Tierheim Solingen Trio sucht ein neues Zuhause

Solingen · Im Tierheim suchen viele Vierbeiner eine neue Familie. Darunter sind auch Tiere, die blind beziehungsweise taub sind. Wie die Hündin Carla und die Katze Jula.

 Tierheim-Leiterin Andrea Kleimt mit der blinden Mischlingshündin Carla.

Tierheim-Leiterin Andrea Kleimt mit der blinden Mischlingshündin Carla.

Foto: Ines Räpple

Die Begrüßung fällt stürmisch aus: Schon bevor wir den Auslauf von Ines und Carla im Tierheim Solingen betreten, stehen beide Mischlingshündinnen am Zaun und recken die Schnauzen so weit es geht durch die Streben. Die Freude über den Besuch von Tierheimleiterin Andrea Kleimt ebbt auch nicht ab, als wir versuchen „Bewerbungsfotos“ des Mutter-Tochter-Gespanns zu machen. Eine hüpft immer weg, dreht sich um oder will einem direkt um den Hals fallen. Mit ein bisschen Geduld beruhigt sich erst Mama Ines, die sich gerne auf den Rücken legt und die Besucher mit treuem Blick zum Bauchkraulen auffordert. „Sie hätten wir schon längst vermitteln können“ sagt Kleimt über die zutrauliche Mischlingsdame, die auch noch „Adoptivtochter“ Pauline aufgezogen hat.

Kleimt hat allerdings „den dringenden Wunsch“, Carla und Ines nicht zu trennen. Denn Carla ist blind und würde sich ohne ihre Mutter erstmal schwertun. Die beiden Hündinnen sind über ein Tierheim Nahe des spanischen Tarragona Ende Mai nach Glüder gekommen. Ines, die wohl einen Labrador im Stammbaum hat, war mit drei Welpen auf einem Feld gefunden worden. Carlas Brüder Carl und Carlo sowie Pauline sind schon vermittelt. Der Nachwuchs ist schlanker gebaut und deutet damit vermutlich Gene eines Jagdhundes an.

 Hündin Ines, die Mutter der blinden Carla, lässt sich gerne am Bauch kraulen.

Hündin Ines, die Mutter der blinden Carla, lässt sich gerne am Bauch kraulen.

Foto: Ines Räpple

Wegen Carlas Blindheit sollte das neue Zuhause nicht zu hektisch sein, sie orientiert sich viel über die Nase. „Eher vorsichtig“ wäre Kleimt mit einem anderen Tier. Treppenstufen kennt Carla noch nicht. Neue Besitzer sollten sie mit ihren derzeit vier Monaten vorerst nicht ableinen, bis sie erwachsen und etwas ruhiger ist.

 Fundkatze Jula ist blind, trotz ihrer zehn Jahre aber noch sehr aktiv und sucht ebenfalls ein neues Zuhause.

Fundkatze Jula ist blind, trotz ihrer zehn Jahre aber noch sehr aktiv und sucht ebenfalls ein neues Zuhause.

Foto: Ines Räpple

Mit einer anderen Einschränkung lebt Katze Jula: Sie ist taub. Die Fundkatze wartet seit Anfang April im Tierheim auf ein neues Zuhause. „Am besten sind ihre neuen Besitzer katzenerfahren“, sagt Tierpflegerin Jacqueline Kremer. „Die ihr Verhalten lesen können und die es wegstecken, wenn sie doch mal eine gewischt bekommen.“ Denn Jula hat Spondylose an der Wirbelsäule und mag es gar nicht, wenn man sie dort unbedarft für ein schönes Foto streicheln will. Für die Veränderungen an den Wirbeln muss sie nur selten Schmerzmittel bekommen. Trotz ihrer zehn Jahre ist sie auf Zack. Kinder sollte es aber bei den neuen Besitzern eher nicht geben.

Normalerweise achten die Tierheimmitarbeiter darauf, dass die Katzen nach ihrem Auszug Freigang bekommen, aber „wir haben Sorge, dass sie Autos nicht hört und es zu gefährlich ist“, sagt Kremer. Deswegen wäre eine Wohnung mit Balkon oder gesicherter Freigang beispielsweise in einem Hinterhof ideal.

Die Corona-Pandemie spürt das Tierheim vor allem an zwei Stellen: bei den Finanzen, weil beispielsweise der Imbiss geschlossen ist, und bei den vom Veterinäramt beschlagnahmten Hunden. Stichwort: illegale Einfuhr. „In den letzten Wochen waren es bestimmt zehn Stück“, sagt Tierheimleiterin Andrea Kleimt. „Die meisten sind reinrassig und der Spitz scheint der neue Modehund zu sein.“ Die von Vermehrern aus dem Ausland nach Deutschland gebrachten Tiere müssen gegebenenfalls noch gegen Tollwut geimpft werden und für drei Wochen in Quarantäne. Kommen sie nicht aus der EU sogar für drei Monate.

Von der befürchtetetn Abgabewelle der im Lockdown vielfach angeschafften Haustiere spürt das Solinger Tierheim bislang wenig bis nichts. „Aber das trau ich mich kaum zu sagen, dann stehen sie bald hier Schlange“, unkt Kleimt. Für den Tierschutzverein Bergisch Land sucht sie noch einen Nachfolger für den verstorbenen zweiten Vorsitzenden Michael Meisen. „Aber leider ist es nicht mehr so einfach, Ehrenamtliche zu finden.“

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