Handball Keine sportlichen Antworten parat

Solingen · Handball-Drittligist HSV Gräfrath verliert bei Borussia Dortmund II mit 28:33, weil die spielerische Linie verlassen wurde.

Siebeneinhalb Minuten vor dem Ende lagen beide Mannschaften beim 27:27 gleich auf. Das Drittliga-Duell zwischen der Bundesliga-Reserve von Borussia Dortmund und dem HSV Gräfrath entwickelte sich zu einem absoluten Krimi. Und schon zum zweiten Mal in dieser Saison zogen die Handballerinnen von Trainer Rene Baude den Kürzeren — dieses Mal mit 28:33 (14:15).

"Die Parallelen zur Niederlage gegen den TV Beyeröhde waren extrem", sagte der Coach. In beiden Fällen bekamen die Solingerinnen in den letzten Minuten kein Bein mehr auf den Boden. Sie agierten vollkommen kopflos und mussten dem Gegner die Punkte überlassen. "In der Analyse muss man viel weiter vorne anfangen", verwies Baude auf den Beginn der Partie. Hier hatte das HSV-Team bis zum 8:4 alles im Griff, vergaß in diesen Momenten jedoch das Tore werfen. "Genau in dieser Phase müssen wir uns entscheidender vom Gegner lösen, damit die gar nicht mehr an eine Überraschung glauben", sagte Baude weiter. So kam die junge Dortmunder Mannschaft besser ins Spiel. Bis zum Seitenwechsel erarbeitete sie sich sogar einen knappen Vorsprung.

Nach der Pause entwickelte sich ein Duell auf Augenhöhe, die Führung wechselte hin und her. Bis eben in jene Schlussphase. Nach dem 27:27-Ausgleich durch die starke Spielmacherin Leonie Huckenbeck kamen die Gastgeberinnen relativ schnell zum erneuten Führungstreffer. "Das war irgendwie ein Knackpunkt", musste Baude zugeben. Die Mannschaft sollte sich davon nicht mehr erholen. Huckenbeck vergab freistehend — und das Unheil nahm seinen Lauf. Die Dortmunderinnen Annika Kriwat und Maren Rynas bezwangen den HSV mit ihren fünf Toren praktisch im Alleingang. Der Favorit wirkte in den letzten Minuten vollkommen gelähmt, die Mannschaft hatte keine sportlichen Antworten mehr parat.

Baudes Erkenntnisse nach nun mageren 4:4-Punkten fanden in Dortmund eine Bestätigung. "Wir verlassen zu häufig unsere spielerische Linie. Die individuelle Qualität ist bei uns zwar sehr hoch, doch wir müssen viel disziplinierter auftreten", betont der Coach. Gerade in der Offensive gehe es darum, die Vorteile gegenüber den meisten Konkurrenten besser zur Geltung zu bringen. Der Mannschaft gelingt es zwar über weite Strecken spielerische Akzente zu setzen, doch in den entscheidenden Phasen weicht sie davon ab. "Das darf uns in den kommenden Wochen so nicht mehr passieren." Der Übungsleiter will den Saisonstart nicht dramatisieren, es sei auch noch keine Tendenz in die falsche Richtung zu erkennen. In der anstehenden Heimpartie gegen die Spitzenmannschaft HSG Kleenheim wird das HSV-Team Farbe bekennen müssen. Noch einen Ausrutscher darf man sich in keinem Fall erlauben, sonst dürfte auch diese Spielzeit nur schwer zu retten sein.

Das Ergebnis von 26:34 (13:15) spiegelt den wahren Spielverlauf nicht wider. Die Oberliga-Handballerinnen des HSV Gräfrath II hielten beim Aufstiegskandidaten SG Überruhr über weite Strecken hervorragend mit, kassierten nur in der Schlussphase einige Gegentore zu viel und damit die zweite Saisonniederlage. "Letztlich haben wir bei einem ganz abgezockten Team verloren. Mit dem Auftritt meiner Truppe kann ich dennoch zufrieden sein", sagte Trainerin Sandra Wegner, bei der in diesem Zusammenhang viel mehr die Pleite gegen Mettmann-Sport aus der Vorwoche schmerzt.

Zu Beginn der Begegnung gaben die Gäste den Ton an, sie führten sogar mit 7:4. Die Essenerinnen konnten erst kurz vor der Pause die Kontrolle übernehmen und setzten sich nach dem 20:17 bis auf 26:20 ab. "Da hatten wir leider einige Probleme im Angriff. Das hat der Gegner eiskalt ausgenutzt", so Wegner weiter. Mit der zweiten Niederlage nacheinander rutscht die HSV-Zweite zunächst ins Mittelfeld der Oberliga-Tabelle ab, was sich in den kommenden Partien schnell ändern kann. Da geht es nacheinander gegen die direkten Konkurrenten Bergische Panther, TV Biefang und TV Aldekerk.

(lhep)
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