Harter Sturz möglich

So auch auf dem Engelsberger Hof in der Ohligser Heide: An der Einpunktschaukel drohen Rippen- und Wirbelverletzungen durch Einklemmgefahr, an der Netzpyramide fehlen die Ummantelungen der Stahllitzen. Außerdem wurden lose und defekte Fallschutzplatten unter dem Barren beanstandet, was wohl nicht nur die Stolpergefahr erhöht: Vor Verletzungen nach einem Sturz aus rund 1,20 Metern Höhe schützen die löchrigen Gummimatten kein Kind. Besondere Gefahr gehe vom großen, hölzernen Spielschiff aus: Mit dem Kopf könnten Kinder in unzulässig-großen Öffnungen stecken bleiben, am lockeren Steuerrad könnten kleine Kinderfinger eingequetscht werden, der harte Boden würde einen Sturz nicht abfedern.

Doch trotz aller dieser Mängel muss nach den Worten von TÜV-Sprecher Ralf Diekmann der Spielplatz nicht mit einem "Stoppschild" versehen werden. Dennoch findet der Experte klare Worte: "Ich weiß, dass die Stadt Solingen sich bemüht und auch ihre Mitarbeiter entsprechend schult, aber wer diese offensichtlichen Mängel sieht, weiß, dass da jemand gelinde gesagt mindestens einen schlechten Tag gehabt hat." Eher sogar mehrere schlechte Tage, sehen doch manche Schäden nicht frisch entstanden aus.

Auch die Handgriffe an der Leiter sind locker – um dies festzustellen braucht es nicht einmal Experten: "Die sind ganz wackelig", demonstriert der vierjährige Tom bei der Besteigung des Spielschiffes. Gemeinsam mit Mutter Ilka Berger, Schwester Lana (2) und Freundin Alexandra Kaufmann ist er zum Spielen auf den Engelsberger Hof gekommen. Von der TÜV-Studie hatten sie vorher schon gehört. "Natürlich kann man seine Kinder nicht immer vor allem schützen", sagt Ilka Berger, "dennoch sollte doch gerade ein Spielplatz den Kindern größtmögliche Sicherheit garantieren." Selbstverständlich erwarten sie, dass die Stadt die Beanstandungen schnellstmöglich repariere. "Dazu ist sie einfach verpflichtet." Generell hielten die festgestellten Mängel sie aber nicht von einem Besuch auf dem Spielplatz ab. "Aber wir passen natürlich ganz besonders gut auf." Ebenso wie Ralf Weber. Zwei bis drei Mal in der Woche kommt er mit Enkeltochter Lee Ann (2) zum Engelsberger Hof. "Die Kleine spielt unheimlich gerne hier", verrät der Ohligser. "Ich beaufsichtige sie aber immer, einfach laufen lassen kann man die Kinder hier nicht." Er hoffe, so der besorgte Großvater, dass die Mängel nun sehr bald behoben würden.

Stadt kündigt Kontrolle an

Eine berechtigte Hoffnung – deren Umsetzung sich möglicherweise noch etwas hinziehen könnte. "Die zuständigen Mitarbeiter des Technischen Betriebs Straßen und Grün (TBSG) nehmen den Spielplatz jetzt erstmal in Augenschein", teilte Lutz Peters, Pressesprecher der Stadt, gestern mit. Mit ersten Ergebnissen rechne er in der kommenden Woche. Dann wird sich wohl auch herausstellen, wie es trotz regelmäßiger Kontrollen zu diesen Mängeln kommen konnte. Bereits im Jahr 2005 hatte sich ein Junge beim Spielen auf der Lokomotive so unglücklich eingeklemmt, dass er von der Feuerwehr befreit werden musste.

TÜV-Experte Diekmann hat einen Tipp für alle Eltern: "Gehen Sie mit den Kindern auf die Spielplätze und melden Sie der Stadt umgehend, wenn Sie einen Schaden entdecken." Zum einen würden diese dann schneller beseitigt, zum anderen könne die Stadt – wenn etwas passiert – sich später nicht herausreden.

Unsere gestrige Berichterstattung auf der Seite A 3 finden Sie auch unter www.rp-online.de/solingen