Fußball Schiedsrichter ändert Ergebnis nachträglich

Solingen · Ein im Spiel nicht gegebenes Tor, das später plötzlich zählte, sorgt in der Fußball-Kreisliga B für Diskussionsstoff.

Bis zur 70. Minute war es ein Spiel wie so viele in der Kreisliga B Solingen. Der SV Canlarspor führt in seiner Heimpartie mit 3:2 gegen den VfL Witzhelden II, als der Schiedsrichter den Gastgebern einen Freistoß zusprach, den ein Akteur der Solinger in den Winkel schoss. Was folgte, erregte die Gemüter und dürfte bald die Spruchkammer des Fußballverbandes Niederrhein (FVN) beschäftigen.

Laut Berichten von Beteiligten hat der Unparteiische zunächst auf Tor erkannt, die Entscheidung aber zurückgenommen, bevor der VfL den folgenden Anstoß ausführte. Der Grund: Der Schiedsrichter hatte offenbar einen indirekten Freistoß angezeigt, der aber direkt verwandelt worden sein soll. Unstrittig ist, dass die Partie beim Stand von 3:2 fortgesetzt wurde und dem VfL in der Nachspielzeit der vermeintliche Ausgleich gelang.

Später schrieb der Schiedsrichter zunächst ein 3:3 in den Spielbericht. Allerdings hatte dieses Ergebnis in dem im Internet für jeden einsehbaren Bogen nicht lange Bestand. Zunächst wurde das Resultat auf 4:3 für Canlarspor geändert, Stunden später der angebliche Torschütze des Treffers zum 4:2 nachgetragen — laut Manfred Neufeld vom FVN seien solche nachträglichen Änderungen eines Spielberichts "absolute Ausnahmen". Parallel zu den Änderungen soll der Schiedsrichter dem zuständigen Staffelleiter per E-Mail mitgeteilt haben, dass er sich beim Ergebnis zunächst geirrt habe.

Nach Meinung von Hüseyin Fidan war der Treffer zum vermeintlichen 4:2 ein regulär erzieltes Tor. "Der Schiedsrichter hat zum Mittelkreis gezeigt und ist auch in die Richtung gelaufen", beschreibt der Mannschaftsverantwortliche des SV Canlarspor die Situation. Erst nach Tumulten, die sich hinter dem Rücken des Unparteiischen entwickelt hatten, und einer mehrminütigen Unterbrechung habe er seine Entscheidung zurückgenommen. Nach Spielende hat Fidan das Gespräch mit dem Schiedsrichter gesucht. "Ich habe ihn darauf hingewiesen, dass die Tumulte nicht zur Aberkennung des Tores hätten führen dürfen." Der Referee habe dem Canlarspor-Vertreter Recht gegeben und daraufhin signalisiert, das Ergebnis nachträglich korrigieren zu wollen.

Myke Landwehr, der die Witzheldener betreut, fiel aus allen Wolken, als er von der Korrektur erfuhr. Als Anlass für den Vorgang vermutet er massive Einflussnahme des Gegners auf den Unparteiischen nach Spielende. "So kann es doch im Fußball nicht zugehen, dass die Mannschaft gewinnt, die den Schiedsrichter und Gästespieler bedrängt", teilte Landwehr mit. Beteiligte von VfL und Canlarspor berichten, üblen Beleidigungen oder Bedrohungen durch die andere Seite ausgesetzt gewesen zu sein. Landwehr kündigte einen Einspruch gegen die Spielwertung an.

Die Erfolgschancen stehen für den VfL gut. Setzte der Schiedsrichter das Spiel nach dem Freistoß nicht mit einem Anstoß fort, gilt dies als Tatsachenentscheidung. Gemäß der Regeln darf ein Schiedsrichter "eine Entscheidung nur ändern, wenn er festgestellt hat, dass sie falsch war, oder falls er es für nötig hält [...]. Voraussetzung hierfür ist, dass er die Partie weder fortgesetzt noch abgepfiffen hat."

(RP/rl/jco)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort