Handball HSV bewältigt die Vergangenheit

Solingen · Mit einer neuen Trägergesellschaft und einem neuen Trainer geht es mit professionellem Damen-Handball weiter.

Der HSV Gräfrath will in die Zukunft blicken, muss dafür aber noch die Vergangenheit bewältigen. Denn seit dem Bruch mit Michael Kölker, Hauptsponsor, Gesellschafter und Geschäftsführer der Unternehmergemeinschaft (UG), die für die Drittliga-Handballerinnen des Klubs zuständig ist, stand ein dickes Fragezeichen dahinter, ob es über das Ablaufdatum des "Lizenz-Überlassungsvertrages" 30. Juni weiterhin professionellen Damen-Handball in Gräfrath geben kann.

Die Antwort lautet: Ja, und das mit einer neuen Kapitalgesellschaft und einem neuen Trainer. Jörg Hermes übernimmt zur neuen Saison die Drittliga-Handballerinnen in der Hoffnung, dass der aktuelle Verantwortliche, Helmut Menzel, diese Spielklasse hält. Hermes, gerade 50 Jahre alt gewordener Realschullehrer aus Neuss, hat beim HSV aber auch für die Oberliga zugesagt. Er ist in Gräfrath ein alter Bekannter, war von 1996 bis 2003 schon für die erste Damen-Mannschaft verantwortlich. Anschließend war er sieben Jahre in Neuss als Handballlehrer aktiv, nun verlässt er den TV Aldekerk ebenfalls nach sieben Jahren, weil: "Irgendwann ist der Zeitpunkt, wo kein Trainer einem mehr was beibringen kann", sagt Hermes.

Die Aufgabe in Gräfrath sieht auch die Übernahme einer Jugendmannschaft vor und soll sein "letzter Job" sein, so habe er es Stefan Bögel kommuniziert, berichtet der Geschäftsführer der neuen Kapitalgesellschaft, die "HSV Solingen-Gräfrath FrauenPower GmbH" heißt. "Das alles Entscheidende für uns ist: Wir setzen auf die Jugend, die ist unser Zukunft", betont Bögel. Dafür sei Hermes genau der richtige Mann, die zahllosen Erfolge - unter anderem deutscher Vizemeister mit der B-Jugend - sprächen für ihn. "Wir wären dumm, wenn wir die Qualität von Jörg im Jugendbereich nicht nutzen würden", meint Bögel. "Wir können uns keinen hauptamtlichen Jugend-Abteilungsleiter leisten, aber wir haben mit ihm einen Trainer, der Jugendkonzeption macht und für die Durchlässigkeit sorgt", sagt Bögel. Die Wünsche des HSV: möglichst viele eigene Talente in die Seniorenmannschaften bringen und Ex-Solingerinnen aus dem Umland für Gräfrath begeistern.

Zur Vergangenheitsbewältigung zählt natürlich auch, wie es mit dem aktuellen Kader weitergeht. Immerhin gibt es darin Spielerinnen, auf die Kölker einen gewissen Einfluss nahm - unter anderem untersagte er Regisseurin Kamila Caluzynska mal einen Einsatz. "Sie ist eine gute Spielerin, wer nicht über sie nachdenkt - pfff...", meint Bögel dazu. Hermes betont: "In der Mannschaft sind viele interessante Spielerinnen. Die Tür ist für jede offen, ich stelle die Uhr auf null. Mit allen werden Gespräche geführt."

Letzter Punkt der Bewältigung: Der Vergleich des neuen Konstrukts mit dem alten. Bögel: "In der UG gab es einen Geschäftsführer und Hauptsponsor, der die erste Damen-Mannschaft zu 90 Prozent finanziert hat - nur die erste Damen. Das ist für jeden Verein - siehe HSV Hamburg (der Handball-Bundesligist hat Insolvenz angemeldet, Anm. d. Red.) - Harakiri. Wenn was nicht passt, macht der eine Sponsor zu. Wir stellen das auf eine breitere Basis mit sieben Gesellschaftern plus dem Verein. Wichtig ist, dass es mit dem Verein immer weitergeht, auch wenn eine Person ausscheidet."

(ame)
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