Solingen Stark inspiriert von Pina Bausch

Solingen · Monatelang hörte Josephine "Jo" Ann Endicott oft nichts von Pina Bausch. Dann klingelte das Telefon und alles musste ganz schnell gehen – wie immer. "Ich hoffte stets auf ein Zeichen von Pina, machte mir Sorgen um sie, wollte Kontakt zu ihr aufnehmen", blickt sie zurück. Im Jahr 2001 dachte Endicott "von Pina losgekommen zu sein." Doch der Anruf änderte alles. Die berühmte Tänzerin, Choreografin, Tanzpädagogin und Gründerin des Tanztheaters Wuppertal wollte ihr Stück "Komm tanz mit mir" erneut auf die Bühne bringen, und JoAnn Endicott sollte dabei sein.

"Pina hat mich immer so genommen, wie ich war", blickte die Australierin bei ihrer Lesung im Lesecafé der Stadtbibliothek zurück. Über ihre Beziehung zu Pina Bausch hat die Solotänzerin und Assistentin im Tanztheater Wuppertal zwei Bücher geschrieben. Zuerst veröffentlichte die 60-Jährige ihr viel beachtetes Buch "Ich bin eine anständige Frau". "Warten auf Pina", eine "liebevolle Hommage, keine Abrechnung" erschien 2009.

Charmant, selbstironisch

Es ist das erste Mal, dass Jo Ann Endicott aus diesem Buch, das sie bereits vor Bauschs Tod im letzten Jahr schrieb, liest. "Doch hier, wo Pina geboren wurde, möchte ich einen Versuch machen." Jo Ann Endicott ist eine Frau mit typisch zierlicher Tänzerinnenfigur. Ihr Gesicht mit den lachenden Augen verrät ihr Alter nicht. Kaum betritt sie die Bühne, nimmt sie ihr Publikum ganz für sich ein. Charmant, selbstironisch und voller lebendiger Erinnerungen erzählt sie von ihrem Leben, in dem Pina Bausch eine große Rolle spielte.

Endicott, die eine klassische Ballettausbildung absolvierte, begegnete Pina Bausch erstmals 1973 in Berlin. Bausch sieht die damals 23-Jährige und engagiert sie sofort für ihr Tanztheater. Bis 1987 prägt sie Bauschs Stücke als Solotänzerin und hat Teil am Welterfolg des Tanztheaters. Unterbrochen wird die Zusammenarbeit von eigenen Projekten und der Konzentration auf ihre Familie. 1994 kehrt Endicott als Tänzerin, Assistentin und Probenleiterin zu Bausch zurück. Nach Bauschs Tod erleidet sie einen Zusammenbruch. Die Liebe zum Tanz hilft ihr, ihren künstlerischen Weg weiter zu verfolgen. Im Herbst wird Jo Ann Endicott in Japan "Komm tanz mit mir" erneut aufführen.

"Für Pina war ich nie zu alt zum Tanzen", erinnert sich Endicott, die ebenso lebendig und sprunghaft von der von ihr verehrten Pina Bausch wie von ihrem Familienleben in der Wahlheimat Durmersheim erzählte und ihre Erinnerungen immer wieder mit Tanzeinlagen untermalte. "Pina war wie ihre Kunst: Sie konnte aus allem Alltäglichen etwas Wunderschönes machen – auch, wenn es manchmal schmerzte."

(RP)
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