Handball Historischer Sieg war greifbar nah

In der ersten Hälfte verspielte der Bergische HC im rheinisch-bergischen Derby gegen die HSG Düsseldorf ein Fünf-Tore-Polster, in den drei Schlussminuten eine Führung von drei Treffern. Demnach herrschte in der ausverkauften Klingenhalle nach dem 32:32 (16:15) Niederlagen-Stimmung.

Alle Blicke richteten sich auf Sebastian Wutzler. In der Hoffnung, dass der Schiedsrichter beim Wurfansatz von Alexander Oelze mit dem Schlusssignal vielleicht doch noch ein Foul gesehen hatte. In der Stille der mit 2601 Zuschauern ausverkauften Klingenhalle musste Wutzler mehrmals mit einer Scherenbewegung seiner Arme deutlich machen, dass das rheinisch-bergische Derby zwischen dem Bergischen HC und der HSG Düsseldorf keinen Sieger haben würde.

Die Szenen danach machten deutlich, wer sich nach dem 32:32-Unentschieden als Gewinner und wer als Verlierer fühlte. Während die Düsseldorfer ein Jubeltänzchen inszenierten, standen die Kontrahenten wenige Meter entfernt konsterniert daneben. Nur halbherzig fiel der obligatorische Dank ans Publikum aus, das ebenfalls nur wenig mit dem Resultat anzufangen wusste. Mit dem Remis wurde der direkte Verfolger in der Tabelle zwar bei weiterhin drei Punkten auf Distanz gehalten, seine Spitzenposition allerdings musste der Aufstiegsaspirant an den wieder punktgleichen TV Hüttenberg abgeben. Die Hessen gewannen souverän ihr Heimspiel gegen die SG Haslach/Herrenberg/Kuppingen und weisen das mit 23 Treffern deutlich bessere Torverhältnis auf.

Rückschläge weggesteckt

Dabei war der erste Sieg in der noch jungen Vereinsgeschichte gegen die HSG Düsseldorf so greifbar nah gewesen. Im Gegensatz zu den bisherigen Prestigeduellen hatten die Bergischen die Begegnung nicht nur ausgeglichen gestaltet, sie hatten sie sogar größtenteils bestimmt. Rückschläge – wie in der ersten Halbzeit fünf Gegentore in Serie oder der erste und einzige Rückstand (44.) – wurden ohne weitreichende Folgen weggesteckt.

Gleiches gilt für die kurioseste Schiedsrichter-Entscheidung, die noch weit nach Spielschluss das Gesprächsthema in der Klingenhalle war. "Vielleicht bin ich zu subjektiv", sagte BHC-Coach Ha De Schmitz, der schon im ersten Durchgang mit "einigen komischen Pfiffen" von Sebastian Wutzler und Lars Schaller nicht einverstanden gewesen war. Das habe Schmitz dem Erstliga-Gespann auf dem Weg in die Kabinen auch gesagt – zum Preis einer Gelben Karte. Teurer bezahlt hat Chrischa Hannawald seine gelebte Tätigkeit als Co-Trainer. Vier Minuten vor Ende sah sich Lars Schaller veranlasst, eine Zwei-Minuten-Strafe gegen die Bank hervorzuzaubern. "Für eine Lappalie ", urteilte Schmitz.

Als Nachteil entpuppte sich die umstrittene Bankstrafe nicht. Denn nun war sie plötzlich da, die Stimmung in der Halle. Auf das Pfeifkonzert, das den folgenden Düsseldorfer Angriff begleitete, folgte ein Jubelsturm. In zweifacher Unterzahl blieb BHC-Keeper Jan Stochl gegen Marcel Wernicke Sieger. Kenneth Klev drehte noch einmal an der Stimmungsschraube, als er beherzt zum Sololauf ansetzte und das 32:29 erzielte. Der Bergische HC war dem Sieg so nah, die HSG Düsseldorf stand vor dem K. o. "Wir haben unser Spiel nicht komplett durchgezogen", bilanzierte Ha De Schmitz. Damit waren auch die letzten drei Minuten gemeint, in denen seine Mannschaft nur noch drei Fehlversuche produzierte.

(RP)
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