Analyse Stadtwerke-Partner: "Köln ist Favorit"

Solingen · Nach dem Fachtag der SPD mit hochkarätigen Bewerbern spricht vieles für eine strategische Partnerschaft mit Rheinenergie. Auch Aachen und der Stadtwerke-Verbund Trianel haben Chancen. Doch ist Trianel in Schwierigkeiten.

 Bewerber-Treff bei der SPD in Solingen: Wilfried Ulrich (Stawag), Tim Kurzbach (SPD), Dr. Dieter Steinkamp (Rheinenergie), Ernst Lauterjung (SPD).

Bewerber-Treff bei der SPD in Solingen: Wilfried Ulrich (Stawag), Tim Kurzbach (SPD), Dr. Dieter Steinkamp (Rheinenergie), Ernst Lauterjung (SPD).

Foto: Köhlen

Der jüngste Fachtag der SPD zur Zukunft der Solinger Stadtwerke kurz vor Weihnachten im Alten Bahnhof war hochkarätig besetzt und geriet unvermittelt zum Schaulaufen der Brautwerber für "Solingens schöne Tochter". So hatten die Gastgeber, die SPD-Fraktionsspitze Tim Kurzbach und Ernst Lauterjung, die Stadtwerke bildreich tituliert. Denn es waren gleich drei Spitzenmanager potenzieller Bewerber für eine Partnerschaft beim "Bergischen Energiegipfel" (Kurzbach) erschienen: Dr. Dieter Steinkamp, Vorstandschef der Kölner Rheinenergie, Sven Becker, Sprecher der Geschäftsführung von Trianel, und Wilfried Ulrich, der als Prokurist für Unternehmensentwicklung der Stadtwerke Aachen AG (Stawag) seinen Vorstandschef Christian Becker vertrat. Becker hat einst die Solinger Stadtwerke geführt.

Während die Solinger SPD-Spitze in der von ihr geschickt inszenierten Kampagne weiterhin auf eine offene Diskussion in der Frage besteht, ob sich die Solinger Stadtwerke fest an einen neuen strategischen Partner mit einer Minderheitsbeteiligung von 25,1 Prozent binden oder lieber in offenen Kooperationsstrukturen unabhängig bleiben sollen, ist für CDU-Fraktionschef Bernd Krebs die Sache klar: "Köln ist der Favorit."

Stadtwerke-Aufsichtsrat Krebs, der ebenfalls Gast des SPD-Fachtags war, hat für seine Einschätzung klare Gründe: "Die räumliche Nähe — die Versorgungsgrenze der Rheinenergie verläuft in Leichlingen —, das Unternehmen ist kapitalmäßig hervorragend aufgestellt und hat zudem große Erfahrungen in zukunftsträchtigen Geschäftsfeldern wie etwa den erneuerbaren Energien."

Wer sind also die drei "Brautwerber", und was spricht für sie?

Rheinenergie Das Kölner Energieunternehmen ist allein schon aufgrund seiner Größe der Platzhirsch am Rhein. 2011 machte Rheinenergie einen Umsatz von mehr als 2,3 Milliarden Euro und einen Gewinn von 235 Millionen Euro. Zum Vergleich: Die Stadtwerke Aachen verzeichneten im gleichen Zeitraum einen Umsatz von 437 Millionen Euro und einen Ertrag von 38 Millionen Euro. Als eines der deutschlandweit größten Stadtwerke ist die Rheinenergie geschäftlich vielfach beteiligt und verbunden. So hält der Stromversorger Anteile etwa in Bergisch Gladbach (100 Prozent), Leverkusen (50 Prozent), Leichlingen (49 Prozent) ebenso in Bonn (13,7 Prozent) und beim früheren Solinger Partner MVV in Mannheim (16,3 Prozent).

Stadtwerke Aachen AG (Stawag) Die Stadtwerke Aachen operieren ohne starken strategischen Partner und sind somit ein Modell für eine sogenannte horizontale Kooperation. Seit 1999 ist Aachen an dem Stadtwerkeverbund Trianel mit 13,3 Prozent beteiligt und unterhält zudem ein vielfältiges Geflecht an Beteiligungen, etwa auch auf dem Feld erneuerbarer Energien. So hält sie beispielsweise über eine Tochter, die Stawag Energie GmbH, drei Wind- und einen Solarpark sowie mehrere Solaranlagen.

Trianel Der Stadtwerkeverbund Trianel mit mehr als 200 Mitarbeitern besteht seit 1999 und wird von mehr als 50 Gesellschaftern getragen. Größter Anteilseigner sind die Stadtwerke Bochum mit 25 Prozent. Seither hat der Verbund sein Eigenkapital kontinuierlich auf 81,5 Millionen Euro (2011) gesteigert, zuletzt um zwölf Prozent. Der Jahresumsatz lag 2010 bei 2,6 Milliarden Euro. Doch trüben Negativ-Schlagzeilen derzeit die Unternehmensbilanz. Die niederländische Tochter des Stadtwerkeverbundes hat Insolvenz angemeldet. Bereits vor Weihnachten hatte Trianel die Stromlieferungen in die Niederlande eingestellt. Die in Schieflage geratene Trianel Energie B.V. ist eine 100-prozentige Tochter von Trianel. Das Unternehmen hatte zuletzt mit 40 Mitarbeitern einen Jahresumsatz von 70,5 Millionen Euro erzielt. Das entspricht gut zwei Prozent des Jahresumsatzes von Trianel insgesamt.

Ein Trianel-Sprecher hatte nach Bekanntwerden der Insolvenz jedoch versichert, dass sich der Niedergang der holländischen Tochter nicht auf das Geschäftsmodell der Trianel-Gruppe und insbesondere nicht auf das deutsche Geschäft auswirken werde.

(RP/ac)
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