Mobilität Carsharing: Stadt-Partner wirft Handtuch

Solingen · „Stadtmobil“ zieht sich aus Solingen zurück. Die Stadt will ihr Carsharing neu ausschreiben. Schönauen ist weiterer Anbieter.

 Vor dem Solinger Hauptbahnhof in Ohligs liegt eine jener „Stadtmobil“-Stationen, die in wenigen Wochen aufgegeben werden. Das Unternehmen hat beschlossen, sich aus der Klingenstadt zurückzuziehen, weil die Nachfrage nach dem Service zu gering ist.

Vor dem Solinger Hauptbahnhof in Ohligs liegt eine jener „Stadtmobil“-Stationen, die in wenigen Wochen aufgegeben werden. Das Unternehmen hat beschlossen, sich aus der Klingenstadt zurückzuziehen, weil die Nachfrage nach dem Service zu gering ist.

Foto: Meuter, Peter (pm)

Ein Auto, das man sich einfach mit den Kollegen teilt und das bei rechtzeitiger Buchung immer vollgetankt vor dem Büro steht – auf diesen Luxus könnten die Mitarbeiter der Stadt bald verzichten müssen. Denn wie jetzt bekannt geworden ist, wird sich das Carsharing-Unternehmen „Stadtmobil“, das bisher noch Partner der Stadtverwaltung ist, nach knapp zehn Jahren demnächst aus Solingen zurückziehen.

„Es ist richtig, dass wir uns schweren Herzens dazu entschlossen haben, den Betrieb an den Solinger Stationen zum 30. Juni 2019 einzustellen“, bestätigte der „Stadtmobil“-Geschäftsführer für die Region Rhein-Ruhr, Matthias Kall, am Donnerstag die Abwanderungsabsichten seiner Firma. Das bedeutet, dass die Kunden des Unternehmens ab diesem Termin an drei der insgesamt fünf Stationen im Stadtgebiet auf keine Leihwagen mehr zurückgreifen können.

Einzige Ausnahmen: Die Stationen am Rathaus in Mitte sowie am städtischen Verwaltungsgebäude Bonner Straße in Ohligs bleiben bis Ende des Jahres erhalten. „Unsere Beschäftigten haben zunächst weiter die Möglichkeit, Carsharing-Fahrzeuge für dienstliche Fahrten zu nutzen“, sagte eine Rathaus-Sprecherin, die parallel ankündigte, die Stadtverwaltung werde in Kürze eine neue Ausschreibung für den Teil-Service auf den Weg bringen.

Tatsächlich, so die Sprecherin, habe sich das Carsharing-Angebot an den beiden städtischen Standorten bezahlt gemacht. „Der Service ist gut angekommen“, hieß es aus dem Rathaus, wo die Verantwortlichen den Rückzug von „Stadtmobil“ dementsprechend bedauern. Denn immerhin habe sich die Verwaltung den Umweltschutz auf ihre Fahnen geschrieben. Und da sei Carsharing – neben anderen Projekten, wie etwa den batteriebetriebenen Obussen – eine durchaus sinnvolle Alternative zum eigenen Auto, so die Rathaus-Sprecherin.

Allein, die Stadt als Kunde reichte nicht, wie „Stadtmobil“-Geschäftsführer Kall jetzt noch einmal betonte. „In einer Kommune wie Solingen ist es für Carsharing-Anbieter schwieriger als etwa in Düsseldorf oder Essen“, sagte Kall. So gebe es einfach zu wenige verdichtete Räume, die noch dazu über ein enges Netz unterschiedlicher öffentlicher Verkehrsmittel verfügten. Darüber hinaus sei aber auch der Fahrradverkehr in der Klingenstadt – trotz erster Veränderungen – nach wie vor weniger bedeutsam als anderswo, was dazu führe, dass viele Menschen weiter ein eigenes Auto hätten und nutzten, hieß es am Donnerstag bei „Stadtmobil“.

Gleichwohl will das Unternehmen eine spätere Rückkehr nach Solingen nicht ausschließen. „Vielleicht bewerben wir uns bei der Neuausschreibung wieder. Zumal nicht bei der Stadt beschäftigte Kunden unser Angebot an den zwei Stationen in Mitte und Ohligs außerhalb der Dienstzeiten der Verwaltung ebenfalls noch bis Jahresende in Anspruch nehmen können“, sagte Matthias Kall, der gleichwohl deutlich machte, für einen dauerhaften Service müssten sich zuerst die finanziellen Rahmenbedingungen bei einer städtischen Neuausschreibung ändern.

Ganz verzichten brauchen die Solinger auf Carsharing indes nicht. Im Gegenteil: Das Autohaus Schönauen wird weiterhin seine Flotte von „Teilzeit“-Autos bereithalten. Zurzeit hat das Unternehmen in der Klingenstadt fünf Fahrzeuge an acht Stationen im Einsatz. Wobei es dabei nicht bleiben wird. „Wir planen Stellplätze zum Beispiel am neuen O-Quartier in Ohligs“, sagte der bei Schönauen für das Carsharing zuständige Mitarbeiter Mario Islic auf Anfrage.

 Die Station am Rathaus ist noch bis Ende 2019 in Betrieb. Die Mitarbeiter der Stadt nutzen das Carsharing regelmäßig. Es soll neu ausgeschrieben werden.

Die Station am Rathaus ist noch bis Ende 2019 in Betrieb. Die Mitarbeiter der Stadt nutzen das Carsharing regelmäßig. Es soll neu ausgeschrieben werden.

Foto: Meuter, Peter (pm)

Das Autohaus ist seit dem Jahr 2012 im Carsharing-Geschäft aktiv. „Dabei gibt es besser laufende und eher nicht so stark nachgefragte Stationen“, betonte der Schönauen-Mitarbeiter, der prinzipiell an die Zukunft dieses Mobilitätsmodells glaubt. So biete sich Carsharing als Ersatz für Zweitwagen an. Mario Islic: „Bei uns ist in der Anmeldung für 20 Euro ein Fahrguthaben von zehn Euro enthalten.“

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