Verspäteter Europameister

Das lange Warten auf ihren Gegner hat die Deutsche U19-Nationalmannschaft besser verkraftet als das Team aus Dänemark seine Zeit im Bus. Der Europameister verlor gestern in Solingen auch in der Höhe sensationell mit 2:5.

Ein angemessener Rahmen gehört zu einem Länderspiel einfach dazu. Mit Nationalhymne und Vorstellung eines jeden Spielers. Dass gestern Abend die Eröffnungszeremonie vor dem internationalen Badminton-Vergleich zwischen den U19-Nationalteams aus Deutschland und Dänemark etwas gestresst über die Bühne gebracht wurde, dafür war nicht der STC Blau-Weiß Solingen als Ausrichter, sondern allein das Team aus Skandinavien schuld. "Damit wir so schnell wie möglich Badminton sehen können, werden wir die Begrüßung Im Eiltempo durchziehen", informierte der STC-Vorsitzende Lutz Lichtenberg vorab die Zuschauer in der Humboldthalle, die eine halbe Stunde nach offiziellem Spielbeginn immer noch auf zwei leere Felder blickten.

Der Europameister hatte sich bei der Anreise schlichtweg bei seiner Reiseplanung verschätzt. Auf direktem Weg waren die Dänen nach Solingen angereist. Erst von den dichtem Verkehr auf den deutschen Autobahnen aufgehalten worden und schließlich in Solingen hoffnungslos verfahren, tauchte die Delegation mit 40-minütiger Verspätung auf. In einer Bundesliga-Partie hätten sich die Skandinavier in diesem Fall gar nicht mehr umziehen müssen. Wer hier nicht mindestens eine halbe Stunde vor Spielbeginn mit seinem Team in der Halle ist, der verliert am Grünen Tisch.

Es war die einzige Panne in dem von der Morgenpost präsentierten U19-Länderspiel – auch wenn sich der STC Blau-Weiß eine größere Kulisse als rund 200 Zuschauer gewünscht hätte. "Die Zeit war zu knapp, um wie vor anderthalb Jahren beim A-Länderspiel gegen die Niederlande in den Vereinen der Umgebung die Werbetrommel zu rühren", erklärte Lichtenberg. Händeringend hatte der Deutsche Badminton-Verband erst vor wenigen Wochen nach einem Ersatz-Ausrichter gesucht, und die Blau-Weißen halfen dem DBV mit ihrer Bereitschaft und einer perfekten Organisation (inklusive der Gestellung der Linienrichter) aus der Patsche.

Deprez gewinnt im Eiltempo

Das Warten hatte sich in jedem Fall gelohnt. Das Duell zwischen dem Gold- und Bronzemedaillen-Gewinner bei der Mannschaftseuropameisterschaft stand in nahezu allen sieben einzelnen Matches auf des Messers Schneide. Allerdings schien es, dass die Deutschen ihre lange Wartezeit in der Humboldthalle besser verkraftet hatten als die Skandinavier ihre Zeit im Bus. Allen voran Fabienne Deprez. Die Langenfelderin startete gegen die dänische Meisterin Lena Grebak mit einer 8:1-Führung und dem Gewinn des ersten Satzes im Schnelldurchgang (21:9, 21:18). Deprez besorgte damit den zweiten Gesamtpunkt, dem Andreas Heinz gegen Mikkel Mikkelsen im längsten Spiel des Abends den dritten folgen ließ. Für Raunen im Publikum sorgte der Hanauer mit seinen Flugeinlagen, mit denen er schon verloren geglaubte Bälle rettete – so wie im dritten Satz, als sich Andreas Heinz zum Matchball hechtete. Nach der Pause brachte direkt das Damen-Doppel den sensationellen Sieg gegen die führende Badminton-Nation Europas unter Dach und Fach.

Heute Abend beim zweiten Länderspiel-Vergleich bietet sich für einen ausgeruhten Europameister die Revanche. Einen verspäteten Beginn wird es mit Sicherheit nicht geben. Beide Mannschaften fahren gemeinsam in einem Bus nach Willich – für die Deutschen eine bekannte Strecke.

(RP)
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