Solingen Steuergelder fürs Bürgerbüro verwenden

Solingen · Kanzlerkandidat Peer Steinbrück zeigte bei einem Rundgang durch den Stadtteil Verständnis für die Sorgen der Walder. Wenn er Kanzler werde, bekämen die Städte mehr Geld aus der Einkommensteuer.

 Gelockerte Stimmung: Kanzlerkandidat Peer Steinbrück mit Bezirksbürgermeisterin Birgit Zeier und dem Landtagsabgeordneten Josef Neumann.

Gelockerte Stimmung: Kanzlerkandidat Peer Steinbrück mit Bezirksbürgermeisterin Birgit Zeier und dem Landtagsabgeordneten Josef Neumann.

Foto: mak

Fast auf die Minute pünktlich biegt der schwarze Phaeton mit Kölner Kennzeichen gestern am späten Vormittag um die Ecke. Kanzlerkandidat Peer Steinbrück lässt seine Genossen nicht warten; und er nimmt sich Zeit, mit ihnen durch Wald zu schlendern, hört sich an, was den Bürgern auf den Nägeln brennt. Nach einer guten Stunde verabschiedet sich Steinbrück in Richtung Leverkusen, im Gepäck eine Flasche Grauburgunder, die sein Konterfei trägt, während einer seiner Personenschützer Spargel fürs Essen mit der Familie am Abend eingekauft hat, dann, wenn er zurück in Berlin sein wird.

Peer Steinbrück lernt sie beim Eintreffen vor der Friedrich-Albert-Lange-Gesamtschule erst einmal alle kennen und bekommt vom Landtagsabgeordneten Josef Neumann die nötigen Hinweise, zum Beispiel auf das "Walder Original", den altgedienten SPD-Mann und Chirurgen Dr. Hans-Joachim Müller Stöver, der in Dienstkleidung zum Termin geeilt ist, die Bezirksbürgermeisterin Birgit Zeier in Pink und Schwarz gekleidet oder den Bergischen Bundestagskandidaten Sven Wiertz. Doch auch Menschen außerhalb der politischen Ämter sind gekommen, um dem Mann, der Angela Merkel ablösen will, ihre Sorgen und Nöte zu schildern, ihre Kritik loszuwerden.

Ob er "dem Gabriel" nicht ein Pflaster auf den Mund kleben könne, wenn dieser Tempo 120 für deutsche Autobahnen fordere, fragt ein Passant. Steinbrück versteht den Zorn und stellt klar, dass dies ein Punkt sei, wo er sich mit "dem Siegmar" gar nicht einig sei und der Parteichef da einen "wenig sinnvollen Vorschlag" gemacht hätte.

Zurück zu den Walder Problemen führt Rainer Francke vom Werbering: Das Bürgerbüro wurde geschlossen, viele Ladenlokale stehen leer, überall müsse Bürgerengagement her, zum Beispiel, um das Walder Stadion oder die Stadtteilbücherei zu retten. Irgendwann, so Francke, müsse auch Unterstützung von Land und Bund kommen. Zustimmen kann Peer Steinbrück da nur: Reparaturen sind später teurer, als wenn vorgesorgt worden wäre.

Dass die Städte in NRW zu 75 Prozent unter Haushaltsdeckelung stehen, weiß Steinbrück wohl, dennoch will er niemandem "das Blaue vom Himmel versprechen". Aber, wenn er Kanzler werde, würden die Steuern für einige Bürger steigen und 15 Prozent der Einkommensteuern bekämen die notleidenden Kommunen. "Von den ersten 10 000 Euro aus diesem Topf sollte Wald unbedingt das Bürgerbüro wieder einrichten", schlägt der Kandidat bei der Zusammenkunft im Walder Stadtsaal vor, die sich dem Rundgang anschloss. Dorthin kam auch Stadtkämmerer Ralf Weeke und informierte Steinbrück über Solingens prekäre Haushaltslage.

Vom Wehklagen und ständigen Rufen nach der Politik will Manfred Hahn indes nichts wissen. Er hat vor einem Jahr in der Friedrich-Ebert-Straße seinen Weinladen eröffnet und ist heute "überzeugter Walder". Für Pino Grigio-Freund Peer Steinbrück hat er eine Flasche Grauburgunder ausgesucht und sie mit dem Bild des Kanzlerkandidaten bedrucken lassen. Auch diese Flasche geht mit nach Berlin. Und eigentlich würde der gute Tropfen ausgezeichnet zu Spargel passen. Doch den hat ja gestern jemand anders in Wald gekauft.

(RP/rl)
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