Tennis Hungrig auf die großen Plätze der Welt

Tennis · Das Abenteuer "US-Open" war für Martin Emmrich in der zweiten Runde beendet. 3:6, 3:6 verlor der Solinger mit seinem schwedischen Doppel-Partner Andreas Siljestrom gegen Mark Knowles (Bahamas) und Xavier Malisse (Belgien). Trotzdem gab es 90 Punkte für die Weltrangliste – so viel wie für den Sieg bei einem Challenger-Turnier.

Sie sind in die USA geflogen und wussten nicht, ob Sie tatsächlich im Hauptfeld starten durften. Wo haben Sie die Zuversicht hergenommen ?

Emmrich Es gab eine Meldeliste für US-Open. Da waren wir als erstes Duo draußen. Wir hatten das gleiche Ranking wie das Team, das als letztes den Sprung geschafft hatte. Das war erst mal Pech. Weil sich immer mal jemand verletzt, sind wir hingeflogen und haben unser Glück versucht.

Das hätte auch schiefgehen können angesichts des Hurricans "Irene" . . .

Emmrich Wäre es fast auch. Ich hatte zwei Flüge gebucht, um auf Nummer sicher zu gehen. Beide wurden abgesagt. Dann habe ich alles umgeplant. Ich bin nach Miami geflogen, von dort weiter nach Charlotte und schließlich nach Charleston. Hier habe ich eine Nacht geschlafen, dann ging's mit dem Mietwagen nach Flushing Meadows.

Was ist Ihnen durch den Kopf gegangen, als Sie zum ersten Mal die Anlage betreten haben ?

Emmrich Ich war sehr nervös, als ich den ganzen Verkehr in New York gesehen habe. Fast wäre ich deswegen zu spät zum Training gekommen. Schließlich war es etwas unwirklich, auf diese Anlage als eventueller Spieler zu gelangen. Ein Grand Slam-Turnier kenne ich normalerweise nur von der Couch in meinem Wohnzimmer.

Sie sind mit Andreas Siljestrom tatsächlich nachgerückt, weil sich Victor Troicki verletzt gemeldet hat. War Ihnen bewusst, wem Sie in der Ersten Runde gegenübergestanden haben ?

Emmrich Zuerst war ich nur froh, mitspielen zu dürfen. Nach einer Weile habe ich im Internet nachgeschaut, was Ashley Fisher und Stephen Huss so gespielt und wo sie mal gestanden haben. Es hat nicht gerade Mut gemacht, dass sie schon einen Grand Slam-Stern auf ihrem Namen haben.

Gegen die ehemaligen Wimbledon-Sieger und auch in der zweiten Runde haben sie auf einem der Nebenplätze gespielt. Wie war die Atmosphäre dort ?

Emmrich "Wir haben beide Male direkt neben dem Centercourt gespielt. Es kracht unheimlich, wenn dort ein toller Punkt gespielt wird. Im ersten Match habe ich zweimal Gänsehaut bekommen, weil es laut vom "Arthur Ash" geschallt hat.

Woran hat es im zweiten Match gelegen ? Waren Knowles / Malisse einfach nur besser ?

Emmrich Die Beiden haben recht gut und wir einfach unglaublich schlecht gespielt. So gewinnt man auch kein Match bei einem Challenger-Turnier. Ich glaube, es war auch etwas der Druck weg. Nachdem wir so emotional die erste Runde gewonnen hatten, war es schwer, die Spannung zu halten. Ich war deutlich nervöser, auch weil der Court ausverkauft war. Wir wollten mehr und wussten, dass wir plötzlich voll im Turnier dabei waren.

Die Entscheidung, sich vor drei Jahren auf das Doppel zu konzentrieren, scheint die richtige gewesen zu sein.

Emmrich Absolut. Im Einzel wäre ich nie auf dieser Bühne zu finden gewesen. Und ohne Karsten Saniter wäre ich nie so weit gekommen. Was er als Trainer in den vergangenen drei Jahren mit mir erarbeitet hat, ist sensationell. Mein Vater hat bis 17 die Grundlagen geschaffen, Karsten den Feinschliff.

Ich denke, Sie sind jetzt auf den Geschmack gekommen. Wie groß sind die Chancen, auch bei den Australien Open dabei zu sein ?

Emmrich Oh ja. Jetzt bin ich noch hungriger auf die großen Plätze dieser Welt. Es ist alles greifbar nah. An Australien denke ich noch nicht. Ich habe drei Turniersiege und rund 400 Punkte in der Weltrangliste zu verteidigen. Wenn mir das gelingt, sieht es gut aus.

Guido Radtke führte das Gespräch

(RP)
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