Solingen Starb Robert B. als Selbstmordattentäter?

Solingen · Seine Mutter hatte immer um ihr Kind gekämpft: Doch der 26-Jährige, der zum Islam konvertierte und der in der verbotenen Millatu Ibrahim Moschee eine geistige Heimat fand, ist immer tiefer in radikale Kreise abgerutscht.

Der 2012 in England wegen Terrorunterstützung verurteilte und danach offensichtlich immer tiefer in die Salafisten-Szene abgerutschte Robert B. aus Solingen soll in Syrien ums Leben gekommen sein. Deutsche Sicherheitsbehörden gehen jedenfalls diesem Verdacht nach. Dies meldet das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel", wie gestern berichtet wurde.

Auslöser für den Verdacht seien Meldungen des sozialen Netzwerks Twitter, wonach Robert B. bei einem Selbstmordanschlag 50 weitere Menschen in Syrien mit in den Tod gerissen haben soll, heißt es. Die Behörden sähen diese Meldungen skeptisch, hielten es aber für sehr wahrscheinlich, dass der 26-jährige Mann aus Solingen tatsächlich ums Leben gekommen ist.

Immer wieder hatte seine in Solingen lebende Mutter versucht, ihren Sohn aus den Kreisen radikaler Islamisten herauszulösen. Dabei hatte sie auch den Weg in die Öffentlichkeit gesucht und war in mehreren Fernsehsendungen aufgetreten. Sie hatte die Hoffnung nicht aufgegeben, ihr Sohn möge sich von den radikalen Freunden abwenden.

Mit der Verhaftung von Robert B. und Christian David E., ebenfalls Solinger Konvertit, die im Sommer 2011 unter anderem mit Anleitungen zum Bombenbau im Gepäck nach England einreisen wollten, rückte die kleine Moschee-Gemeinde der Salafisten an der Konrad-Adenauer-Straße ins Interesse der Öffentlichkeit. Hier hatten die beiden Konvertiten nicht nur ihre geistige Heimat gefunden, sondern zeitweise sogar gewohnt. In dieser hatte Robert B. nach seiner Abschiebung aus England denn auch wieder verkehrt.

Polizei und Verfassungsschutz hatten den jungen Mann indes längst im Visier. Näher angesehen hatten sich die Ermittler in der Folgezeit aber auch die Geschehnisse in der Moschee an der Konrad-Adenauer-Straße selbst, wo Anfang 2012 mit dem verurteilten Österreicher Mohammed M. ein äußert radikaler Prediger eingezogen war.

Ein trauriger Höhepunkt war der 1. Mai 2012. An diesem Tag hatte eine Gruppe von Salafisten sich mit Polizeibeamten nach einer Provokation durch rechte Aktivisten eine Straßenschlacht geliefert: Steine flogen und es gab mehrere Verletzte. Nach diesem Zwischenfall war die Millatu Ibrahim Moschee, wie sie sich inzwischen nannte, durchsucht worden. Unter den 81 vorläufig in Gewahrsam genommenen Salafisten war auch Robert B., der zur Überprüfung seiner Personalien ins Wuppertaler Präsidium gebracht wurde.

Die Moschee wurde schließlich bei einer Großrazzia einen Monat später durchsucht. Am Ende der Aktion, die sich bis zum Nachmittag hinzog, stand die Schließung der Millatu Ibrahim Moschee. Übrigens: Auch Robert B. gehörte an diesem Juni-Tag 2012 zu jenen Menschen, die von der Polizei um 6 Uhr morgens im Schlaf überrascht wurden. Bei einem bundesweiten Schlag gegen die Salafisten-Szene in Deutschland im März vergangenen Jahres waren schließlich auch in Solingen einige Häuser durchsucht worden. In Umfeld eines der Häuser war auch Robert B. gesehen worden – nach seiner Rückkehr aus Ägypten, wo er sich offensichtlich einige Zeit aufgehalten hatte.

Doch schon seit dem Frühjahr vergangenen Jahres ist es still geworden – um Robert B. in Solingen und die Salafisten-Szene in der Stadt.

(RP)
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