Der Klingenpfad Steile Anstiege - bezaubernder Fernblick

Solingen · Redakteure und Mitarbeiter unserer Zeitung machen sich auf die Wanderung und erleben den Klingenpfad.

 Die alte Preistafel erinnert an bessere Zeiten des Freibades im Schellbergtal, das so langsam von der Natur eingenommen wird.

Die alte Preistafel erinnert an bessere Zeiten des Freibades im Schellbergtal, das so langsam von der Natur eingenommen wird.

Foto: Günther, Wolfgang

Nach wenigen Schritten vom Wanderparkplatz an der Kreisstraße 4 erreichen wir die Brücke über die Wupper. Die starken Regenfälle der vergangenen Tage haben aus dem Fluss einen reißenden Strom gemacht. Glüder war einst eines der beliebtesten Ausflugsziele der Solinger. Geblieben ist davon nur noch der Minigolf-Platz, der seit Jahrzehnten von der Familie Wieden betrieben wird. Gastronomie gibt es schon lange nicht mehr.

Das große Ausflugslokal diente vorübergehend als Disco, und auch über ein geheimnisvolles Nachtleben kamen vor Jahren immer wieder Gerüchte auf. Am Morgen unserer Wanderung ist Bewegung rund um die Gebäude, genaue Auskunft bekommen wir nicht.

Gut beraten ist, wer sich vor dem Start ausreichend mit Getränken versorgt hat. Letzte Hilfe bietet der Kiosk am Waldcamping Glüder. "Wir versorgen hier oft Wanderer, die vom Klingenpfad kommen" sagt uns die Chefin Silvia Liedgens, die 100 Plätze des idyllischen Campingplatzes sind fast alle besetzt. Später öffnet auch der Kiosk am Minigolf, der einen schattigen Biergarten bietet.

Der Aufstieg nach Pfaffenberg beginnt gleich hinter dem Parkplatz und führt kurz am Gelände des ehemaligen Märchenwalds vorbei. Gleich fallen die vielen Schäden ins Auge, die auch dort der Sturm von Pfingstmontag verursacht hat. Bäume liegen immer noch kreuz und quer. Immer höher kommen wir, und sind dankbar für eine Ruhebank - auch wenn sie noch nass vom Regen der Nacht ist. Bei der Wanderung lassen uns dier ab und zu arg verwitterten Wegezeichen an der richtigen Route zweifeln. Bald ist der schwierige Aufstieg geschafft, und wir machen uns nach kurzer Pause auf den Weg rund um den Pfaffenberger Kopf mit schönen Ausblicken in Richtung Witzhelden.

Wer oben war, muss auch wieder runter. Und der Abstieg über Stock und Stein ist anspruchsvoll - und mit Vorsicht zu gehen. Die letzte steile Passage wird durch Treppenstufen abgemildert. Unten treffen wir wieder auf die Kreisstraße 4, den Balkhauser Weg. Nach links erreicht man schnell den Balkhauser Kotten, der Besuch des Schleifermuseums lohnt sich. Unser Weg geht nach rechts, und wir kommen in die langgestreckte Hofschaft Balkhausen. Vom Berg grüßt die Burg Hohenscheid, die wir über eine große Schleife durch Wald und Feld erreichen.

Die Burg dient heute als Lebenszentrum einer christlichen Gemeinschaft. Bald geht es am geschlossenen Freibad Schellbergtal vorbei, das so langsam von der Natur zurückerobert wird. Lange und immer aufwärts wandern wir nach Vockert, wir hoffen vergeblich auf eine Bank oder einen geeigneten Baumstamm für eine kleine Pause.

Nach kurzem Weg entlang der Straße biegen wir links ab in einen Pfad, der von alt her den Namen "Verschönerungsweg" trägt. Vorbei am überwucherten Festplatz des früheren Vockerter Hahneköpper-Vereins erreichen wir eine kleine Lichtung mit einigen Häusern. "Auch hier war früher ein kleines Ausflugslokal", erinnert sich Sieglinde Kepper. Sie wohnt schon seit Jahrzehnten in der Hofschaft. Der Schauspieler und Sänger Kuno Frickartz, eine Stütze des Ensembles am Solinger Stadttheater, betrieb dort in den 1950-er Jahren einen kleinen Kiosk mit Biergarten.

Nach einer Biegung erreichen wir den Klingenpfad-Gedenkstein, erwerbslose Menschen hatten sich zwischen 1933 und 1935 am Ausbau des Klingenpfads verdient gemacht. Die Bänke des Rastplatzes nebenan sind jedoch in einem traurigen Zustand. Im "Kalten Tal" mit seinem historischen Brunnen verlassen wir den Klingenpfad und gehen nach rechts in Richtung Widdert. Hier überkommt uns erst recht Wehmut, denn das ehemalige Solinger Ausflugszentrum mit seinen festlichen Veranstaltungen in großen Sälen bietet einen trostlosen Anblick. Die Bausubstanz der geschlossenen Gaststätten ist in Gefahr, alles wirkt heruntergekommen und öde. Da sind wir fast froh, dass uns der O-Bus der Linie 684 wieder nach Hause bringt.

(wgu)
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