Lokalsport "Ich bin stolz, dass ich hier bleiben kann"

Solingen · Nach dem 36:31-Sensationssieg über Flensburg verkündet Torwart Björgvin Gustavsson, dass er beim BHC verlängert hat.

Es gibt an diesem Samstagabend viele Emotionen in der Wuppertaler Unihalle. Zunächst die bedrückende Schweigeminute für die Opfer des Absturzes der Germanwings-Maschine, dann das mitreißende Spiel der Handball-Bundesliga, das einen ausgelassen feiernden Sensationssieger Bergischer HC über den Champions-League-Sieger SG Flensburg-Handewitt sieht. Die Zuschauer sind aus dem Häuschen, Spieler und Verantwortliche der Bergischen auch - und als der letzte Applaus zu verklingen scheint, gibt es noch diese Nachricht: "Ich kann stolz sagen, dass ich noch zwei Jahre beim BHC bleibe", sagt Torwart Björgvin Gustavsson ins Mikrofon - und die Unihalle tobt erneut.

Denn was da so lapidar verkauft wird, ist die etwas überraschende Lösung der seit Monaten anhaltenden "T-Frage" beim BHC, der zwei Torhüter mit auslaufenden Verträgen beschäftigte. Der andere, Mario Huhnstock, wird so definitiv nicht im Bergischen bleiben, da in Christopher Rudeck ein neues Talent verpflichtet wurde, das nun hinter Gustavsson aufgebaut werden wird.

Der isländische Nationaltorwart sagt unserer Redaktion: "Ich bin stolz, dass ich hier bleiben kann. Wenn es so läuft wie heute, kann man stolz sein, ein BHC-Löwe zu sein." Gustavsson hatte an dem 36:31 (14:13)-Sensationserfolg ein gerüttelt Maß Anteil, bereits den ersten Angriff vereitelte er, als er den Siebenmeter von Anders Eggert entschärfte. "Er hat direkt ein Zeichen gesetzt für die Mannschaft und danach auch gut gehalten", attestierte Flensburgs Rückraumwerfer Lars Kaufmann hinterher.

Umso beruhigender, dass sich der BHC und der Schlussmann nach der monatelangen Hängepartie nun doch einigen konnten. Bei der WM in Katar hatte Gustavsson noch arge Zweifel an seinem Verbleib aufkommen lassen, der Torwart soll ein massiv reduziertes Angebot vorgelegt bekommen haben. Am Samstag betonte der 29-Jährige: "Ich wollte Mannschaft und Verein gar nicht verlassen. Wenn man sich wohlfühlt, soll man bleiben. Das Angebot wurde verbessert, aber es lag nicht am Geld. Es war meine persönliche Entscheidung - auch wegen meiner Familie." Vor allem die 18 Monate Emma, deren Konterfei in Form einer Tätowierung die linke Schulter des Isländers ziert, sollte nicht aus dem gewohnten Umfeld in Haan herausgerissen werden. "Ich habe überlegt, etwas Neues zu probieren", sagte Gustavsson, "und mich gefragt, ob ich mit 30 Jahren nach Frankreich ziehen soll. Das ist vielleicht ein Traum von mir. Aber ich habe das dann alles geschlossen und mich für den BHC entschieden. Danach war ich direkt erleichtert."

Gegen Flensburg merkte man ihm das durchaus an, seine Paraden waren ein Baustein zum Sieg. Die anderen waren eine aggressive Abwehr und ein effektiver Angriff, der es auf den stolzen Wert einer Erfolgsquote von 75 Prozent brachte - unfassbar. Die Außen Christian Hoße und Arnor Gunnarsson leisteten sich keinen einzigen Fehlwurf, erzielten zusammen 16 Tore - ebenfalls unfassbar. "Wir haben immer gut daran getan, das Kollektiv zu loben, wir haben das als Mannschaft sehr, sehr gut gelöst", betonte BHC-Trainer Sebastian Hinze. Gunnarsson sah es ähnlich: "Wir haben alle überragend gespielt, vor allem nach der Pause. Ich denke, ich habe noch nie so eine zweite Halbzeit gesehen, in meinem Leben. Das war einfach nur geil. Wenn wir so spielen, ist es schwer, uns zu schlagen."

So waren alle zufrieden - sofern sie es mit den Bergischen halten. Flensburgs Trainer Ljubomir Vranjes kaschierte seine verständlicherweise nicht sonderlich gute Laune mit hohem Unterhaltungswert. Die diesmal zahlreichen Gäste bei der Pressekonferenz applaudierten Hinze bei seinem Eintreten - der BHC-Trainer winkte geniert ab, Vranjes kam dazu und sagte: "Dankeschön." Er grinste und verbreitete auch im weiteren Verlauf des Gespräches auffallend gute Laune. "Es sind zwei verdiente Punkte für den BHC. Ich muss ehrlich sagen, ich habe mich gut vorbereitet", sagte Vranjes, schmunzelnd, während die Gäste lachten. "Aber wir haben uns selber nicht gut vorbereitet im Angriff. Sieben Leute haben gestern nicht trainiert. Das ist keine Entschuldigung - wir haben gute Spieler, die sollten das auch schaffen. Aber es ist schwer, Handball zu spielen, wenn man nicht trainiert. Wenn man die ersten sieben Angriffe des BHC nicht unterbindet, obwohl man weiß, was passiert, haben wir einen riesen schlechten Tag gehabt." Für den BHC war es rundherum exakt das Gegenteil.

(ame)
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