Solingen Sturm gegen Windräder aus Witzhelden

Solingen · Nach Odenthal und Burg protestieren auch Witzheldener gegen die von der Arge Bergwind geplanten Windräder auf ihrem Gebiet. In der Nachbargemeinde bekamen Arge-Vertreter erneut Gegenwind bei der Bürgerversammlung.

Mit heftigem Gegenwind hatten die Verfechter der Windenergie bei der Bürgerversammlung in Witzhelden schon im Vorfeld zu rechnen. Die Solinger Stadtwerke (SWS) hatten die Witzheldener eingeladen, um über die geplanten Windräder in der Nähe der Sengbachtalsperre zu informieren. Dagegen hatten bereits 80 Besucher bei der vorherigen Veranstaltung in Schloss Burg Kritik und Skepsis geäußert. So war der Tenor nun auch in Witzhelden: Nicht wenige der etwa 100 anwesenden Bürger liefen Sturm gegen die auf ihrem Grenzgebiet geplanten Windräder.

SWS-Geschäftsführer Andreas Schwarberg warb zwar für das Windenergieprojekt, das ab 2015 zwischen Solingen und Witzhelden den Strom für rund 3600 Haushalte durch Windräder erzeugen und liefern soll. Das Schlagwort ist dabei die Energiewende, von der auch Peter Sossna (SWS-Bereichsleiter Energieleistung) und EVL-Geschäftsführer Dr. Ulrik Dietzler sprachen: "Hin zur Windkraft und weg von der Atomkraft", war das Schlagwort.

Doch auch durch Fotomontagen ließen sich die Witzheldener nicht beeindrucken, auch nicht von tröstenden Worten, dass man vom Tal aus die beiden 200 Meter hohen Windräder nicht sehen werde: "Reden Sie nicht drum herum. Wir sind hier ein Höhendorf. Hier wird man die Anlagen überall sehen", sagte ein Witzheldener. Und die Fotomontage der Arge Bergwind, auf der der Witzheldener Sendeturm viel größer war, als die beiden simulierten Windkrafträder, sorgten für ein ungläubiges Lachen im Publikum.

Auch die Beteuerungen des Umwelttechnikers Gerhard Binotsch, die Windräder würden nur erträgliche Schall- und Schattenemissionen mit sich bringen, die alle im gesetzlichen Rahmen blieben, ernteten Skepsis: "Die Wirklichkeit sieht anders aus. Wir wohnen in Bechhausen. Da gibt es zwar nur ein kleineres Windrad vor unserer Haustüre, aber Sie können uns gerne mal eine Nacht besuchen", lud ein Witzheldener die Befürworter der "zwei Windmühlen", wie Schwarberg die Kraftwerke liebevolle bezeichnete, zu sich ein.

Eine Beeinträchtigung ihrer Wohnqualität und der Wertschöpfung ihrer Grundstücke befürchteten vor allem die Anwohner der Ortschaft Brachhausen. Denn dort sollen die Windräder in etwa 620 Metern von der Wohnbebauung errichtet werden, obwohl ein Anwohner aus einem aktuellen NRW-Erlass vom 16. Januar diesen Jahres zitierte. Danach dürften Windräder nicht weiter als 1500 Meter an einer Wohnbebauung errichtet werden. Dieser Erlass sei veraltet, entgegnete Binotsch dem Anwohner. Ebenfalls aus Brachhausen kam der Einwand, dass die dort als "Hollywood-Grundstücke" bezeichneten Flächen des ehemaligen Landhauses Lorenzet kürzlich erst für 300 Euro pro Quadratmeter die Besitzer gewechselt hätten. Die würden sich jetzt aber schön umsehen, wenn sie die Windräder vor die Nase gesetzt bekämen und ihre Grundstücke ihren Wert verlören. Auf diesen Einwand gab es keine Antwort. Stattdessen versuchte die Moderatorin immer wieder, die Bürger mit ihren Fragen auf den späten Schluss des Abends zu vertrösten. Außerdem gebe es dann die Möglichkeit, den anwesenden Experten im Einzelgespräch Fragen zu stellen, oder seine Fragen schriftlich zu stellen beziehungsweise sie im Internetforum los zu werden (www.bergwind-solingen.de).

Ein fast schon grollendes Gemurmel gab es übrigens, als Bürgermeister Ernst Müller zunächst als Verfechter der Windräder für Witzhelden dargestellt wurde. Auf Nachfrage von Bürgern wurde dann aber richtiggestellt, Müller habe sich nicht explizit für Leichlingen, nur so allgemein für die Windenergie ausgesprochen.

(RP)
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