Eishockey Rosi Beyer denkt noch lange nicht ans Aufhören

Solingen · Für die meisten Eishockeyspieler ist mit 40 Jahren Schluss. Für die heute 60-jährige Solingerin ging es in dem Alter erst richtig los.

 Rosi Beyer ist bei den Krefeld Crows zum Vorbild gewachsen.

Rosi Beyer ist bei den Krefeld Crows zum Vorbild gewachsen.

Foto: DSC

In ihrem Freundeskreis ist Rosi Beyer berüchtigt. Jeder weiß, dass die Solingerin ein zumindest für ihr Alter ungewöhnliches Hobby betreibt. Die 60-Jährige spielt Eishockey und sorgt damit hin und wieder für einen respektvollen Scherz. "Freunde und Bekannte schauen aber auch gerne mal bei den Spielen zu", freut sich die geborene Düsseldorferin. Bei den Krefeld Crows steht Rosi Beyer nicht nur als Außenstürmerin auf dem Eis, sondern fungiert seit etwa sechs Jahren zugleich als Vorsitzende des Clubs.

Eishockey gehört bei Frauen immer noch nicht zu den populären Sportarten. "Es wird stiefmütterlich behandelt", erläutert Rosi Beyer. "Die Hallenkosten sind so hoch, dass man ohne Gönner und Sponsoren kaum agieren kann. Dazu kommen natürlich noch Ausgaben für Ausrüstung und Auswärtsfahten." Immer wieder schließen Vereine — wie zum Beispiel der EC Bergisch Land — ihre Frauenabteilungen. "Das ist sehr schade, aber zumindest ist die Situation besser als zu meiner Anfangszeit."

Begonnen hat Rosi Beyer erst mit etwa 30 Jahren. Als Dauerkarteninhaberin der Düsseldorfer EG hat es ihr der Sport so angetan, dass sie es selbst versuchen wollte. "Die DEG hat kein Fraueneishockey angeboten, also haben eine Freundin und ich es in Neuss probiert." Bei einem Bambini-Spiel, in dem die Kinder gegen ihre Mütter antraten, durfte Beyer mitmachen. "Ich stand noch nie auf Schlittschuhen. Es war ein Drama", sagt die Solingerin. "Aber es hat so viel Spaß gemacht, dass wir unbedingt weitermachen mussten." Die Frauen gründeten die Neusser Huskies und feierten 1993 sogar die Deutsche Meisterschaft. "Leider ist der Verein ein Jahr später aus finanziellen Gründen auseinandergebrochen."

Über den TuS Wiehl und die Düsseldorfer Eisheiligen ist Rosi Beyer vor zehn Jahren bei den Krefeld Crows gelandet. "Das passt auch örtlich gut, weil ich in Willich arbeite", erläutert die Ohligserin. In der NRW-Liga geht es dort seit dem vergangenen Wochenende wieder auf Torejagd. "Wobei ich eher die Vorlagengeberin bin", stellt Beyer klar. 25 Spielerinnen befinden sich derzeit in der Mannschaft. Die jüngste Akteurin ist gerade 13 Jahre alt, die erfahrenste ist freilich Rosi Beyer.

Ans Aufhören denkt sie nicht. "Mein Arzt hat nichts gegen die Ausübung des Sports", meint die vielleicht älteste aktive Spielerin Deutschlands. "Ich würde nur aufhören, wenn es körperlich nicht mehr geht." Außerdem würden ihre Mitspielerinnen einen Rückzug auch nicht akzeptieren. Rosi Beyer ist zu einem Vorbild gewachsen. Einstecken können muss sie auf dem Eis aber nach wie vor. Auch wenn bei den Frauen offiziell keine Bodychecks ausgeführt werden dürfen, wird nicht gänzlich darauf verzichtet. "Ganz ohne Checks ist Eishockey für uns nicht vorstellbar."

(trd)
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