Corona-Test-Chaos in Solingen Schon wieder sind die Schulen die Leidtragenden

Meinung | Solingen · Die Pandemie-Entwicklung belastet Kinder, Eltern und Lehrkräfte gleichermaßen. Ein vernünftiges Konzept für ihre Entlastung fehlt auch nach zwei Jahren noch, findet unsere Autorin.

 Schülerinnen und Schüler einer Grundschulklasse machen zu Beginn des Unterrichts einen Lolli-Corona-Test.

Schülerinnen und Schüler einer Grundschulklasse machen zu Beginn des Unterrichts einen Lolli-Corona-Test.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Als die Schule nach den Weihnachtsferien losging, war im Grunde allen Beteiligten klar, dass es nur eine Frage der Zeit sein könne, bis die Zahlen steigen. Nach nur drei Wochen haben sie eine alarmierende Höhe erreicht. Zugegeben, in den Schulen bleiben Fälle wohl seltener unentdeckt als im Rest der Bevölkerung. Immerhin gibt es ein engmaschiges Testnetz, besonders in den Grund- und Förderschulen. Oder besser gesagt: Es gab dieses engmaschige Netz.

Es ist richtig und wichtig vom Land, etwas gegen die Überlastung der Labore zu tun. Doch gerade für die Grundschulen und Kitas wirft das geänderte Lolli-Testverfahren viele Fragen auf. Die Belastung in den Einrichtungen ist seit Wochen hoch, die Verwaltung der Pandemie nimmt Schulleitungen, aber auch den Rest des Kollegiums so stark ein, dass zum Teil die pädagogischen Ziele zurückgestellt werden. Das kann kein Dauerzustand sein.

In den Grundschulen ist die Verunsicherung jetzt noch einmal gewachsen. Das ist verständlich. Der PCR-Lolli-Test, der jetzt nur noch im Pool durchgeführt wird, ist genauer als die Schnelltests. Letztere nun zur Bestätigung eines positiven Pools einzusetzen, wird zwangsläufig zu Fällen führen, in denen das infizierte Kind im zweiten Testgang nicht identifiziert werden kann, da der Schnelltest noch nicht anschlägt. Für Kinder und Lehrkräfte heißt das, dass sie in dem Wissen zusammen in einem Klassenraum sitzen, dass unter ihnen eine unentdeckt infizierte Person ist. Eine vermeidbare Verunsicherung, die das ohnehin strapazierte Nervenkostüm von Eltern, Lehrkräften und Kindern weiter reizt.

Nach fast zwei Jahren ist es verständlich, wenn Eltern und Schulen genug davon haben, dass Kinder und Jugendliche die Leidtragenden einer Politik sind, die einmal mehr zu spät auf eine vorhergesagte Pandemie-Entwicklung reagiert. Die Schulen haben eine große Last zu tragen, ohne dafür entsprechend entlastet zu werden. Die Solinger Schuldezernentin Dagmar Becker hat daher recht, wenn sie mehr Möglichkeiten zu individuellen Entscheidungen an den Schulen einfordert. Bislang scheinen die Pläne des Schulministeriums jedoch weiterhin nicht in eine solche Richtung zu gehen. Ausbaden müssen das erneut Kinder, Jugendliche, Eltern, Lehrkräfte und Schulleitungen.

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