Solingen Tödlicher Unfall in Burg: Fahrer verurteilt
Solingen · Der Tod einer 31-jährigen Frau bei einem Unfall mit Fahrerflucht in Solingen-Burg stand am Donnerstag im Mittelpunkt eines Prozesses vor dem Amtsgericht. Der 42-jährige Unfallfahrer zeigte Reue.

Spurensuche nach tödlicher Fahrerflucht
Der schmächtige Mann weiß nicht, wohin er schauen soll, auch fehlen ihm die Worte, und so lässt er seine Anwältin eine Erklärung vorlesen für das, was kaum zu erklären ist. Am Abend des 22. September 2012 gegen 22.45 Uhr hat der 42-jährige Handelsfachpacker aus Remscheid mit seinem Kleinwagen auf der Eschbachstraße in Unterburg eine junge Frau angefahren und ist geflüchtet, ohne seinen Wagen auch nur ein wenig abgebremst zu haben, wie Zeugen später erklärten.
Die Wucht des Aufpralls war so stark, dass die 86 Kilogramm schwere und 1,69 Zentimeter große Frau durch die Luft flog, der Körper dann auf zwei geparkte Pkw prallte und schließlich unter einem Fahrzeug liegenbleib. Und das alles vor den Augen ihres Freundes, mit dem sie an diesem Abend unterwegs war. Noch in der Unfallnacht starb die 31-Jährige im Solinger Klinikum an einem offenen Schädelhirntrauma.
Am Donnerstag sprach das Schöffengericht sein Urteil: Wegen fahrlässiger Tötung und unerlaubten Entfernens vom Unfallort wurde der bislang unbescholtene Mann zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und vier Monaten verurteilt, zur Bewährung ausgesetzt auf drei Jahre. Außerdem muss er an die Mutter der Getöteten 1800 Euro zahlen. "Das Gericht ist sich darüber im Klaren, dass die Summe nicht geeignet ist, ein Menschenleben aufzuwiegen, doch wir mussten die Geldauflage an den finanziellen Möglichkeiten des Angeklagten ausrichten", sagte die Vorsitzende Richterin in der Urteilsbegründung.
Am 22. September war der Remscheider zunächst den ganzen Tag bei seiner in einer Düsseldorfer Klinik auf der Intensivstation liegenden Lebensgefährtin gewesen. Gegen 20 Uhr, so die Erklärung, die die Anwältin verlas, hatte er sich auf den Heimweg gemacht, war jedoch zuvor zur Haaner Kirmes gefahren, um sich abzulenken und etwas zu essen. Alkohol habe er nicht getrunken. An das Geschehen in Unterburg unweit des Swingerclubs Beverley habe er kaum Erinnerung. Natürlich hatte er bemerkt, dass etwas gegen die Windschutzscheibe schlug, warum er dennoch weiterfuhr, kann er sich im Nachhinein nicht erklären. Zwei Tage später, als im Radio von dem tödlichen Unfall berichtet wurde, habe er sich gedacht, dass er der Schuldige sein müsse und der Polizei gestellt.
Die junge Frau war am 22. September mit einem guten Freund unterwegs. Der sagte am Donnerstag vor Gericht, man habe sich unterhalten, auch über Probleme mit den jeweiligen Lebenspartnern. Zunächst sei man nebeneinander auf dem schmalen Gehweg an der Eschbachstraße gegangen. "Als ich merkte, dass die Autos sehr dicht an uns vorbeifuhren, bin ich vorgegangen", sagte der 31-Jährige. Den Unfall hörte er zunächst als lauten Knall, dann musste er mitansehen, wie seine Bekannte durch die Luft flog und schließlich unter einem geparkten Kleinwagen liegenblieb. Auch danach seien noch zwei Autos vorbeigefahren, ohne dass sich jemand um den Unfall gekümmert habe.
Feuerwehr und Rettungswagen, so der Zeuge, seien nach seinem Anruf zeitnah eingetroffen. Helfen konnten der verletzten Frau letztlich niemand mehr.
Auch für den Angeklagten hat sich das Leben nach dem folgenschweren Unfall verändert. Einmal in der Woche nimmt er psychologische Betreuung in Anspruch und auch der Seelsorger seiner Gemeinde kümmert sich um den 42-Jährigen.