Schwimmen Weihnachten in den Becken von Tunis

Solingen · Cierine M'rad vom TSV Aufderhöhe schwimmt bei den offenen tunesischen Meisterschaften mit.

Cierine M'rad ist zierlich - aber sie hat einen festen Händedruck. Das zeigt: Die 17-Jährige kann sich behaupten, was ihr bei ihrer möglichen späteren Berufswahl ebenso zupass kommen wird wie ihre Eloquenz: "Vielleicht gehe ich zur Polizei oder ich studiere erstmal", sagt die Elftklässlerin des Lore-Lorentz-Sportschule in Düsseldorf, an der sie Sport und Biologie als Leistungskurse hat.

Der Sport, der am meisten in ihrem Herzen verankert ist, ist das Schwimmen. Seit zwei Jahren ist sie beim TSV Aufderhöhe, doch bereits seit 13 Jahren schwimmt sie. "Meine Mama hatte mich mit vier Jahren spontan im Vogelsang zu einem Kurs angemeldet", erinnert sich Cierine M'rad. "Sie hat gedacht, ich sei eigentlich noch zu jung, aber das könne sich ja noch entwickeln. Mir hat das aber so viel Spaß gemacht, dass ich direkt mein Seepferdchen gemacht habe und in einen Verein gegangen bin."

Dort wurde sie immer besser, und das hat sich bis in das Heimatland ihres Vaters herumgesprochen: Vom tunesischen Bundestrainer bekam sie aufgrund ihrer in den Bestenlisten einsehbar guten Leistungen eine Einladung zu den offenen Meisterschaften in Tunis vom 23. bis 26. Dezember - weiße Weihnachten wird Cierine M'rad also in keinem Fall haben. "Da sind jetzt so 20 Grad", sagt sie und lacht. Bereits gestern Abend fuhr die Familie mit dem Auto los nach Italien, von dort aus ging es mit dem Schiff weiter. Die Rückreise ist aber mit einem Flugzeug geplant, vor dem Jahreswechsel ist die Schwimmerin wieder zurück: "Silvester wollte ich schon hier feiern", sagt sie.

Die Reise nach Nordafrika wird sich sicher lohnen, glaubt Cierine M'rad: "Es ist auf jeden Fall eine Erfahrung wert. In Tunesien gibt es weniger Schwimmer, aber die, die da sind, sind sehr stark. Ich weiß, was die hier in Deutschland draufhaben und wollte mal gucken, wie die in Tunesien ticken. Ich kann auch zwei Tage mit der Mannschaft trainieren, da kann man mal ein bisschen was vergleichen."

Ursprünglich hatte die Einladung aus Tunesien für das kommende Jahr gegolten, doch die Rückenspezialistin entwickelte sich "in den letzten sechs bis neun Monaten sehr stark", berichtet ihr TSV-Trainer Jörg Schiemann. "Der tunesische Bundestrainer hat die Zeiten im Internet gesehen und dann gesagt, ich kann dieses Jahr schon kommen", freut sich Cierine M'rad, die bei den offenen Meisterschaften über 50, 100 und 200 Meter Rücken, 200 Meter Lagen, 200 Meter Kraul und eventuell bei einer Staffel starten wird. Ihr Ziel: "Der Trainer hat mir die Rangliste der Tunesier geschickt. Ich wäre da von den Zeiten Fünfte oder Sechste. Weil wir das Training umstellen mussten, wäre ich damit zufrieden, diesen Rang zu verteidigen." Cierine M'rad wird sich sicher behaupten.

(ame)
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