Solingen Täter wenden mehr brachiale Gewalt an

Solingen · Die Zahl der Einbrüche ging um 100 zurück. Die Methoden der Täter werden allerdings zunehmend dreister.

Bei gut 500 Straftaten weniger kann die Polizei durchaus von einem Erfolg sprechen. Bei der Vorstellung der Kriminalitätsstatistik 2014 gestern im Wuppertaler Polizeipräsidium sprach der Leitende Kriminaldirektor Ronald Bäumler allerdings auch von einem Trend, dass Einbrecher vermehrt dazu neigen, brachiale Gewalt anzuwenden. Und das ungeachtet der Möglichkeit, dadurch entdeckt zu werden. Der Einbruch im Juweliergeschäft Hloschek im vergangenen Oktober ist ein Beispiel dafür. Die Täter bearbeiteten das Sicherheitsglas der Schaufensterscheibe mit einer Spitzhacke, ohne Erfolg, die Alarmanlage schlug sie schließlich in die Flucht.

Insgesamt schützen die Bürger ihr Eigentum offenbar besser, denn die Zahl der Einbrüche ist um 100 Fälle zurückgegangen im Vergleich zur Statistik 2013, das ist der niedrigste Stand seit fünf Jahren, wie Ronald Bäumler erklärte. 329 Einbrüche in Wohnungen wurden 2014 aktenkundig. Aufklärung und Aktionen der Polizei wie "Riegel vor" haben sich ausgewirkt, auch der Appell zur Wachsamkeit in der Nachbarschaft trägt Früchte. 43 Prozent aller Einbrüche bleiben im Bergischen Städtedreieck im Versuch stecken.

Auch bei den Taschendiebstählen kann die Polizei für das Solinger Stadtgebiet einen deutlichen Rückgang verzeichnen, 441 Fälle, das sind 165 weniger als im Jahr zuvor. Auch hier setzt die Polizei seit Jahren auf Aufklärung und informiert die Bevölkerung mit verschiedenen Aktionen über die Möglichkeiten, sich vor Taschendieben zu schützen.

Schlusslicht unter den drei bergischen Großstädten, für das das Wuppertaler Polizeipräsidium zuständig ist, ist Solingen allerdings bei der Aufklärungsquote aller Straftaten, die 2014 nur bei 47,44 Prozent lag. Intensiv hat sich die Polizei im vergangenen Jahr um jugendliche Tätergruppen gekümmert, die sich im Innenstadtbereich aufhalten. Bei den Delikten, die von Jugendlichen an Jugendlichen begangen werden, gab es bei den Räubüberfällen auf Straßen, Wegen und Plätzen sowie bei den Körperverletzungsdelikten in diesem Bereich einen Anstieg um 16 beziehungsweise 19 Fälle auf insgesamt 69 und 143 Fälle. Oft handelt es sich hier um das "Abziehen", die Wegnahme von Geld oder Handys unter Jugendlichen, mit und ohne körperliche Gewalt. Bei der Gewaltkriminalität, zu der Mord und Totschlag, Vergewaltigung, Raub und gefährliche Körperverletzung gehören, wurden 376 Fälle (acht Fälle mehr als 2013) registriert. Polizeipräsidentin Birgitta Radermacher betonte, dass zwischen dem Sicherheitsgefühl der Bevölkerung und der Realität oft eine Lücke klafft. Bei acht Fällen mehr und einer Aufklärungsquote, die in diesem Bereich bei 73,1 Prozent liegt, könne man nicht davon sprechen, dass es auf Solingens Straßen zunehmend gefährlicher werde.

Als Beispiel nannte die Polizeipräsidentin, dass sich viele Menschen in Parkhäusern unsicher fühlen, es dort aber so gut wie nie zu Straftaten komme. In diesem Zusammenhang bietet die Polizei Wohnungsbaugesellschaften und öffentlichen Bauträgern Beratung an, wie sie bei Bauprojekten das Schaffen von möglichen Angsträumen verhindern können.

Bei den sexuell motivierten Straftaten verzeichnet die Statistik 76 Fälle, je 17 Fälle von Kindesmissbrauch und Vergewaltigung sind darin enthalten, neun Mal kam es zu Fällen von sexueller Nötigung.

2014 wurden 325 Strafanzeigen (Vorjahr 350) wegen häuslicher Gewalt erstattet. In 162 Fällen (Vorjahr 213) wurde der Verursacher zum Schutz seiner Opfer für zehn Tage der Wohnung verwiesen oder es wurde ein Rückkehrverbot in die Wohnung ausgesprochen. In den meisten Fällen handelte es sich um Körperverletzungen, die angezeigt wurden, gefolgt von Bedrohung und Nötigung.

Mit einer Kriminalitätshäufigkeitszahl von 8800 Straftaten pro 100 000 Einwohner liegt das Polizeipräsidium Wuppertal an sechster Stelle in NRW. An der Spitze steht Köln mit 14 385 Taten pro 100 000 Einwohner, statistisch gesehen die sicherste Stadt mit 8214 Taten ist Recklinghausen.

(RP)
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