote Fische gefunden. Die Stadt Solingen löste Umweltalarm aus. Der Schlamm wird analysiert.
Solingen und die Region stehen möglicherweise vor einem der größten Umweltschäden der zurückliegenden Jahre. Denn nachdem im Klärwerk Ohligs, das zum Bergisch-Rheinischen Wasserverband (BRW) gehört, am Dienstagabend einer der beiden Schlammbehälter gerissen ist und sich daraufhin rund 3000 Kubikmeter Klärschlamm über das Gelände des Klärwerks ergossen haben, sind im Bereich der Itter in der Solinger Nachbarstadt Hilden am Tag danach rund 30 tote Fische gesichtet worden.
„Das Material hat plötzlich versagt“, sagte der Direktor des BRW, Engin Alparslan, am Mittwochnachmittag, zum Ablauf des Unglücks. Darüber hinaus berichtete Alparslan von vollgelaufenen Kellern, „auch im Betriebsgebäude stand einen Meter hoch der Schlamm.“ Zwar habe man direkt nach dem Unfall alles Erdenkliche unternommen, um ein Abfließen des Schlamms in den nahen Lochbach zu verhindern, versicherte der BRW-Direktor. Doch habe sich dies am Ende als vergeblich erwiesen – und der Schlamm sei von dort schließlich in die Itter gelangt.
Dabei bleibt einstweilen unklar, welche Giftstoffe genau mit dem Klärschlamm in die Gewässer geflossen sind und den Tod der Fische verursacht haben könnten. Zwar hatte die Stadt Solingen als zuständige Untere Umweltbehörde direkt nach Bekanntwerden des Unfalls am Dienstagabend Proben aus dem Schlamm entnommen und zur Analyse in ein Labor gebracht. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen liegen aber bislang noch nicht vor. „Wir rechnen damit, dass dies erst in einigen Tagen der Fall sein wird“, sagte ein Sprecher der Stadt auf Nachfrage.
Derweil gingen die Aufräumarbeiten am Mittwoch weiter. So befanden sich der BRW, der Kreis Mettmann, zu dem Hilden gehört, sowie die Anrainer-Städte im Einsatz, um die toten Fische einzusammeln. Damit sollte verhindert werden, dass noch andere Tiere die Giftstoffe aufnehmen konnten. „Unsere Wasserbehörde ist unterwegs“, sagte Kreissprecherin Daniela Hitzemann. Die Mitarbeiter nahmen dabei die Itter in Augenschein und halfen bei der Beseitigung der toten Fische. Sobald sie auf Rückstände des Klärschlamms trafen, informierten sie hingegen den BRW, damit die Giftstoffe entsorgt werden konnten.
„Die Bäche führen momentan so viel Wasser, dass der Verdünnungsfaktor recht hoch ist und wahrscheinlich nur wenige Rückstände zurückbleiben“, sagte Kreissprecherin Hitzemann, derweil Regina Wegner von der Biologischen Station Mittlere Wupper die Fauna in und an der Itter beschrieb. So sei der Fluss nicht allein der Lebensraum von Fischen, sondern biete auch zahlreichen Insekten gute Bedingungen, betonte Wegner, die darauf verwies, dass die Itter eine relativ hohe Fließgeschwindigkeit habe. Allerdings könnten organische Stoffe, die in das Wasser gelangten, zu einem Sauerstoffdefizit führen, das dann wiederum die Fische schädigen könne, so die Expertin der Biologischen Station.
Tatsächlich bereitet der Fluss Umweltschützern schon lange Sorgen. So beklagt die Initiative „Rettet das Ittertal“ immer wieder die Versiegelung des Bodens im Bereich der Itter sowie ihrer Nebenbachläufe. „Das führt dazu, dass der Wasserstand sinkt“, sagte jetzt Christian Robbin von der Bürgerinitiative, die sich darum gegen die Ausweisung neuer Gewerbegebiete an der Itter ausspricht.
Nach Einschätzungen des Kreises Mettmann befindet sich die Itter in keinem guten ökologischen Zustand. Wiederholt kommt es zu Verunreinigungen wie im November, als Wasser aus einer Baustelle in die Itter gelangt war. Damals waren im Gegensatz zum Unglück von Dienstag aber keine Schäden zu beklagen. Der Klärschlamm wird laut Wasserverband nunabgepumpt und dann dem Klärwerk erneut zugeführt. So wird das Wasser gereinigt. Jedoch steht dem BRW nur noch einer von zwei Faulbehältern zur Verfügung.