Fußball Fußballkreis droht Spielausfälle an

Fußball · Auf eines ist beim BV Bergisch Neukirchen Verlass: Einmal im Jahr bekommt er vom Fußballkreis Solingen 100 Euro Ordnungsgeld aufgebrummt. "Da sind wir immer dabei", sagt der Vereinsvorsitzende Jürgen Winkelmann.

Der Grund: Sein Club stellt zwar drei Jugendschiedsrichter, aber keinen bei den Senioren und somit nicht die vorgeschriebene Anzahl. Die Resonanz auf Nachfragen in den Teams oder auf Aushänge sei gering. "Man müsste Geld ausloben. Denn zwingen können wir ja niemanden", sagt Winkelmann.

Mit dem Problem steht der BVBN nicht allein da. Jetzt drohte der Kreis sogar, "bald nur noch Spiele von Vereinen zu besetzen, die auch Schiedsrichter stellen". Zunächst bleibt dies aber ohne Folgen. "Davon werden wir derzeit keinen Gebrauch machen, aber für die Zukunft schließen wir das nicht aus", sagt Valentino Usein. Der Schiedsrichter-Obmann des Kreises ist damit beschäftigt, den Mangel an Unparteiischen zu bekämpfen. Er und seine Kollegen aus Düsseldorf und Rees-Bocholt haben eine Kommission gebildet, die Lösungen sucht.

"Von gut 40 Vereinen im Kreis stellen sieben oder acht gar keine, viele andere viel zu wenige Schiedsrichter", verdeutlicht Usein. Bislang konnte der Spielbetrieb aufrechterhalten werden, da Vereine wie der BV Gräfrath oder der SSV Berghausen mehr Unparteiische ausbilden ließen als vorgeschrieben.

In anderen Kreisen am Niederrhein (FVN) sei man schon einen Schritt weiter in die falsche Richtung. "In Düsseldorf werden schon länger Spiele in den B-Ligen nicht mehr besetzt", sagt Usein. In diesen Fällen muss das Gästeteam einen Spielleiter stellen. Partien in der A-Liga oder höher dürfen hingegen ohne Schiedsrichter gar nicht angepfiffen werden.

Noch in diesem Jahr wollen Usein und seine Kollegen Vorschläge präsentieren. Es drohen härtere Strafen. Zwar sei nichts spruchreif, unterstreicht der Solinger Obmann. Aber es klingt fast schon paradiesisch, wenn er aus Schleswig-Holstein berichtet, wo es "genügend Schiedsrichter-Anwärter gibt".

Dort gebe es auch weit drastischere Strafen: Mit jedem Jahr, in dem zu wenig Unparteiische gestellt werden, verdoppele sich für Clubs das Ordnungsgeld. "Es kann sogar zu Punkteabzügen für die Erste Mannschaft kommen", ergänzt Usein, der daraus schließt: "Womöglich ist unser Katalog nicht geeignet, um das Problem zu beheben."

Dies soll sich ändern, geplant sei ein Beschluss am Verbandstag im kommenden Jahr. Aber das Problem sei zu vielschichtig, um es mit höheren Strafen zu lösen. Usein schwebt vor, dass Unparteiische in den Vereinen "Spielern und Trainern das Schiedsrichteramt in seiner ganzen Funktion darstellen". Das könnte verbunden werden mit einer Regelkunde vor einer Saison. Usein: "Ich glaube, das könnte die Situation auf dem Spielfeld entspannen".

Das sei auch im Jugendbereich vonnöten. Binnen eines Jahres quittierten 50 Referees den Dienst — vor allem Jugendliche. "Wir müssen das Bewusstsein schärfen, dass die Schiedsrichter noch jung sind und auch Fehler machen", sagt Usein mit Verweis auf eine mitunter aufgeheizte Stimmung am Rand von Jugendspielen. Zudem führt er an, dass nicht nur spielendes Personal eines Clubs für Erfolge sorgt. So erhielt jüngst Jonas Höhn (SSV Berghausen) die Zulassung, in der Regionalliga zu pfeifen. "Das ist ein Riesenerfolg für den Verband und den Verein."

(RP/rl)
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