Solingen Streifzug durch Gräfrath

Solingen · In der Silvesternacht waren in Gräfrath wieder die Nachtwächter und ihre Begleiter unterwegs. Bei ihrem traditionellen Rundgang besuchen sie Vereine, öffentliche Einrichtungen und private Feiern.

"Hört ihr Leut´ und lasst euch sagen, vom Turm die Glock hat sieben geschlagen", beginnt das Nachtwächterlied, dessen Strophen sich für jede volle Stunde unterscheiden. Auch in diesem Jahr begann so auf dem Gräfrather Marktplatz der traditionelle Nachtwächterrundgang.

Zahlreiche Menschen hatten sich auf dem historischen Marktplatz versammelt, um die Entsendung des Nachtwächters und seiner Begleiter zu erleben. Organisiert wird die Veranstaltung von der Arbeitsgemeinschaft des Gräfrather Heimatvereins, bestehend aus 13 unterschiedlichen Vereinen des Stadtteils. "Jedes Jahr richtet ein anderer Verein den Nachtwächterrundgang aus", erklärt Hans-Gerd Hankammer, Vorsitzender des Heimatvereins, der bei der Entsendung immer eine kurze Rede hält. Nachdem die freiwillige Feuerwehr anlässlich ihres 125-jährigen Bestehens 2006 die Nachtwächterrolle übernommen hatte, war diesmal die Schützenbruderschaft St. Suitbertus an der Reihe.

Gekleidet in ein an der historischen Tracht der Nachtwächter orientiertes Kostüm sang der Nachtwächter zusammen mit seinen Begleitern das traditionelle Nachtwächterlied. Musikalische Unterstützung gaben die Mankhauser Musikanten. Anschließend zogen Nachtwächter und Gefolge mitsamt eines Horns, das zur Ausrüstung eines mittelalterlichen Nachtwächters gehörte, durch Gräfrath. Besucht wurden dabei sowohl private Feiern, als auch Vereine und Altenheime. "Oft denken die Menschen, unser Nachtwächterrundgang sei eine Führung durch Gräfrath, doch wir besuchen lediglich die Menschen, die per Voranmeldung um unser Erscheinen gebeten haben", stellt Hans-Gerd Hankammer richtig. Ansonsten ziehe der Nachtwächter alleine durch Gräfrath. Bei jeder Adresse singt er sein Lied, das der Verein, der im jeweiligen Jahr dran ist, auch variieren darf. Zwischendurch gilt es, zu jeder vollen Stunde wieder auf den Marktplatz zurückzukehren und die Uhrzeit in Liedform anzusagen.

Seit über 50 Jahren gibt es in Gräfrath die Tradition des Nachtwächterrundgangs. "Natürlich ist der Beruf des Nachtwächters schon lange ausgestorben, aber wir wollten diese Tradition wiederbeleben, weil sie so gut zu der Atmosphäre in Gräfrath passt", sagt der Vorsitzende des Heimatvereins. Der Gang durch die vielen kleinen dunklen Gassen lasse Erinnerungen an längst vergangene Zeiten aufkommen. Um Mitternacht endet der Nachtwächterrundgang auf dem Marktplatz. Längst ist dieser dicht von Menschen besiedelt, die gemeinsam das neue Jahr begrüßen möchten und der Gesang des Nachtwächters geht in dem Getöse der Böller, Raketen und Jubelrufen unter.

(RP)
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