Sportschießen Jessica Mager fühlt sich wie im Albtraum

Solingen · Die Luftgewehr-Schützin wird bei der Weltmeisterschaft in Granada fehlen. Bei der Qualifikation in Hannover hat die Solingerin lediglich 405,7 Ringe geschossen und damit einen Tiefpunkt ihrer sportlichen Karriere erlebt.

Es war ein schwarzer Tag für Jessica Mager bei der Qualifikation zur Weltmeisterschaft in Granada (Spanien). Dabei war die Ausgangssituation vor dem Wettkampf in Hannover in Ordnung gewesen. Die Luftgewehr-Schützin hatte nach der ersten Qualifikation in München den dritten Rang belegt und damit die Weichen Richtung Weltmeisterschafts-Ticket gestellt. Doch was Mager dann in Niedersachsen passierte, war auch für sie eine neue Erfahrung. "Ich kann es mir immer noch nicht erklären", meint die Solingerin. "Ich habe unfassbar schlecht geschossen."

416,3 und 417,2 Ringe hatte Mager zwei Wochen zuvor noch in München geschossen. In Hannover erzielte sie mit 405,7 Ringen mehr als zehn weniger als durchschnittlich. "Als ich das erzählt habe, wurde ich gefragt, ob ich einen Schuss vergessen habe." Die 26-Jährige kann inzwischen zumindest wieder ein bisschen lachen. "Aber es fühlt sich immer noch so an, wie in einem Albtraum." Auf ganze Ringe hätte sie 391 erzielt - also neun Neunen dabei gehabt. "Mein Schussbild war sehr groß. Das hat mich natürlich extrem reingerissen." Eine Erklärung hat sie noch nicht gefunden. "Ich habe Unterbrechungen gemacht, meine Fußstellung kontrolliert, mich neu positioniert - nichts hat geholfen. Man muss es erstmal schaffen, so schwach zu schießen."

Jessica Mager rutschte damit vom dritten auf den zehnten Rang ab und verpasste das Finalschießen. In dem hätte sie zumindest noch etwas Boden gut machen können. "Und ich hätte eine zweite Chance gehabt, mich zu beweisen", erläutert die Sportlerin. So aber entglitt ihr das WM-Ticket. "Ich bin davon überzeugt, dass ich im Falle eines guten Finals, doch noch mitgenommen worden wäre."

Hintergrund ist, dass nicht immer die besten Schützen der Qualifikation vom Deutschen Schützenbund (DSB) für die WM nominiert werden. Auch die Saisonergebnisse werden berücksichtigt. "Ich habe bis zum Schluss gehofft, dass man erkennt, dass ich noch nie so schlecht geschossen habe, beide Augen zudrückt und es als Ausrutscher wertet", sagt Jessica Mager. "Jetzt bin ich schon enttäuscht, dass es nicht so ist." Die Solingerin betont, dass sie kein böses Blut schüren möchte, kann ihre Enttäuschung aber auch nicht verbergen. "Wobei ich natürlich am meisten auf mich selbst sauer bin."

Der DSB nominierte die drei besten Schützinnen der Qualifikation. Barbara Engleder, Sonja Pfeilschifter und Lisa Müller sind in Granada dabei. Bei den Männern hingegen war die Entscheidung spektakulärer. Mit Tino Mohaupt ignorierte der Dachverband den Zweitplatzierten der Qualifikation und schickte mit Julian Justus, Alexander Thomas und Michael Janker die Schützen auf den Rängen eins, drei und sechs nach Spanien. "Es ist schade, dass ich das Glück im Unglück nicht hatte. Aber das Leben geht weiter." Jessica Magers nächstes großes Ziel ist Europameisterschaft im kommenden Jahr. Ein Ausrutscher soll sich auch im Hinblick auf eine mögliche Olympia-Teilnahme nicht wiederholen.

(trd)
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