Handball Emotionaler Auftritt mit Folgen

Zum dritten Mal seit dem Amtsantritt von Trainer Raimo Wilde spielte der Bergische HC nur Unentschieden. Die Schiedsrichter waren nicht ganz unbeteiligt daran, dass der HSC Coburg in den Schlusssekunden noch zum 28:28-Ausgleich kommen konnte.

Henning Quade ist noch nicht einmal mehr in der Lage, aufzustehen und zu jubeln. Der 19-Jährige hatte gerade zum vierten Mal von einem genialen Anspiel Alexander Oelzes profitiert und sich im Zweikampf gegen Kamil Piskac durchgesetzt. Obwohl der ebenso bullige Kreisläufer des HSC Coburg mit allen unfairen Mitteln versuchte, Henning Quade am Wurf zu hindern, brachte dieser den Ball zum fünften Mal an Harvard Martinsen im Netz unter — der BHC führt 112 Sekunden vor Schluss mit 28:26.

Andreas und Marcus Pritschow drückten bei dieser Aktion wieder einmal jeweils beide Augen zu, obwohl sie Kamil Piskac für zwei Minuten oder eher sogar mit einer Roten Karten vom Feld hätten schicken müssen. Während Henning Quade mit Schmerz verzerrtem Gesicht auf dem Boden liegen bleibt, fackeln die Coburger beim Anwurf nicht lange. Nach der Schnellen Mitte landet der Ball nur sechs Sekunden nach Quades Treffer bei Matthias Briem auf der rechten Angriffsseite. Ein taktisches Foul von Christian Hoße, ein Schiedsrichter-Pfiff, Briem läuft weiter, wirft und trifft — und der zweite Pritschow erkennt den Treffer an.

Raimo Wilde ist an der Seitenlinie von Mathias Fuchs und Sebastian Hinze nicht zu beruhigen und zu halten. Der Löwen-Coach steht gut zwei Meter auf dem Spielfeld, wettert in Richtung der Schiedsrichter, als diese die Partie endlich unterbrechen, damit sich Physiotherapeut Carsten Walonka um Henning Quade kümmern kann. "Nach so einer Häufung von Fehlentscheidungen habe ich mich nicht mehr zurückhalten können", entschuldigt sich Raimo Wilde später für seinen emotionalen Auftritt, der seiner Mannschaft eine unnötige und Spiel entscheidende Zeitstrafe bescherte. Weil der Trainer in Halbzeit eins bereits mit einer Gelben Karte verwarnt worden war, folgen jetzt die Zwei Minuten.

Doch selbst in 4:5-Unterzahl — Elvir Selmanovic und Christian Pack waren zuvor schon hinausgestellt worden — bekommen die Löwen ihre freie Wurfchance: Doch Alexander Oelze scheitert an dem glänzenden Harvad Martinsen. Im Gegenzug kann dessen Torhüter-Kollege Ivan Zoubkoff die BHC-Führung retten, als er Stefan Faldts Versuch von Rechtsaußen mit dem linken Fuß abwehrt. Weil Jiri Vitek viel zu früh den Abschluss sucht und sein Wurf im Coburger Block hängen bleibt, bleibt den Oberfranken noch 34 Sekunden Zeit für den letzten Angriff. Den finalen Versuch versenkt Anton Lakiza aus dem Rückraum im unteren linken Eck zum 28:28-Ausgleich.

Fassungslose Blicke

Das Schlusssignal geht im Jubel in der mit 1200 Zuschauern bis auf den letzten Platz gefüllten Sporthalle Am Anger unter. Während sich die Coburger alle auf Anton Lakiza stürzen und den Torschützen unter sich begraben, verharren die konsternierten Spieler des Bergischen HC mit fassungslosen Blicken auf ihren Positionen. Wieder nur Unentschieden gespielt, zum dritten Mal seit dem Amtsantritt von Raimo Wilde — obwohl die Löwen ihren Gegner in der ersten Halbzeit beherrscht und zwischenzeitlich verdient mit bis zu sechs Treffern in Führung gelegen hatten.

(RP)
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