Handball Hauptrolle für Selmanovic

30 Minuten lang waren die Zweitliga-Handballer des Bergischen HC gegen den TV Bittenfeld in der Porsche-Arena nur Statisten. Sie holten einen Sechs-Tore-Rückstand auf, um dann doch einen 35:30-Erfolg zu feiern.

Diese Halle hat Gänsehaut-Atmosphäre. Wenn gut 5900 Zuschauer in der bis auf 300 Plätze ausverkauften Porsche-Arena hinter ihrer Mannschaft stehen, sie anfeuern und die Euphorie mit jedem geworfenen Tor größer wird. Die Anhänger des TV Bittenfeld verhielten sich so, als ob der Handball-Zweitligist jedes Heimspiel in Stuttgart und nicht in der 14 Kilometer entfernten Gemeindehalle austragen würde. Und auch die Mannschaft spielte so, als ob sie in Bad Cannstatt zu Hause wäre. Der Bergische HC bekam es gestern zu spüren – zumindest 30 Minuten lang.

Jens Reinarz hatte den Tabellenzweiten zwar mit 2:0 in Führung gebracht, doch danach wollte der Ball nur noch sporadisch hinter dem in der ersten Halbzeit überragenden Jürgen Müller im Netz landen. Entweder die Bergischen vertändelten den Ball schon im Spielaufbau, oder aber sie scheiterten am überragenden Bittenfelder Schlussmann. Vor allem in der zehnminütigen Phase, als sich die Schwaben von 3:3 (5.) auf 11:5 (15.) absetzten. Es war auch die Phase, in der der Aufsteiger kaum Kraftanstrengungen unternehmen musste, um zum Torerfolg zu kommen. Fünf der acht Treffer erzielten sie nach Tempogegenstößen. Als es in die Kabinen ging, führten die Gastgeber mit 19:13. Der Bergische HC hatte bis dahin nur eine Statistenrolle in dem Handball-Spektakel.

Deutliche Geste

Wenig später aber hatte einer aus der Truppe von Norbert Gregorz eine Hauptrolle: Elvir Selmanovic. Er war mit Jürgen Schweikardt ungewollt hart zusammengeprallt, als dieser das 22:17 erzielte. Die Zuschauer forderten eine Zwei-Minuten-Strafe, die ausblieb. Die Pfiffe gegen Selmanovic spornten den Rückraumlinken an, der ließ gleich das 18:22 folgen und brachte mit einer deutlichen Geste das Publikum gegen sich auf. Es war der Beginn einer famosen Aufholjagd.

Die Fehler machten nun die Gastgeber, die in der zweiten Halbzeit keinen Treffer mehr nach Tempogegenstößen erzielten. Denn im BHC-Angriff lief es jetzt deutlich runder – dank der Umstellung im rechten Rückraum. Trainer Norbert Gregorz hatte Rechtshänder Sebastian Aschenbroich dorthin beordert. „Die Bittenfelder Abwehr sollte sich so verschieben, damit die linke Seite mehr Platz bekam.“ Gregorz‘ Konzept ging auf: Die Freiräume nutzten insbesondere Jens Reinarz und Alexander Oelze.

Ein kurzes Aufbäumen der Gastgeber zum 25:23 (46.), dann folgte der Schlussspurt der Spieler des Bergischen HC. Sie waren nun die Hauptdarsteller in dem Handball-Spektakel, die ihre mitgereisten Anhänger in Euphorie versetzten. Zu hören waren in der Porsche-Arena jetzt nur noch die Trommeln und die Anfeuerungsrufe aus dem BHC-Fanblock. In den letzten zehn Minuten machte der Tabellenzweite aus einem 27:27 (50.) einen 35:30-Erfolg.

(RP)
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