Solingen Stürmische Begeisterung für eine hinreißende Chor-Revue

Solingen · Als der renommierte Solinger Männerchor "Die Wupperhofer" im Jahr 1990 Frauenstimmen für ein Konzert suchte, wurde kurzerhand ein Extrachor für die Damen gegründet. Inzwischen ist das Nesthäkchen flügge geworden, und der großartige Frauenchor der Klingenstadt Solingen begeistert immer wieder mit seinen Auftritten. Am Wochenende drehten die Damen die Rollen einmal um – sie luden den Männerchor zur Mitwirkung bei einem ihrer Konzerte ein. Aber was heißt Konzert, was sich da auf der Bühne im ausverkauften Pina-Bausch-Saal abspielte, war ein einmaliges szenisches Erlebnis, eine Revue der ganz besonderen Art.

Die Regisseurin Stephanie Heine hatte ein Script geschrieben, das sich etwas an die Operette "Im Weißen Rössl" anlehnt. Das Solinger "Rössel" lag aber nicht am Wolfgangsee, sondern war ein etwas heruntergekommener Club mit finanziellen Problemen. Oberkellner Leo wirbt um die Chefin Jo, der reiche Besitzer Herr Siedler bringt erst Verwirrung, sorgt aber mit der Kellnerin Otti auch für ein Happy End. Um dieses Handlungsgerüst herum sangen die beiden Chöre ein buntes Potpourri von Melodien aus Operette und Musical, das sich schlüssig zu einer wahrhaft beglückenden Einheit formte.

Angeführt von dem Solistenquartett Isabelle Razawi und Pia Pommer, Sopran, Bertram Paul Kleiner, Tenor und Jacco Venhuis, Bariton, zeigten die beiden Chöre eine Spielfreude, die das Publikum zu Begeisterungstürmen hinriss. "Dabei konnten wir nur vier Tage proben", sagte Stephanie Heine nach der Aufführung. Die in allen Theaterbereichen erprobte Spielleiterin hatte in der kurzen Zeit den Chören eine perfekte Choreographie einstudiert. Alles kam so leicht, locker und unangestrengt über die Rampe, dass man nur staunen konnte.

Dazu hatte der Frauenchor der Klingenstadt auch in musikalischer Hinsicht an nichts gespart. Chorleiter Thomas Schlerka dirigierte das Sinfonieorchester der Philharmonischen Gesellschaft Düsseldorf. Er hatte die großen Ensembles bei den Ausschnitten aus "My Fair Lady", der Operette "Die Fledermaus" und vielen anderen Klassikern sicher im Griff. Eine Hommage an die Heimat erklang am Ende mit dem "Bergischen Heimatlied" – und danach setzte ein Beifall ein, der nicht enden wollte. Eigentlich schade, dass es sich nur um eine einzige Aufführung handelte. Man könnte glatt damit auf Tournee gehen.

(wgu)
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