Vereinspolitik Moderne Planung

Auf dem Weg zur "Sportregion Bergisch Land" hat die Stadt Solingen gestern eine Befragung von 8000 Bürgern in Auftrag gegeben. Nicht nur der Ist-Zustand, sondern auch die Trends sollen aufgezeigt werden.

Es war einmal ein Sport-Entwicklungsplan. Nach diesem bauten und planten die Städte ihre Hallen und Freianlagen — drei bis vier Quadratmeter Fläche Sportfläche durfte es in den Sechsziger Jahren pro Einwohner sein. "Damit kann man schon lange nicht mehr planen", sagt Horst Hübner, Professor an der Universität Wuppertal.

In der Forschungsstelle "Kommunale Sportentwicklungsplanung" haben Horst Hübner und seine Mitarbeiter bislang in 17 Städten das Sport treiben und -interesse der Bevölkerung analysiert, um der Politik eine Grundlage für Entscheidungen zu geben. Gestern gab auch Sportdezernent Ernst Schneider für die Stadt Solingen eine Bürger-Befragung in Auftrag. "Nach einigen Geburtsschwierigkeiten können wir jetzt zur Sportregion Bergisch Land wachsen", sagt Schneider.

Ab März 2007 werden nach dem Stichproben-Prinzip insgesamt 8000 vierseitige Fragebögen verschickt, in denen sich alles um das Sportverhalten der Bürger im Alter zwischen zehn und 75 Jahren sowie um die Sportstätten-Infrastruktur dreht. "Wir bekommen so nicht nur den Ist-Zustand, sondern zeigen auch Trends auf", erklärt Horst Hübner, der aufgrund der Daten detaillierte Empfehlungen aussprechen kann.

So wie zum Beispiel nach der Bürger-Befragung in Bremen: "Dort haben wir der Verwaltung und Politik nahe gelegt, zehn von 165 Großspielfeldern zu streichen, weil der Bedarf nicht vorhanden war." In Bottrop hingegen sei das Interesse am Fußball so groß, dass das Ergebnis "Sportplatz-Neubau" lautete. "Es ist jedes Mal spannend, weil wir in jeder Stadt oder Gemeinde zu den unterschiedlichsten Empfehlungen kommen." Nur ein Trend hat sich bei allen Erhebungen heraus kristallisiert: Es geht weg von den Großsporthallen hin zu kleineren Trainingsstätten.

Solingen ist damit als letzte der drei Kommunen im Bergischen Städte-Dreieck in die Sportstätten-Entwicklungsplanung eingestiegen. In Wuppertal und Remscheid sind die Bürger bereits zu ihrem Sportverhalten in den Sommermonaten befragt worden. "Jede Stadt bekommt zwar seine eigene Bilanz, aber wir werden auch die Pendler-Bewegungen betrachten und analysieren", sagt Horst Hübner, der im Bergischen Land zum ersten Mal ein Projekt dreier direkt benachbarter Städte betreut.

Zeitnahe Auswertung

Die Bürgerbefragung ist verzahnt mit dem Projekt "Sportgerechte Stadt", bei dem der Solinger Sportbund parallel Vorsitzende und Geschäftsführer von Sportvereinen oder Betreiber von Fitnessstudios befragt. "Alle Ergebnisse werden zeitnah ausgewertet, damit die Politik auf deren Grundlage aktuelle Entscheidungen treffen können", betont SSB-Präsident Hartmut Lemmer. Aber auch Vereinen sollen die Daten helfen, auf den Bedarf der Bevölkerung reagieren zu können.

(RP)
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