Silber sicher – Gold im Visier

Durch einen 3:1-Erfolg im Halbfinale der Paralympics 2008 über den Spanier Alvaro Valera hat der Solinger Jochen Wollmert in Peking das Tischtennis-Endspiel erreicht. Hier trifft er heute auf den Chinesen Chao Qun Ye.

Für Jochen Wollmert wird der Traum von einer Goldmedaille bei den Paralympics 2008 in Peking immer realer. Gestern am frühen Morgen mitteleuropäischer Zeit schaffte der Solinger durch einen 3:1-Erfolg im Tischtennis-Halbfinale über den Spanier Alvaro Valera den Einzug ins Endspiel. Die Silbermedaille bereits sicher trifft Wollmert im Finale heute um 10.45 Uhr Pekinger Zeit (4.45 Uhr MEZ) auf den Chinesen Chao Qun Ye. Der hatte sich im zweiten Halbfinale gegen den Amerikaner Mitchell Seidenfeld mit 3:0 durchgesetzt. Kein leichter Gegner für den Chinesen, hatte Seidenfeld zuvor doch Stephane Messi aus dem Wettbewerb geworfen – den amtierenden Paralympicsieger 2004.

„Nun kommt es also tatsächlich zum Duell mit dem Chinesen Ye, der Nummer zwei in der Welt. Bei den Weltmeisterschaften vor zwei Jahren in Montreux konnte ich ihn zweimal besiegen. Sollte die gute Form anhalten ist ein Erfolg gegen den 20 Jahre jüngeren Chinesen durchaus in Reichweite. Ich bin aber bereits überglücklich über Silber und werde versuchen dem Chinesen in seinem Wohnzimmer das zu nehmen, was Timo Boll und Co nicht geschafft haben.“

Schon der Einzug ins Halbfinale durch einen 3:0-Erfolg im letzten Gruppenspiel über den Ukrainer Mykhaylo Popov war für Wollmert ein großer Erfolg. Hatte er sich doch als selbsternannter „Opa“ unter die besten Vier des Turniers spielen können. Als „Opa“ bezeichnet sich der 43-jährige Solinger, „weil fast alle anderen Spieler maximal 30 Jahre alt sind.“

Ausverkaufte Halle

Für den Einzug ins Endspiel musst Wollmert gestern morgen aber hart arbeiten. Denn das dramatisch verlaufende Halbfinale gegen Alvaro Valera im 8000 Zuschauer fassenden und ausverkauften Peking University Gymnasium (PKU) begann für Wollmert alles andere als gut. Mit 12:14 musste der Solinger seinen ersten Satzverlust im gesamten Turnier hinnehmen. „Bei 10:9 hatte ich meinen ersten Satzball. Diesen wie auch den bei 11:10 und 12:11 konnte ich aber nicht nutzen.“ Auch die Sätze zwei und drei verliefen eng, doch beide konnte Wollmert am Ende gewinnen (12:10/13:11). „Im zweiten Satz lag Valera ständig in Front. Erst zum 9:9 konnte ich ausgleichen und bei 10:9 erneut einen Satzball erspielen. Mit 13:11 sicherte ich mir dann Satz zwei. Im dritten Durchgang konnte ich den entscheidenden zwei Punkte Vorsprung erst beim 12:10 erreichen.“

Mit einer 2:1-Satzführung im Rücken spielte der Solinger im entscheidenden Durchgang gegen seinen Angstgegner („Der Spanier konnte mich in den letzten drei Partien besiegen.“) dann groß auf. „Ich lag mit 6:4 vorne. Valera kam dann auf 5:6 heran und dann machte ich die nächsten vier Punkte.“ Am Endes holte sich Wollmert mit 11:6 den fünften Satz – und den Gesamtsieg. „Lediglich auf 10:6 kam der Spanier heran und dann nutzte ich meinen zweiten Matchball zum Spielgewinn und zum Einzug ins Finale.“ Für Wollmert sind es in Peking die sechsten Paralympics. Mit insgesamt acht Medaillen bei diesen Wettkämpfen gehört der Solinger zu den erfolgreichsten deutschen Behindertensportlern.

Neben dem Einzelwettbewerb ist Wollmert zusammen mit Daniel Arnold und Rainer Schmidt auch im Mannschafts-Wettbewerb dabei – als Titelverteidiger. Und zum Auftakt morgen tritt der Solinger ja vielleicht als Goldmedaillengewinner 2008 an. Es wäre nach 2000 in Sydney für den Weltmeister die zweite im Einzel-Wettbewerb bei den Paralympics.

(RP)
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