Tennis Flocks großer Auftritt

Ein Tenniskrimi – mit negativem Ausgang – war der gestrige Auswärtsauftritt des Solinger TC beim TC Blau-Weiß Neuss. Großen Anteil daran hatten insbesondere Clinton Thomson und Alexander Flock im Einzel sowie Michael Kohlmann und Bastian Knittel im Doppel.

Nie stand der Solinger TC dichter vor dem zweiten Erstliga-Sieg seiner Vereinsgeschichte. Den bislang einzigen Erfolg hatten die Widderter vor einem Jahr beim späteren Absteiger 1. FC Nürnberg gefeiert. Gestern hätte am zweiten Spieltag der aktuellen Saison der zweite doppelte Punktgewinn folgen können – weil zum einen die kuriose Verspätung von Marcel Granollers-Pujol den Solingern in die Karte spielte und weil zum anderen Alexander Flock eine Leistung ablieferte, die seinen Kontrahenten fast verzweifeln ließ.

Nach Gero Kretschmers Zwei-Satz-Sieg gegen Raphael Özelli (7:6, 6:0) und Bastian Knittels knapper Niederlage gegen Jesse Huta-Galung (1:6, 5:7) lag auf einmal eine 3:1-Führung des Außenseiters in der Luft. Und das lag in erster Linie an Alexander Flock, der es als erster Solinger schaffte, in einem Spitzeneinzel eine Siegchance zu haben.

Es war das neunte Spiel im ersten Satz, als die Partie gegen Robin Haase eine entscheidende Wendung nahm. Drei Break- und Satzbälle hatte der STC-Rückkehrer gegen den Niederländer abzuwehren. „Wenn du da nicht an dich glaubst, ist das Spiel gelaufen“, sagt Alexander Flock später. Der Lockenkopf machte nicht nur drei Punkte in Folge, sondern verkürzte auf 4:5 und nahm dem in der Weltrangliste 301 Plätze vor ihm platzierten Haase gleich auch noch dessen Aufschlagspiel ab (5:5). Als Flock im Tiebreak abermals mit dem Rücken zur Wand stand und die Situation, den 1:5-Rückstand zum 5:5 auszugleichen, meisterte, war der Weg frei zum Satzgewinn (8:6).

Robin Haase hatte ein mentales Problem, wie er später zugab. Der Niederländer kassierte zu Beginn des zweiten Durchgangs ein Break und musste tief in die psychologische Trickkiste greifen, um seinem grandios agierenden Kontrahenten nicht den Sieg zu überlassen. Haase beantragte eine Unterbrechung, verschwand in der Kabine, um sich dort zu sammeln.

Alexander Flock, der zwischen den Ballwechseln immer wieder von Physiotherapeut Lars Burgwinkel am Oberschenkel behandelt wurde, gab kurze Zeit später beim 4:3 seinen Vorteil aus der Hand. Der Solinger spielte nicht schlechter als vorher, Robin Haase hingegen spielte sich mit jedem gelungenen Ballwechsel frei und machte keine Fehler mehr. Der Niederländer holte sich den zweiten Satz (6:4) und legte im Match-Tiebreak gleich eine 7:1-Führung vor, die sich ein Weltklassespieler für gewöhnlich nicht mehr nehmen lässt. Flock nahm die Niederlage kämpferisch: „Ich brauche noch zwei, drei Matches gegen Spieler diesen Kalibers, dann habe ich mich an das Niveau gewöhnt und gewinne auch“.

2:2 entpuppte sich als zu wenig

Clinton Thomson hatte in der Zwischenzeit sein Einzel gegen Andreas Haider-Maurer gewonnen, so dass die so wichtige 3:1-Führung vor den Doppeln möglich gewesen wäre. Das 2:2 entpuppte sich letztendlich als zu wenig. Robin Haase blühte an der Seite seines Landsmanns Jesse Huta-Galung noch auf. Das Duo ließ Gero Kretschmer und Clinton Thomson keine Chance. Und in dem ausgeglichenen Doppel zwischen Michael Kohlmann und Bastian Knittel sowie Andreas Haider-Maurer und Marcel Granollers-Pujol hatten die Neusser das glücklichere Ende für sich. Und wieder standen die Widderter mit leeren Händen da.

(RP)
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