Sternsinger unterwegs in Solingen Den Segen gibt es ohne Gesang

Solingen · Erneut stand das Spendensammeln für das Kindermissionswerk stark im Zeichen von Corona. Was das bedeutet, verrieten Sternsinger am Freitag bei ihrem traditionellen Besuch in der Morgenpost-Redaktion.

 Florine Detemble, Sternsingerin aus der Gemeinde St. Clemens, besuchte die  Morgenpost-Redaktion.

Florine Detemble, Sternsingerin aus der Gemeinde St. Clemens, besuchte die Morgenpost-Redaktion.

Foto: Martin Oberpriller

In der Gemeinschaft losziehen, an die Türen von Gemeindemitgliedern klopfen, singen und anschließend den Segensspruch mit Kreide an den Türrahmen schreiben – mit all dem sind zahlreiche Jugend-Erinnerungen verbunden. „Man erlebt traurige und fröhliche Momente und viel Gastfreundlichkeit“, berichtet Regina Krieger, Sternsinger-Betreuerin an St. Clemens. So sei die Gruppe manches mal auf ihrem Weg von Haus zu Haus zum Bratapfelessen oder auf einen Kaffee eingeladen worden.

Auch Sternsingerin Florine Detemble (16) erinnert sich an Erlebnisse mit ihren Mitstreitern: „Am Kannenhof war es schon mal ganz schön glatt um die Jahreszeit, und da haben wir uns gegenseitig geholfen, nicht auszurutschen.“ Beide waren am Freitagvormittag gemeinsam zu Gast in der Morgenpost-Redaktion. Allerdings – wie könnte es anders sein – unter anderen Vorzeichen: Mit Maske natürlich, ohne andere jugendliche Unterstützer – und aus Infektionsschutzgründen auch ohne Lieder.

„Ein bisschen traurig“ sei das, sagt Florine Detemble, die es oft genug anders erlebt hat: „Ich bin jetzt zum siebten Mal dabei.“ Früher zogen insgesamt rund 20 Sternsinger rund um den 6. Januar in den Gewändern der Heiligen drei Könige zu bestimmten Hausadressen, spendeten den Segen „Christus mansionem benedicat“ und nahmen wiederum Geld für das international tätige Sternsinger-Kindermissionswerk entgegen.

 Eine kleine Abordnung aus Sternsingern aus den Gemeinden St. Engelbert und St. Clemens hat am Rathaus den Segen angebracht.

Eine kleine Abordnung aus Sternsingern aus den Gemeinden St. Engelbert und St. Clemens hat am Rathaus den Segen angebracht.

Foto: Stadt Solingen

„Vorab haben wir uns dann im November getroffen, uns gemeinsam einen Film über die Menschen angeschaut, denen die Spenden helfen sollen, und die Lieder eingeübt“, erklärt Regina Krieger. Nach einem feierlichen Aussendungsgottesdienst zogen die Gruppen dann los, und am Ende standen ein Auftritt beim Neujahrsempfang der Pfarrgemeinde und ein gemeinsames Pizzaessen.

Vieles davon fehlt diesmal – trotz der zwischenzeitlichen Hoffnung auf Normalität: Nur vier Betreuer und jeweils Begleiter waren in der vergangenen Woche unterwegs zu den rund 150 angemeldeten Haushalten. „Die haben wir vorher angerufen“, sagt Krieger. Am jeweiligen Ort verweilten die Mini-Gruppen jeweils auch nur kurz vor der Haustür. Am Donnerstag führte ihr Weg zu Oberbürgermeister Tim Kurzbach. Die Sternsinger übergaben stets die kleinen Spendentüten mit dem Segensaufkleber, einem Flyer und Infos über die Sternsinger mitsamt der Kontoverbindungen.

Dabei hatten sie allerdings auch eine kleine Schatztruhe. „Es sind auch Passanten auf uns zugekommen und haben Geld in die Box eingefüllt“, freut sich Florine Detemble. Der Bereitschaft, etwas für den guten Zweck zu geben, habe auch die veränderte Situation in der Pandemie nichts anhaben können. Allerdings sei es insgesamt schwieriger geworden, junge Menschen für den Brauch zu gewinnen.

Das bestätigt auch Florine Detemble: „Es wird in der Schule nicht mehr über den 6. Januar gesprochen.“ Folglich sei das Bewusstsein für den Dreikönigstag nicht mehr verbreitet. Das habe sie kürzlich auch im Bus gespürt: „Alle haben mich in meinem Gewand seltsam angeschaut.“

Nun hoffen sie und Regina Krieger auf das nächste Jahr. Dann soll das Sternsingen wieder ein Gemeinschaftserlebnis werden, an das sich die Teilnehmer noch lange erinnern.

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