Lokalsport Szilágyi kann dem BHC noch nicht helfen

Solingen · Der Kapitän gibt gegen die TSG Ludwigshafen-Friesenheim sein Comeback, doch die Heimpartie geht mit 27:30 verloren.

Es läuft die 59. Minute im Spiel der Handball-Bundesliga zwischen dem Bergischen HC und der TSG Ludwigshafen-Friesenheim, die zu diesem Zeitpunkt mit drei Toren führt. BHC-Kapitän Viktor Szilágyi versucht noch mit einem Schlagwurf, sein Team wieder heranzubringen, der Ball geht aber drei Meter über das Tor, und die Schiedsrichter übersehen das klare Foul an der rechten Wurfhand des Österreichers. Der 36-Jährige krümmt sich vor Schmerzen auf dem Boden, hält sich die nach seinem Daumenbruch ohnehin lädierte Hand und hämmert mit der anderen auf den Boden. Dann steht Szilágyi auf und wendet sich an den Schiedsrichter: "Meinst du, ich werf' so? Ernsthaft, glaubst du wirklich, ich werfe so?", fragt der Mann, der im Klubhandball alles gewonnen hat, den Unparteiischen ungläubig. Eine Antwort erhält er nicht und der BHC keine Punkte, denn er verliert mit 27:30 (9:15). Friesenheim ist so die erste Mannschaft, die in dieser Saison in der Klingenhalle gewinnt, und sie feiert gleichzeitig die ersten Auswärtspunkte in dieser Spielzeit.

Szilágyi hat nach seiner Verletzung ein 45-minütiges Comeback gegeben, ein glückliches war es für den Regisseur nicht. Beim Stand von 4:9 war er für Alexander Oelze gekommen, der das Spiel der Hausherren diesmal überhaupt nicht strukturiert bekommen hatte. Das bemängelte der Kapitän später auch, ohne indes seinen Mitspieler explizit dafür verantwortlich zu machen: "Wir waren in der ersten Halbzeit nicht konsequent genug, da wurde in vier Angriffen in Folge Zeitspiel gegen uns angezeigt. Das ist für uns, noch dazu in einem Heimspiel, sehr unglücklich." Szilágyi kritisierte aber nicht nur das Team insgesamt, sondern vor allem sich selbst: "Der Daumen ist sicher noch nicht da, wo er sein sollte", gab er zu. "Dann reicht es vielleicht noch nicht, Bundesliga zu spielen. Ich hatte nur zwei volle Trainingseinheiten - das ist zu wenig. Die Mannschaft hätte heute Tore aus der Mitte gebraucht - dazu war ich nicht in der Lage."

Sein Trainer, Sebastian Hinze, sprang Szilágyi bei: "Viktor hat eine vernünftige Wurfauswahl genommen. Das war in Ordnung für die Zeit, die er ausgefallen ist. Er hat eine hohe Emotionalität reingebracht, das Spiel gut gesteuert und mit dazu beigetragen, dass wir wieder rangekommen sind." Dass das überhaupt nötig war, lag an einer völlig verkorksten ersten Halbzeit, in der der BHC seine sonst eindrucksvolle Abwehrarbeit überhaupt nicht auf die Platte bekam und im eigenen Angriff viel zu viele freie Würfe verschenkte. "In der ersten Halbzeit haben wir sechs glasklare Chancen weggelassen - da fehlte der Killerinstinkt, um so ein Spiel zu gewinnen", sagte Hinze. Vor allem Kristian Nippes tat sich in dieser Phase mit zwei vergebenen Gegenstößen und einem Fehlversuch frei vom Kreis unrühmlich hervor, er steigerte sich aber nach der Pause. Das reichte indes wie die gute Leistung von Jan Artmann nicht, um Zählbares in Solingen zu behalten.

(RP)
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