Solingen Stimmungen und Nuancen bei den Symphonikern

Solingen · "Jahrmarkt der Heiterkeit" war das Motto des 6. Symphonischen Konzerts, zu dem Ulrich Mutz das Programmheft geschrieben hatte - das Konzert selbst sollte er nicht mehr miterleben. Am Donnerstag starb der Journalist, Musiker, Moderator und Autor mit 51 Jahren an einem Herzinfarkt.

Stefan Schreiner, Geschäftsführer der Bergischen Symphoniker, war es ein Bedürfnis, vor das Publikum zu treten und die Betroffenheit auch des gesamten Ensembles zum Ausdruck zu bringen, für das Mutz lange Jahre hervorragende Arbeit leistete. "Mutz verstand es, uns auf seine unnachahmliche Weise für die Musik zu öffnen." Erst nach einem Moment stillen Gedenkens begann das Konzert. Die Symphoniker setzten das Motto des 6. Philharmonischen Konzerts unter Leitung von GMD Peter Kuhn reflektiert um und gestalteten es als facettenreiches Kaleidoskop der Stimmungen und Nuancen.

K. A. Hartmanns Fünfte Symphonie bestach durch Präzision der filigran instrumentierten Polyphonie, durch klar konturierte Dynamik und eine sehr straff organisierte Darbietung. Die vorwärtsdrängende Motorik des Kopfsatzes mit ihrem verspielten Dialog von Orchester und Solostimmen, das introvertierte Adagio und das fließend bewegte Schlussrondo - all dies verschmolz zum magischen Hörerlebnis. Magische Augenblicke vermochte auch Maurice Ravel herbeizuzaubern. Dass die bei aller Eleganz keineswegs süßlich sein müssen, demonstrierte der koreanische Pianist William Youn. Mit Ravels Klavierkonzert G-Dur legte er eine stilistisch und technisch souveräne Darbietung hin. Mit Gespür für Klangschönheit phrasierte er die von Trillern durchzogene Melodik des ersten Satzes, ließ sich tragen vom Streicherteppich des Orchesters. Die virtuosen Passagen mit schwierigen Grifftechniken meisterte Youn souverän. Der zweite Satz bestach durch innige Verträumtheit, und schließlich legten Solist und Orchester ein vor Einfällen und fast jazzigen Modulationen überbordendes Stück Musik hin.

Strawinskis Petruschka-Suite bildete den Abschluss: klar und präzis gespielt, ein Beispiel erstklassiger sinfonischer Arbeit, der es gelang, durch ihre vitale Präsentation wirkliche Bilder vor dem inneren Auge heraufzubeschwören: Das Volksfest mit seinem bunten Publikum und das Puppenspiel eines Gauklers mit seinen bizarren Figuren, in dessen Zentrum der melancholische Petruschka steht. Was sich entfaltete, war ein tragischer Humor, den die Bergischen Symphoniker mit allen jähen Brüchen und burlesken Momenten vielschichtig inszenierten. Dem typisch Strawinskischen, antiromantischen Orchestersatz mit seiner starken Chromatik, dem fetten Schlagwerk, den massiven Dynamikgegensätzen, der komplexen Stimmführung und dem funktional tonmalerisch eingesetzten Orchester wurden sie mehr als gerecht. Besonders gelungen: der tänzerische Beginn, das zweite Bild und das Finale mit seinem düsteren Schluss. Viel Applaus gab es für dieses denkwürdige Konzert, das ihre Interpreten mit der gebotenen Feinfühligkeit stilvoll inszenierten.

(RP)
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