Solingen Streit nach Schnee-Chaos

Solingen · Weil Anwohner am Pfaffenberger Weg jüngst vor den Schneemassen kapitulierten und nicht räumten, zeigte sie ein Nachbar an. Die Stadt verschickte Bußgeld-Anhörungen – und die Stimmung ist trotz Tauwetter weiter frostig.

Der Schnee der vergangenen Wochen ist weg – aber am Pfaffenberger Weg in Höhscheid sorgt er weiter für Ärger. Denn nachdem sich ein Anwohner beschwerte, eine Reihe von Nachbarn habe in den kalten Tagen die weißen Massen nicht zur Seite geräumt, verschickte die Stadt jetzt 32 Bußgeld-Anhörungen. Und musste sich gestern in Person von Stephan Trunk erst mal den Zorn der Betroffenen anhören. Zusammen mit Jürgen Peltri, Leiter des Winterdienstes, war der Ordnungsamts-Chef zum Ortstermin erschienen. "Die Stadt hat es doch auch nicht mehr geschafft, den Schnee zu räumen", schimpfte ein Mann, der es wie die meisten Anlieger am Pfaffenberger Weg nicht einsieht, eine Strafe zu berappen. Immerhin habe die Kommune ja selbst "wegen Salz-Mangel einen Offenbarungseid leisten müssen". Der Vorschlag der Verwaltung nun: Alle, die eine Anhörung bekamen, sollen schriftlich erklären, warum sie ihrer Räumpflicht nicht nachkamen. Stephan Trunk: "Dann können wir im Einzelfall entscheiden."

Anlieger in der Pflicht

Dass die Anlieger aber prinzipiell angehalten sind, die enge Straße ohne Gehweg bis zu einer Tiefe von 1,50 Meter zu räumen, daran ließen weder Trunk noch Peltri Zweifel. Die Satzung schreibe dies bei Straßen der Prioritätenstufe III wie zum Beispiel dem Pfaffenberger Weg zwingend vor. "Es ist ja auch in ihrem Interesse. Denn wenn jemand vor ihrem Grundstück verunglückt, haften sie", versuchte Jürgen Peltri die Gemüter der Nachbarn zu beruhigen, deren Straße vom Winterdienst nicht angesteuert wird.

Gleichwohl, die Bewohner stören sich vor allem daran, dass die Stadt nach der Beschwerde überhaupt aktiv wurde. "Bislang gabs nie Ärger", erklärte zum Beispiel Rainer Lange. Er hatte an den Chaostagen, als der Schnee kam, schlicht kapitulieren müssen. "Der Schnee lag so hoch und alles war gefroren, so dass man gar nicht mehr räumen konnte", erinnerte sich der Anwohner, der damals noch nicht mal zur Arbeit fahren konnte, da der Pfaffenberger Weg völlig zugeschneit war. Volllkommen verfahren erscheint das Verhältnis der Anlieger zu dem Nachbarn, der sie anzeigte. "Wenn es eine Beschwerde gibt, müssen wir rausfahren und die Lage in Augenschein nehmen", stellte Stephan Trunk klar, der aber anregte, die Anwohner sollten mal "ein Straßenfest feiern", um künftigen Ärger zu vermeiden. Ansonsten blieb dem Ordnungsamtsleiter nur die Hoffnung, dass "die nächsten Winter nicht wieder so kalt werden".

(RP)
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