Solingen Stadtwerke: Gewinneinbruch lange bekannt

Solingen · Zwei Tage vor der Ratsentscheidung über den Rückkauf der Stadtwerke-Anteile von MVV sind gestern Details über die Verhandlungen mit dem Mannheimer Versorger bekannt geworden. In einer "Gremieninformation zum Bewertungs- und Verhandlungsergebnis" weist die beteiligte Beratungsgesellschaft Nymoen darauf hin, dass sie die Solinger Verhandlungskommission um Oberbürgermeister Norbert Feith (CDU) noch während der Gespräche in Mannheim über zwischenzeitlich verschlechterte Gewinnaussichten bei den Stadtwerken (SWS) informierte. Dennoch gelang es den Solingern nicht, den Kaufpreis zu drücken.

 Sollen zurückgekauft werden: Die Stadtwerke Solingen.

Sollen zurückgekauft werden: Die Stadtwerke Solingen.

Foto: Schmidt

In dem Papier, das unserer Zeitung vorliegt, heißt es, eine "kurzfristige Konkretisierung der Planansätze und eine Planrevision" hätten "nicht im Interesse der Verhandlungskommission der Stadt Solingen" gelegen. Der Hintergrund: Während der Rückkaufgespräche mit MVV wurden neue SWS-Zahlen bekannt, die schlechter waren als die ursprünglich zugrunde liegenden Gewinnerwartungen des Wirtschaftsplans. Doch diese neuen Zahlen, die erst nach Abschluss der Verhandlungen öffentlich bekannt wurden, sind, so die Berater von Nymoen, "unseres Wissens durch MVV weder kommentiert noch akzeptiert" worden.

Im Klartext: Der Mannheimer Versorger wollte trotz schlechterer Gewinnerwartungen der Stadtwerke mit dem Preis für die SWS-Anteile nicht runter. Schließlich einigten sich beide Seiten auf einen Kaufpreis von 114 Millionen Euro, zuzüglich 2,5 Millionen Euro für Nebenverträge, etwa zur Aufhebung des umstrittenen Löschwasservertrages. Dass die Verhandlungskommission unter Führung von Oberbürgermeister Norbert Feith bereits frühzeitig über die sich verschlechternden Gewinnaussichten der Stadtwerke informiert war, sei "kein Geheimnis", sagte gestern SPD-Fraktionschef Ernst Lauterjung, der selbst zur Verhandlungskommission gehörte. Solche künftigen Gewinnerwartungen seien Zukunftsprognosen und damit "ständig im Wandel".

Ein neueres Gutachten des Wirtschaftsprüfers IVC kommt zum Ergebnis, dass die von MVV zu erwerbenden Anteile einen Marktwert von nur 101,5 Millionen Euro haben, allerdings mit Steigerungspotenzial. Die Wirtschaftsprüfer legten dabei offenbar die neuen Zahlen zur Gewinnerwartung der Stadtwerke zugrunde, die deutlich schlechtere Erträge der Stadtwerke prognostizieren.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort