Solingen Stadt sucht Citymanager
Solingen · Bis Ende des Monats läuft die europaweite Ausschreibung für den Job. Möglich wird das, weil das Land das Projekt "City 2013" mit zwei Millionen Euro fördert. Über der Commerzbank wird ein Citymanagement-Büro eingerichtet.
Wenn ein Investor 120 Millionen Euro in eine Stadt steckt, dann wohl nur vor dem Hintergrund, dass dort Geld zu verdienen ist. Wer als Solinger bisweilen durch seine Innenstadt bummelt, dem drängt sich ein anderer Eindruck auf: Leerstände, wie die alte Appelrath&Cüpper-Filiale, sowie Handyläden, wohin das Auge reicht. Wer seinen Goldschmuck zu Geld machen will, hat ebenfalls die Qual der Wahl.
Doch das Potenzial ist da. Solingens Kaufkraft wandert derzeit mit Vorliebe ab. Rund 925 Millionen Euro haben die Solinger pro Jahr zur Verfügung; rund 200 Millionen Euro fließen ab, je ein Viertel davon nach Köln und Düsseldorf. Spätestens, wenn das neue Einkaufszentrum am Neumarkt Anfang 2014 öffnet, soll sich das ändern. Einer der dann schon da ist, ist Christian Zilles. Er hat sich vor Kurzem mit seinem Geschäft "chestnut" am Ufergarten niedergelassen. Bei ihm findet sich Hochwertiges im Sortiment. Sein Motto: Sich etabliert zu haben, wenn das Center öffnet und weitere Händler anlockt. Den Ufergarten weiter hinauf, hat sich in den letzten Wochen auch einiges getan. Der neue Woll- und Stoffladen "Dyo" sieht stylish aus, und unweit des "Schokoladens" haben sich Papa Paja und Mockx in einem gemeinsamen Ladenlokal angesiedelt. Solche Geschäfte lassen das Herz jedes Stadtentwicklers höher schlagen, geben sie doch einer Stadt eine unverwechselbare Note.
Doch ein paar hundert Meter entfernt herrscht Tristesse. Nach einem kurzen Strohfeuer im Bachtorcenter mit der Eröffnung neuer Geschäfte ist dort wieder die Ödnis eingezogen. Das soll aber nicht mehr allzu lange so bleiben.
Die Stadt sucht über eine europaweite Ausschreibung ein Citymanagement, das ab Anfang 2012 seine Arbeit aufnimmt. Damit setze die Stadt eine langjährige Forderung des Werbe- und Interessenrings Innenstadt um, freut sich deren Vorstandsmitglied Waldemar Gluch.
Ende November ist Bewerbungsschluss, berichtet Markus Lütke Lordemann, Leiter des Stadtentwicklungsdienstes, gestern auf Anfrage. Weil sich das Aufgabengebiet breit darstellt, kann man sich bei der Stadt gut vorstellen, dass ein Planungsbüro zum Zuge kommt. Doch eines steht unerschütterlich fest: Das Citymanagement-Büro, das erst mal über der Commerzbank einziehen soll, soll über die Projektlaufzeit von zwei Jahren an mindestens 25 Stunden die Woche geöffnet sein. Anders als früher, als der Initiativkreis Solingen für projektbezogene Arbeit eine Zentrenmanagerin bezahlte, bedeutet dies: Künftig wird es einen Citymanager auf Vollzeit geben.
Doch was bedeutet "City 2013 – die Kreativ- und Standortoffensive für die Solinger Innenstadt"? Grundlegende Philosophie ist, bürgerschaftliches Engagement zu akquirieren und damit verbunden, privatwirtschaftliche Maßnahmen anzustoßen. Zudem soll der neue Citymanager die vielfältigen Ansätze der Standortoffensive bündeln und den Austausch zwischen den Akteuren gewährleisten. Dabei soll er oder sie die gesamte Innenstadt im Blick haben. Dazu gehört dann auch – als ein Teilaspekt unter vielen – dem Bachtorcenter über ein neues Konzept wieder Leben einzuhauchen.
Das Land NRW hat für das Gesamtpaket erst einmal fast zwei Millionen Euro zur Verfügung gestellt.