Solingen SWS-Kunden gegen SWS

Solingen · Peter Richartz' Bürgerinitiative gegen die Preisgestaltung der Solinger Stadtwerke findet immer mehr Mitglieder. Gemeinsam will man sich wehren.

Schnell füllt sich der Saal in der Gaststätte Wasserturm. Das Thema scheint von großem Interesse zu sein. Eingeladen hat Peter Richartz. Der 55-Jährige hat 2008 die Bürgerbewegung "Solinger wehren sich" (Sws) ins Leben gerufen. Der Grundschullehrer wehrt sich gegen die "ständige Erhöhung der Gas- und Strompreise, ohne dass diese Erhöhungen für den Verbraucher nachzuvollziehen sind", wie er sagt. Unzufrieden ist er auch mit der Kommunikation mit den Solinger Stadtwerken (SWS). "Man stößt auf taube Ohren. Jede Anfrage zur Kalkulation oder dem Grund der Erhöhungen wird ignoriert", ärgert Richartz sich.

Er nahm die Erhöhungen nicht hin, sondern widersetze sich ihnen konsequent, indem er lediglich alle zwei Monate eine Abschlagzahlung überweist, die sich an der Preisgestaltung von 2005 orientiert. Der Streit mit den Stadtwerken eskalierte so weit, dass Peter Richartz Ende August der Strom abgestellt wurde (wir berichteten). Die Sperrung wurde erst nach zwei Wochen aufgrund einer Einstweiligen Verfügung, die der Solinger beim Düsseldorfer Landgericht erwirkte, wieder aufgehoben.

"All das schreckt mich nicht", betont der Gründer von Sws. Zwar seien die Gaspreise gesunken, doch trotzdem möchten sich die 45 Familien, die sich der Bürgerinitiative angeschlossen haben, damit allein nicht zufrieden geben. Sie wünschen sich mehr Transparenz. "Sonst hat man immer das Gefühl, nicht fair behandelt zu werden", hört man immer wieder.

Auffallend ist die große Zahl der neuen Besucher. "Ich habe in der Zeitung von der Bürgerinitiative ,Solinger wehren sich' gelesen und fühlte mich direkt angesprochen", begründet Heiko Lüken sein Kommen. Zwar sei er mit der Preisgestaltung der Stadtwerke und der Kommunikation mit ihm als Kunden schon seit Jahren nicht einverstanden, habe bisher aber Bedenken gehabt, aktiv zu werden.

"Ich habe wegen meiner Nachtstromspeicherheizung Angst, dass der Wechsel zu einem anderen Anbieter zu kompliziert ist", sagt der 68-Jährige. Auch ein Umsteigen in den preiswerteren Family-Tarif komme für ihn nicht in Frage: "Er wäre zwar günstiger, jedoch muss ich mich dann für ein Jahr an diesen Tarif binden und befürchte, damit ein schlechtes Geschäft zu machen." Lüken hat sich bisher nicht getraut, einfach nicht zu zahlen. "Ich fürchtete mich vor gerichtlichen Auseinandersetzungen und Mahnungen", gibt er zu.

Über diesen Punkt ist Ulrike Scheer hinaus. Sie widersprach den Erhöhungen und hat ihre Einzugsermächtigung zurückgezogen. Vor ihr liegt eine Mappe mit den Unterlagen zum Streit mit den SWS. "Angeblich kommen meine Briefe bei den Stadtwerken nie an, aber innerhalb von drei Tagen habe ich drei Mahnungen erhalten", wundert sie sich. "Wir zahlen nur das, was in den Vertragsbedingungen von 2001 und 2003 steht", hat Scheer zusammen mit ihrer Familie beschlossen. Die Solinger Stadtwerke nehmen die Bürgerinitiative nach eigenen Angaben sehr ernst. "Grundsätzlich sehen wir uns als Partner, und nicht als Gegner unserer Kunden", erklärt Sprecherin Ilka Baumgardt. "Wir sind deshalb zu einem offenen Dialog bereit und wünschen uns konstruktive Gespräche."

Die geforderte Offenlegung der Preiskalkulation lehnen die SWS jedoch ab. "Das ist eine sehr komplexe Kalkulation, die nicht zu mehr Transparenz führen würde", sagt Baumgardt. Statt dessen habe man sich für die Testate durch einen unabhängigen Wirtschaftsprüfer entschieden. "Wenn man uns aber bewusst nur provozieren will und dies auch kundtut, lädt das nicht gerade zu einem offenen Dialog ein."

Bisherige Berichterstattung unter www.rp-online.de/solingen

(RP)
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