Schach Raggers Leben für den Schachsport

Solingen · Der Großmeister ist seit 2007 beim Bundesligisten SG Solingen, mit dem er noch unter die ersten Drei kommen will.

 Markus Ragger ist der mit Abstand beste österreichische Schachspieler und tritt für die SG Solingen in der Bundesliga an.

Markus Ragger ist der mit Abstand beste österreichische Schachspieler und tritt für die SG Solingen in der Bundesliga an.

Foto: K�hlen, Stephan

Für Markus Ragger sind die Partien in der Bundesliga für die Schachgesellschaft Solingen etwas Besonderes. "Man hat eben nicht nur Verantwortung für sich, sondern für die gesamte Mannschaft. Das macht es anders", erklärt der 27-jährige Profi. "Es gilt, das Risiko abzuwägen, alles auf Sieg zu setzen oder sich im Zweifelsfall mit einem Remis zufriedenzugeben. Das hängt auch davon ab, wie sich die Mitspieler gerade schlagen." Dieser Teamgedanke gefällt dem Österreicher, weshalb er gerne zu den Spieltagen nach Deutschland reist.

Ans Reisen ist der Großmeister freilich gewöhnt. Oft geht es zu Turnieren ins Ausland. Schach ist Markus Raggers Lebensmittelpunkt. "80 bis 100 Partien spiele ich im Jahr. An allen anderen Tagen trainiere ich mindestens sechs Stunden." Die Begeisterung für den Denksport ist weiterhin ungebremst. "Spielen macht mir immer noch großen Spaß. Ich bin extrem motiviert, mich noch weiterzuentwickeln und zu sehen, wie hoch ich es noch schaffe." Derzeit gehört der Grazer zu den besten einhundert Spielern der Welt. Sein Potenzial ist weiterhin groß, denn: "Im Schach lernt man aus positiven und negativen Erfahrungen, die für kommende Aufgaben helfen", erläutert Ragger. Auszeiten kann er sich kaum nehmen, schließlich entwickelt sich das Spiel rasend schnell weiter. "Als Spieler müssen wir ständig den Antrieb haben, diese Entwicklungen zu beobachten und auszuwerten."

Motivation hatte der geborene Klagenfurter schon immer. Mit drei Jahren hat er das Spiel von seinen Großeltern beigebracht bekommen. Das Feuer war gleich geweckt. "Mit sechs bin ich in den Verein gegangen, und mit etwa acht habe ich meine Großeltern dann zum ersten Mal geschlagen." Wobei er daran kaum noch Erinnerungen hat. "Bleibend ist eher der Gewinn der österreichischen U 10-Staatsmeisterschaft und die damit verbundene Qualifikation zur Weltmeisterschaft gewesen." Ungefähr zu diesem Zeitpunkt ist Ragger auch klar geworden, dass er mehr als nur durchschnittliches Talent für den Denksport hat. Die Entwicklung ging rasend schnell, und während seines Mathematikstudiums entschied er sich, komplett auf Schach zu setzen.

Ragger tritt in mehreren europäischen Ligen an - darunter eben auch am Spitzenbrett beim Solinger Traditionsklub. "Es ist aber schwer, sich nur durch das Spielen von Schach zu finanzieren. Deswegen gebe ich auch regelmäßig Training", sagt der Profi. "Andere schreiben Bücher." Daran hat er aber noch nicht gedacht. "Der Zeitaufwand wäre enorm. Das mache ich eher, wenn ich meinen Fokus nicht mehr auf die konsequente Verbesserung meines Spiels lenken möchte - also erst in vielen Jahren." Wie lange Ragger noch spielen möchte, ist völlig offen. "Es ist mir aber unheimlich wichtig, dass meine Motivation hoch bleibt und ich den Spaß an den Partien nicht verliere. Solange der vorhanden ist, mache ich weiter."

Mit der SG läuft die Saison bisher sehr ordentlich. "Klar hätte ich gerne mehr Punkte gemacht, aber in der Bundesliga-Spitze ist es eben wirklich ganz eng", sagt die Nummer eins der SG. Sieben Remis stehen einer Niederlage und einem Sieg gegenüber - eine respektable Bilanz am ersten Brett. "Wobei mich die Niederlage (gegen Luke McShane/Werder Bremen, Anm. d. Red.) immer noch ärgert. Die war unnötig." Mit der Mannschaftsleistung ist Ragger jedoch sehr zufrieden. "Der Kader ist ja nicht mehr ganz so stark wie in der vergangenen Saison. Trotzdem stehen wir jetzt sehr gut da und können den dritten Platz schaffen." Dazu sind am Wochenende jedoch weitere Siege gegen Schlusslicht SSC Rostock 07 und Gastgeber Hamburger SK Pflicht.

(trd)
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