Handball Nippes aus dem Nichts

In einer mitreißenden Partie lag der Bergische HC sieben Minuten vor Schluss noch mit 32:34 zurück, ehe dem TV Bittenfeld kein Tor mehr gelang. Den umjubelten Schlusspunkt setzte Kristian Nippes mit seinem dritten Treffer in Serie zum 36:34-Endstand.

Die Auszeit war das Beste, was dem Bergischen HC passieren konnte. Ordnung war im Angriffsspiel des Handball-Zweitligisten gerade nicht vorhanden, als die Schiedsrichter Matthias Knapp und Martin Puchinger gewillt waren, jeden Augenblick auf Zeitspiel zu entscheiden. Also gab Raimo Wilde die Grüne Karte am Kampfgericht ab, um die Ordnung für die letzten zehn Sekunden der Begegnung beim TV Bittenfeld wieder herzustellen.

35:34 lagen die Löwen nach Kristian Nippes’ beherztem Tempogegenstoß-Abschluss (59.) in Front – zum ersten Mal wieder seit 23 Minuten, als Christian Hoße beim 20:19 (36.) die letzte BHC-Führung erzielt hatte. Ihre Möglichkeit, in der Schlussminute den Ausgleich zu erzielen, hatten die Schwaben aus den Händen gegeben, als Simon Baumgartens Anspiel an den Kreis gegen die bissige Löwen-Abwehr nur ein kläglicher Versuch geblieben und der Ball ins Aus gekullert war.

Clever hatten die Bergischen ihren letzten Angriff 30 Sekunden herunter gespielt, als sie nach Ende der Auszeit zum Abschluss gezwungen waren. Bei der Ausführung des Freiwurfs im linken Rückraum standen Henning Quade, Elvir Selmanovic und Alexander Oelze beisammen. Letzterem schenkten die Bittenfelder nun besondere Beachtung, weil der BHC-Spielmacher bereits acht Feldtore erzielt hatte. Hennig Quade rückte sofort an den Kreis, beschäftigte mit seiner Präsenz gleich zwei Verteidiger – die Lücke war geschaffen für Kristian Nippes, der auf der rechten Angriffsseite wie aus dem Nichts auftauchte, von Alexander Oelze mit einem Querpass präzise bedient wurde und per Aufsetzer zum 36:34 den Schlusspunkt eines sehenswerten Handball-Spiels setzte.

Gemeindehalle statt Porsche Arena

Beim ersten Auftritt des Bergischen HC in der Bittenfelder Gemeindehalle – zwei Mal war der schwäbische Zweitligist in die Stuttgarter Porsche Arena umgezogen – hatte es lange Zeit nach einem typischen Unentschieden-Spiel ausgesehen. Die wenigen Fehler, die jedes Team sich geleistet hatte, wurden stets mit Toren auf der Gegenseite bestraft. Konsequenter waren dabei die Gastgeber, denen es in jeder Halbzeit einmal gelang, sich beim 15:12 (21.) und beim 28:25 (46.) einen Drei-Tore-Vorsprung zu erkämpfen. Das Team von Trainer Raimo Wilde, der während der 60 Minuten fünf Abwehr-Varianten ausprobieren ließ, um in der Schlussphase dann doch zur bewährten 3:2:1-Deckung zurückzukehren, hingegen lag nur ein einziges Mal mit mehr als einem Treffer in Führung: beim Schlusssignal.

Bereits in den Minuten kurz vor und nach der Halbzeit-Pause hatte der BHC die große Chance gehabt sich abzusetzen. Fast sechs Minuten lang spielten die Löwen ununterbrochen in Überzahl. Doch selbst mit zwei Akteuren mehr konnten die Gäste nicht am Ergebnis schrauben, aufgrund von unnötigen Ballverlusten und Fehlwürfen Sebastian Hinze beispielsweise scheiterte kurz vor dem Seitenwechsel an Benjamin Krotz. Der TVB-Schlussmann parierte einige weitere freie Würfe, zu denen auch Christian Hoßes Versuch gleich zu Beginn von Halbzeit zwei gehörte. Raimo Wilde hat gut daran getan, geduldig zu bleiben und nicht schon zu diesem Zeitpunkt die Auszeit zu nehmen. Die Grüne Karte konnte der Coach der Bergischen zehn Sekunden vor Schluss viel effizienter einsetzen.

(RP)
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