Baseball „Mister First Base“ nimmt als Deutscher Meister Abschied

Seit der Vereinsgründung 1991 war Norman Eberhardt dabei. Jetzt ist Schluss für den Spieler, der von der ersten Base der Alligators nicht mehr weg zu denken war.

Norman Eberhardt fing am 23. September 2006 in Regensburg den letzten Ball, um für sich und seine Solinger Baseball-Kollegen einen Traum in Erfüllung gehen zu lassen. Zum ersten Mal hatten die Alligators die Deutsche Meisterschaft gewonnen. Schöner hätte "Mister First Base" seine Karriere nicht beenden können.

"Ich hätte auf jeden Fall aufgehört", erklärt Eberhardt. "Der Aufwand, den man betreiben muss, um in der Bundesliga oben mitzuspielen, wird für mich von Jahr zu Jahr größer. Das würde ich nicht mehr schaffen." Beruf und Sport lassen sich für den 30-Jährigen nicht mehr vereinbaren. Langfristig möchte sich der gelernte Elektro-Installateur selbstständig machen oder in eine Führungsposition aufsteigen. "Das schaffe ich leider nicht, wenn ich drei Mal in der Woche pünktlich Feierabend mache, um zum Training zu gehen." Auf der anderen Seite wollte Eberhardt natürlich auch für sein Team da sein — ein Gewissenskonflikt, dem der Sportler so nicht mehr ausgesetzt sein wollte.

Umso glücklicher ist Norman Eberhardt, wenn er an 2006 zurückdenkt: "Es ist ein Lebenstraum, den wir uns in Regensburg erfüllt haben. Ich bin so froh, dass ich beim bislang größten Triumph des Vereins noch dabei sein durfte." In Anbetracht der Tatsache, dass nun alles vorbei sein soll, wird Norman Eberhardt schon etwas nachdenklich. "Ich werde die Baseball-Szene vermissen", sagt er. "Vor allem, wie wir alle miteinander umgegangen sind. Auf dem Platz herrschte mit den Gegnern der größtmögliche Wettkampf. Nach dem Spiel konnten wir aber zusammen freundschaftlich ein Bier trinken." So habe er sich zum Beispiel mit dem Australier Mark Kearney angefreundet, nachdem die Alligators im Spiel zuvor heftig mit dem Bonner Werfer aneinander geraten waren. "Daran sieht man, dass alle diesen Sport ausüben, weil sie ihn lieben. Das habe ich so in noch keiner anderen Sportart erlebt."

2006 war für Norman Eberhardt das perfekte Jahr: "Wir haben uns in einen Rausch gespielt. Die Chemie innerhalb der Mannschaft war einfach herausragend." Einen Rücktritt vom Rücktritt schließt er allerdings aus. "Es ist wahrscheinlich, dass es in mir kribbelt, wenn ich mir knappe, spannende Spiele anschaue. Doch wenn ich an Partien gegen Wuppertal oder Lokstedt im Nieselregen denke, bin ich froh, dass ich nicht mehr auf dem Platz stehe."

Zudem gewinnt Eberhardt seiner Entscheidung etwas weiteres Positives ab: "Ich freue mich darauf, endlich beim Baseball zuzusehen. Das war vorher kaum möglich." Am Weyersberg, bei den Heimspielen der Alligators, wird das Publikum Norman Eberhardt also noch häufiger zu Gesicht bekommen — nur eben nicht da, wo sie es gewohnt sind: auf der ersten Base.

(RP)
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