Rennsport Reichs Rache

Rennfahrer Uwe Reich möchte bei der ADAC Procar-Serie ab Mai aufs Treppchen. Der Solinger Steuerberater hatte die Medaillenränge 2006 knapp verpasst, nachdem er für zwei Rennen disqualifiziert worden war.

Der Schmerz sitzt noch immer tief. "Ich hätte am liebsten geheult vor Wut", sagt Uwe Reich rückblickend auf das, was ihm vor mehr als einem halben Jahr widerfahren ist. "Ich hatte bei der ADAC-Procar-Serie die Chance auf eine Medaille, doch die beiden Rennen am vorletzten Renntag der Saison durfte ich nicht mitfahren", schildert der Motorsportler. Ein Sensor seines Alfa Romeo 147 JTD sei plötzlich bemängelt worden. "Dabei war das derselbe Sensor, mit dem ich alle vorherigen Rennen dieser Serie auch schon gefahren bin". Wie auch immer. Fakt ist: Uwe Reich durfte nicht starten — und büßte seine Medaillenchance ein.

Reichs Rache wird süß sein. Er plant eine weitere Teilnahme an der ganz jungen ADAC-Procar-Serie. "Ich arbeite gerade daran, dass ich starten kann", sagt der 66-Jährige, der auch nach 37 Jahren aktiven und vor allem durchgängigen Rennsports so hungrig aufs Rasen ist wie ein Spund. "Ich fahre, so lange er mich gesund bleiben lässt", sagt Reich und schaut gen Himmel, als er das Wort "er" in seinen Satz einbaut. Denn "er" hat ihn schon fast vier Jahrzehnte vor bösen Unfällen oder gar folgenschweren Verletzungen bewahrt.

Unzählige Rennen hat Uwe Reich hinter sich. Wie viele genau? Da hat er längst den Überblick verloren. Eine winzige Vorstellung erhält, wer den "rasenden Steuerberater" in seinem Büro in Solingen-Wald besucht. Nicht nur Bilder mit Reich im Rennanzug zieren die Räume, sondern insbesondere Pokale jeglicher Größe. "Etwa 600 Stück müssten das sein", schätzt Uwe Reich.

Erst jüngst sind gleich drei Pokale hinzugekommen. In den Clubs MSC Langenfeld, MSC Adenau und AMC Duisburg, in denen er neben der Solinger "Scuderia Solagon" und einigen weiteren Vereinen Mitglied ist, wurde er vor wenigen Wochen für seine Erfolge geehrt. Denn Uwe Reich startet nicht nur in der Procar-Serie, sondern mischt seit jeher bei vielen anderen Motorsportveranstaltungen mit. Mit seinem Golf I (Baujahr 1976, 195 PS) beispielsweise hält er die Konkurrenz bei der Youngtimer Trophy oder beim 500 Kilometer-Rennen auf dem Nürburgring auf Trab. Apropos Nürburgring: Auf das 24-Stunden-Rennen vom 7. bis 10. Juni freut sich der dreifache Vater und vierfache Großvater ganz besonders. Denn er ist weltweit der Einzige, der an allen 24-Stunden-Rennen (bisher 34) teilgenommen hat.

In blöde Gesichter schauen

Bei der diesjährigen Procar-Serie, die am 12. Mai startet und am 1. Oktober endet, möchte Uwe Reich in der Division 3 — das ist die mit den Dieselfahrzeugen — seine Rechnung begleichen. Er legt Wert auf die Feststellung, dass er Rennen grundsätzlich nicht nur mitfährt, sondern auch vordere Platzierungen einstreicht. "Da gucken die einen oder anderen schon mal blöd, wenn ein 66-Jähriger auf dem Siegerpodest steht", erzählt der dynamische Pilot und lacht. Er würde viel dafür geben, nach dem Procar-Finale 2007 in derlei "blöde Gesichter" zu schauen.

(RP)
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