Porträt Maximilian Horn Zuspieler kündigt für Volleys seinen Job

Solingen · Der 20-Jährige hatte seine Karriere eigentlich beendet - bis ihn Manager Weissenbach im Griechenland-Urlaub anrief.

 Maximilian Horn bei der Ballannahme im Dress der Volleys.

Maximilian Horn bei der Ballannahme im Dress der Volleys.

Foto: Stephan Köhlen

Als "waschechten Bayer" hatte Oliver Gies, Kapitän des Volleyball-Bundesligisten Solingen Volleys, seinen Zuspieler Maximilian Horn vorgestellt. Und dann die Überraschung: Man versteht den 20-Jährigen problemlos! "Ich bin zweisprachig aufgewachsen", sagt Horn grinsend. "Im Dorf kann ich noch bisserl bayrisch reden, aber ich habe auch gelernt, mich auf hochdeutsch zu artikulieren."

Das "Dorf", das der gebürtige Bad Aiblinger meint, heißt Biberg in Oberbayern. "Da habe ich meine Kindheit verbracht. 170 Einwohner, ebensoviele Kühe, verteilt auf ein paar Bauernhöfe. Grüne Wiesen, Bergblick, alles sehr idyllisch. Und natürlich ein Volleyballnetz bei uns im Garten", erzählt Horn, der über seine Familie zum Volleyball kam: Vater Axel war Zuspieler, Bruder Felix ebenso, und so startete auch Maximilian im Alter von sechs Jahren in dieser Sportart. Dass der TV Herrsching derzeit der einzige Erstligist aus Bayern ist, heißt nicht, dass Volleyball dort einen geringen Stellenwert hätte, im Gegenteil: "Bayern ist berühmt für seine gute Jugendarbeit, etwa im Sportinternat Kempfenhausen", berichtet Horn, der selbst als 14-Jähriger auf diese Einrichtung gewechselt war. "Deswegen spielen viele ursprüngliche Bayern in der Bundesliga."

So wie er nun in Solingen. Dabei hatte der 1,90-Meter-Mann seine Karriere ursprünglich gerade beendet. "Nach einem Jahr bei VCO Berlin haben mir ein bisschen die Perspektive und der Spaß gefehlt. Ich hatte meinen Studienplatz im Wirtschaftsingenieurwesen mit Vertiefung Maschinenbau in Berlin und habe da als Werkstudent bei Takata gearbeitet. Ich konnte das nicht mehr richtig mit Volleyball verbinden und habe dann gesagt: ganz oder gar nicht." Im September erhielt Horn aber im Griechenland-Urlaub einen Anruf von Volleys-Manager Helmut Weissenbach: "Er hat gesagt, dass sie noch einen jungen, zweiten Zuspieler suchen und so auf mich gestoßen sind und ob ich Lust habe." Hatte er. "Ich habe dann meinen Job relativ spontan gekündigt, habe da aber auch Rückhalt bekommen. Die waren sehr verständnisvoll und haben gesagt, dass ich die Chance nutzen soll, weiter Bundesliga zu spielen." Seinen Studienplatz in der Hauptstadt hat er behalten. "Ich mache jetzt zwar ein bisschen weniger, als wenn ich weiter in Berlin wohnen würde, aber ich versuche, mir aus der Ferne Wissen anzueignen, damit ich in ein paar Modulen die Prüfungen bestehe. Sechs Termine während der Saison sind Pflichtveranstaltungen, für die ich nach Berlin muss."

Hinzu kommen die Spiele mit dem Erstliga-Aufsteiger in der Hauptstadt, wie morgen (16 Uhr) bei den Recycling Volleys. Der amtierende Meister hat bislang noch keinen Satz verloren, für die Solinger dürfte das Gastspiel in der Max-Schmeling-Halle aller Voraussicht nach ein kurzes sein. Horn schätzt die Chancen realistisch ein: "Ich glaube, es geht eher darum, die Erfahrung zu machen, in so einer riesigen Halle zu spielen. Das ist ja ein Traum von jedem Spieler." Bis zu 9500 Zuschauer wie beim Champions-League-Finale passen in die Sportstätte, in der Bundesliga liegt der Schnitt "nur" bei 3500.

Horns persönliches Ziel bei den Volleys sieht so aus: "Ich habe wieder angefangen, um wieder Spaß am Volleyball zu finden und der Sache eine zweite Chance zu geben. Bis jetzt klappt das ganz gut", meint der Blondschopf lächelnd. Das ist noch untertrieben: Er hat den verletzungsanfälligen Zuspieler-Routinier Huib den Boer, der gleich im ersten Saisonspiel mit einer Muskelverhärtung in der Wade außer Gefecht gesetzt wurde, bestens vertreten, wurde nach der Partie in Bestensee gar zum besten Spieler der unterlegenen Mannschaft gekürt.

Dass er aber dennoch von dem Sport auf Dauer nicht wird leben können, weiß der Student. "Es ist zwar ein bisschen mehr als Hobby, wenn man fünf Mal die Woche trainiert und zusätzlich noch Krafttraining hat. Aber solange es Spaß macht, kann man damit leben." Spaß macht Horn zudem nicht nur Skifahren und Snowboarden, sondern vor allem Surfen. "Mein Bruder Felix macht meist Windsurfen, ich Kite-Surfen. Aber ich habe meinen Horizont erweitert und war auch schon in Südfrankreich Wellenreiten." Im Griechenland-Urlaub stand er ebenfalls auf dem Surfbrett - bis der Anruf der Volleys kam.

Inzwischen wohnt der ehemalige Kapitän des VCO Berlin mit seinem Mitspieler Christoph Marks in Solingen in einer Wohngemeinschaft - einer Single-WG. "Ich habe aber schon gute drei Jahre in einer eigenen Wohnung gewohnt", berichtet Horn und ergänzt: "Ich schmeiße schon meinen eigenen Haushalt. Christoph und ich kochen zusammen oder abwechselnd. Der, der weniger Lust hat, bleibt sitzen." Von Solingen hat der 20-Jährige "prinzipiell noch nicht so viel gesehen". Aber: "Ein Mal ist ein Zug ausgefallen, als ich von Berlin zurückgefahren bin, und da musste ich vom Wuppertaler Hauptbahnhof mit der S-Bahn fahren. Dabei bin ich über die höchste Eisenbahnbrücke Deutschlands (Müngstener Brücke, Anm. d. Red.) gefahren, und habe da unter mir das Tal mit den vielen bunten Bäumen gesehen. Das war auch sehr idyllisch." Nicht ganz so wie in seinem bayrischen Dorf, aber immerhin.

(ame)
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