Solingen THW hilft bei Flut und anderen Katastrophen

Solingen · 21 Stunden war Stephan Wetter am Mittwoch auf den Beinen, um gemeinsam mit dem Gesamtschullehrer Roland Holz Schutzanzüge ins Flutgebiet nach Niederbayern zu bringen. 18 seiner Solinger Kollegen sind derzeit noch in ostdeutschen Überschwemmungsgebieten in und um Magdeburg im Einsatz. Sie beleuchten Deiche und sorgen mit ihren Wasserpumpen dafür, dass etwa die Polizeistation trocken bleibt.

 Einsatzbereit zu jeder Jahreszeit: viel Technik gehört dazu wenn die Einsatzkräfte des THW sich auf den Weg machen.

Einsatzbereit zu jeder Jahreszeit: viel Technik gehört dazu wenn die Einsatzkräfte des THW sich auf den Weg machen.

Foto: Köhlen (Archiv)

Hauptberuflich arbeitet Stephan Wetter in der Werbebranche. In seiner Freizeit rettet er Menschenleben, sichert Großereignisse ab und leistet erste Aufbauhilfe in Katastrophengebieten. "Wenn man jemanden gerettet oder sein Hab und Gut in Sicherheit gebracht hat, ist das immer ein Erfolgserlebnis, auch wenn der Grund des Einsatzes tragisch ist", sagt der Ortsbeauftragte des Ortsverbands Solingen des Technischen Hilfswerks (THW). Die Einrichtung wird 60 Jahre alt. Die Liste der Einsätze im In- und Ausland ist lang: In Solingen rückten die Hilfskräfte zum Beispiel aus, als das Hochwasser des Viehbachs 1981 eine Fußgängerbrücke weggerissen hatte oder eine Fabrikhalle in Mittelgrönrath 1982 in Flammen aufging. Das THW beseitigte Sturmschäden des Orkans Kyrill, räumte im Extremwinter 2010 Schnee vom Theaterdach und war auch bei der Sprengung des Turmhotels ein Jahr später präsent. Die Einsatzkräfte rückten zudem beim Oder-Hochwasser und nach dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs aus. An einen besonders erfreulichen Anlass für einen Einsatz erinnert der stellvertretende Ortsbeauftragte Markus Bonn: "Bei der Fußball-WM 2006 waren wir auch vor Ort. Natürlich war die Erleichterung groß, dass nichts passiert ist."

 Aktueller Einsatz im Magdeburger Flutgebiet: Helfer des Solinger THW erledigen dort vielfältige Aufgaben, dazu zählt auch das Abpumpen von Wasser von Wegen und aus Gebäuden.

Aktueller Einsatz im Magdeburger Flutgebiet: Helfer des Solinger THW erledigen dort vielfältige Aufgaben, dazu zählt auch das Abpumpen von Wasser von Wegen und aus Gebäuden.

Foto: THW

Vieles hat sich im Laufe der Jahrzehnte verändert. 62 Helfer sind derzeit beim THW in Solingen tätig, allesamt ehrenamtlich. Mitte der 1950er Jahre waren es 125 Kräfte. "Wir sind allerdings heute aufgrund unserer technischen Möglichkeiten in der Lage, mit weniger Menschen genauso leistungsfähig zu sein", betont Wetter. "Vor 60 Jahren hat man wahrscheinlich Wasser noch mit Eimern aus einem Keller entfernt, heute kann unsere Pumpe 10 000 Liter Wasser pro Minute abpumpen." Der Fuhrpark des THW umfasst, mit Anhängern, 14 Fahrzeuge. "Damit sind wir gut aufgestellt", sagt Wetter. Neben den Bergungsgruppen gehören zum Ortsverband heute die Fachgruppen "Führung/Kommunikation", "Wasserschaden/ Pumpen" und "Beleuchtung."

Der Ortsverband zog in seiner Geschichte mehrfach um. Die erste Unterkunft nach der Gründung des Verbands im Jahr 1953 war ein Keller an der Brühler Straße. Kurze Zeit später zog das THW an die Moselstraße. Seit 2006 ist die Einrichtung in ihrer jetzigen Unterkunft an der Lüneschloßstraße 2006 ansässig.

Viel herumgekommen sind auch die Mitglieder des Ortsverbands: Sie waren unter anderem in Äthiopien, Rumänien und Mexiko im Einsatz. Besonders spannende Erinnerungen verbindet Stephan Wetter mit der Arbeit im Hochwassergebiet um das südfranzösische Arles. "Die Stadt stand eineinhalb Meter hoch unter Wasser: Innerhalb kurzer Zeit haben wir alles leergepumpt." Gerade die Dankbarkeit der Einwohner beeindruckte den Helfer: "Die hatten eigentlich gar nichts mehr, haben uns aber immer noch Kaffee und Kuchen gebracht."

(ied)
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