Handball Unbekannte Selbstständigkeit

Vor dem Anpfiff entscheiden Sabine Nassenstein und Heike Guddasin eigenverantwortlich, wer sich besser fühlt, das Tor des Handball-Regionalligisten HSV Gräfrath zu hüten.

Sabine Nassenstein hatte sich aus den höheren Ligen zurückgezogen. „Wenn ich auf meinen Arzt hören würde, sollte ich eigentlich besser mit dem Handball aufhören“, sagt die Torfrau, die sich in der Saison 2005/06 am Knie schwer verletzt hatte, als sie noch für den Zweitligisten TV Beyeröhde zwischen den Pfosten gestanden hatte. Weil die 34-Jährige jedoch nicht von ihrem Sport lassen konnte, wählte sie nach knapp einjähriger Trainingspause den Kompromiss und fungierte in der Landesliga bei Fortuna Düsseldorf II als Spielertrainerin. Nach einer Saison aber hatte Sabine Nassenstein von dem Niveau genug – und nun greift sie beim HSV Gräfrath noch einmal an.

Die leichten Zweifel, ob ihre Leistung nach dem verletzungsbedingten Abschied aus Beyeröhde noch für die Regionalliga reichen würde, waren in den ersten Trainingseinheiten der Vorbereitung schnell ausgeräumt. Zwei Mal stand Sabine Nassenstein an den ersten drei Spieltagen zwischen den Pfosten und zeigte jeweils, dass sie nichts verlernt hat. Und der Ehrgeiz ist immer noch genauso groß wie zu Zweitliga-Zeiten. „Bevor ich jemand anders für ein Gegentor verantwortlich mache und eine Mitspielerin anflaume, suche ich die Schuld erst einmal bei mir.“ Kurz vor dem Einschlafen geht Sabine Nassenstein dann das ganze Spiel gedanklich noch einmal durch. „Weil ich mich an gehaltene Bälle nur selten erinnern kann“, könne sie ihre eigene Leistung meist nur schlecht einschätzen. „Das müssen andere von außen machen.“ Die Keeperin aber weiß ganz genau, welches Ei sie in welcher Minute durchgelassen habe. „Im Bett habe ich jede dieser Szenen vor Augen und überlege dann, was ich hätte besser machen können.“

Kurzeinsatz in der Klingenhalle

Beim bislang einzigen Heimspiel in der Klingenhalle haben die Zuschauer den Neuzugang aus Düsseldorf nur bei zwei Siebenmetern im Einsatz erlebt. Gegen die HSG Siebengebirge/Thomasberg hütete Heike Guddas das Gräfrather Tor. „Wir haben schon geflachst: Heike spielt immer zuhause, ich immer auswärts.“ Nach dem Verlauf der Woche müsse Heike Guddas eigentlich auch morgen gegen den 1. FC Köln zwischen den Pfosten stehen. Sabine Nassenstein hatte aufgrund der Folgen einer Reizung der Plantar-Sehne unter der Fußsohle etwas kürzer treten müssen.

„Ich würde aber schon gerne spielen, weil Köln eine ganz andere Herausforderung ist als etwa Strombach oder Königsborn.“ Wer tatsächlich beginnen wird, entscheidet nicht etwa Annekatrin Brzoskowski als Trainerin, sondern die beiden Torhüterinnen in Eigenverantwortung. Weil sich Sabine Nassenstein und Heike Guddas auch privat gut verstehen, hat dies bislang problemlos funktioniert. „Man muss sich einschätzen können und der Kollegin ehrlich gegenüber sein“, sagt Nassenstein.

Handball-Regionalliga (Frauen): HSV Gräfrath – 1. FC Köln (Sonntag, 16.30 Uhr, Klingenhalle).

(RP)
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