Nach dem Zittern der Knie kam der SpaßDas Spiel der Nerven

Zum zweiten Mal in Folge war der Solinger SC 95/98 Ausrichter der Landesmeisterschaften im Bogenschießen. Drei Medaillen blieben in der Klingenstadt: Christa Klever wurde Vize-Meisterin, Ralf Lafleur und Sam Terlinden holten Bronze.

Günter Klever und Manfred Steffens aus dem Organisationsteam diskutieren auf der Tribüne schon darüber, wer denn wohl bei einem reinen Solinger Halbfinale den Sieg mehr verdient hätte: Ralf Lafleur, der amtierende Landesmeister der Compoundschützen, oder dessen Vereinskollege Jörn Faupel. Beide Bogenschützen des SSC 95/98 hatten sich gestern in der Klingenhalle souverän für die Finalrunde der besten Acht qualifiziert. Lafleur mit 571 Ringen als Erster, Faupel mit 566 Ringen als Fünfter.

Nach den ersten sechs von zwölf Pfeilen besitzen Ralf Lafleur und Jörn Faupel tatsächlich die Chance, jeweils ihr Duell gegen Norbert Giesen (St. Tönis) beziehungsweise Klaus-Dieter Muth (Oberhausen) zu gewinnen. Doch nach der folgenden Serie drei weiterer Pfeile gestaltet sich die Situation plötzlich ganz anders: Beide Solinger haben an Boden verloren. Lafleur verspielt eine Zwei-Punkte-Führung, Faupel den Anschluss. Sollten auf einmal beide Solinger schon im Viertelfinale auf der Strecke bleiben ?

Während Faupel dem Druck nicht Stand halten kann und sein Kontrahent mit drei Zehnern nichts mehr anbrennen lässt, gerät Lafleurs Duell zum Nervenspiel. Der Solinger schließt nach dem ersten Schuss seine Augen, atmet ganz tief durch. Nach dem zweiten schüttelt er gar mit dem Kopf, schaut genervt zur Hallendecke. Anzeichen dafür, dass er mit seinen Ergebnissen nicht zufrieden scheint. Der Blick durch das Fernglas auf die 18 Meter entfernte Auflage aber verrät: Der 37-Jährige hat zwei Mal das bestmögliche Ergebnis erzielt, der Ausgleich. Mit dem letzten Pfeil wartet Ralf Lafleur ausnahmsweise nicht, bis Norbert Giesen vorgelegt hat und schießt knapp an der dritten Zehn vorbei – ebenso wie der Schütze aus St. Tönis (112:112).

Der typische Tunnelblick

Es geht ins Stechen, ein Versuch kann entscheidend sein. Beide Pfeile aber landen im inneren Ring, was das fachkundige Publikum mit Applaus honoriert, bevor beide Bogenschützen das Ergebnis überhaupt aus der Nähe betrachtet haben. Beim zweiten Schuss setzt Ralf Lafleur seinen für ihn typischen Tunnelblick auf, lässt noch einmal ein Zehn folgen. Norbert Giesen muss dem Solinger den Halbfinal-Einzug um wenige Millimeter überlassen.

Im Halbfinale gerät die Titelverteidigung bereits nach sechs Pfeilen außer Reichweite. Drei Ringe beträgt der Rückstand (56:59) auf den späteren Titelträger Klaus-Dieter Muth. „Das ist gelaufen“, sagt Ralf Lafleur, als er nach drei weiteren Schüssen nicht verkürzen kann. Immerhin gelingt dem Solinger noch der Gewinn der Bronze-Medaille (115:112 gegen Thomas Elbin). „Ich muss damit zufrieden sein“, sagt der 37-Jährige, der sich aufgrund einer Armverletzung nur eingeschränkt auf die Landesmeisterschaften vorbereiten konnte.

(RP)
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