Handball Tabellenführung leichtfertig verspielt

Solingen · Handball-Drittligist HSV Gräfrath gibt im Spitzenspiel nach einer 25:22-Führung mit dem 26:26 noch einen Punkt ab

Neun Sekunden fehlten den Handballerinnen des HSV Gräfrath, um nach dem achten Spieltag an der Tabellenspitze der Dritten Liga West zu stehen. Vor allem war eine wesentlich bessere Ausgangsposition vor dem kommenden schweren Auswärtsspiel in Köln möglich.

Um diese Chance brachte sich das Solinger Team ganz alleine und muss nun schon in der Domstadt unbedingt punkten, um nicht noch mehr Boden auf die verlustpunktfreie TSG Ketsch zu verlieren.

Erst wenige Augenblicke vor dem Abpfiff kassierten die Gastgeberinnen den Ausgleich. Der Gegner aus Kleenheim hatte für den finalen Angriffsversuch Torhüterin Monica Bochis herausgenommen, setzte mit einer siebten Feldspielerin alles auf eine Karte. Linksaußen Sophia Bepler wurde freigespielt und sorgte mit ihrem vierten Treffer für die Punkteteilung. "Die ist so was von ärgerlich", sagte Trainerin Michaela Buchheim unmittelbar nach der Partie.

Beim 25:22 und 26:24 sah der HSV aus wie der sichere Sieger. Kim Spiecker und die überragende Gesine Paulus hatten den Vorsprung aus dem Rückraum herausgeworfen. Nichts deutete mehr auf das Team aus Hessen hin. Doch ausgelassene Chancen sowie Abspielfehler brachten den Tabellennachbarn zurück in die Partie. Paulus und Co. hatten immer wieder Probleme mit der offensiv ausgerichteten 5:1-Deckungsvariante.

"Dabei hatten wir uns die ganze Woche darauf vorbereitet. Mir fehlen einfach die Worte, denn wir waren diesem wichtigen Sieg schon so nah", sagte Linksaußen Franziska List enttäuscht. Im ersten Spiel nach ihrer Verletzung gehörte die Flügelspielerin zu den Aktivposten. Nach ihrer Einwechslung belebte List die Außenbahn und stellte den Wert für die Mannschaft mit fünf Toren unter Beweis.

Gute Leistungen von Paulus, List und mit Abstrichen Kim Spiecker sollten aber in der Offensive zu wenig sein, um als Sieger hervor zu gehen. Die Polin Kamila Caluzynska war über die komplette Spieldauer gar nicht zu sehen, geschweige denn, dass ein geordneter Spielaufbau über sie zustande gekommen wäre. Leonie Huckenbeck mühte sich später redlich, produzierte jedoch zu viele Fehler und hatte Pech im Abschluss. Gerade für die letzten Angriffe fehlten die zündenden Ideen aus der Kreativabteilung. Kreisläuferin Steffi Bergmann war komplett abgemeldet. "Wir waren dadurch auch zu leicht ausrechenbar. Insgesamt hat die Mannschaft vorne kein gutes Spiel gemacht", meinte die Trainerin. Die offensiven Verfehlungen gipfelten in vier vergebenen Siebenmetern.

Einmal mehr beste Gräfrather Kraft war Torhüterin Sabine Naßenstein, die der gewohnt zuverlässige Rückhalt war. Immer wieder warf sich die Schlussfrau den heranfliegenden Kleenheimerinnen in den Weg, entschärfte viele "Unhaltbare". Im Duett mit Tini Hermann, die drei Siebenmeter abwehrte, gab es auf dieser Position nichts zu kritisieren. Dazu hatte sich aber auch der Abwehrverband gegenüber den Vorwochen deutlich gesteigert. Gesine Paulus und Steffi Bergmann machten im Zentrum einen guten Job. "Wir müssen den Kopf jetzt schnell freibekommen und unsere Lehren aus der Partie ziehen", sagte Buchheim.

(lhep)
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